zurück zur Übersicht
Cannes

Frisches vom Cannes Filmfestival

Ein Beitrag von Jürgen Fauth

Meinungen
Cannes 2018

Bonjour und so weiter! Das Cannes Filmfestival wurde am Dienstag Abend eröffnet — vielleicht habt Ihr die Fotos von Kristen Stewart und Jury-Präsidentin Cate Blanchett schon gesehen — und wie immer ist Kino-Zeit für Euch vor Ort.

Asghar Farhadis Everybody Knows, ein Kidnapping-Drama mit Penélope Cruz und Javier Bardem in den Hauptrollen, eröffnete das Festival. Joachim Kurz fand den Film Farhadis „zugänglichstes Werk – aber gleichzeitig auch dasjenige, mit dem er sich am weitesten den Konventionen des europäischen Arthouse-Kinos angepasst hat.“ Focus Features hat gleich zugeschlagen und Netflix die Rechte an dem Film weggeschnappt.

Der neue Film des Regie-Paars Christina Gallego und Ciro Guerra, Oscar-nominiert für Der Schamane und die Schlange, eröffnete dann gestern die Quinzaine-Reihe. Bei Birds of Passage geht es um Drogen in Kolumbien, aber „im Gegensatz zu Serien wie Narcos findet sich in Birds of Passage keine coole Verherrlichung der Druglords. Der Film erzählt, was das Drogengeschäft mit einem Stamm macht, der bereits Piraten, Spanier, Engländer und alle anderen Varianten von Landräubern überlebt und vertrieben hat.“

Die Reihe Un Certain Regard wurde vom ukrainischen Regisseur Sergei Loznitsa eröffnet, dessen Film Donbass über den Alltag aus Kriegszustand und Bandenkriminalität erzählt — ein „kraftvoller Metadiskurs über Lüge und Wahrheit in Zeiten des Krieges.“

Etwas zu sentimental dagegen fand Joachim Kurz A.B. Shawkys Spielfilmdebüt Yomeddine, in dem es um eine Aussenseiter-Freundschaft zwischen einem Leprakranken und einem Waisen geht. Nichtsdestotrotz lobte er die wundervollen Hauptdarsteller und den „zutiefst humanistischen“ Ansatz des Films.

Am begeistertsten zeigte sich bisher Beatrice Behn, die überrascht war, wie poppig und bunt der erste ostafrikanischen Beitrag in Cannes daherkommt. Rafiki von Wanuri Kahiu ist eine Liebesgeschichte aus Kenia, die im eigenen Land verboten ist — und “ eine kleine Revolution in Sachen internationaler Repräsentationspolitik“ darstellt.

Ach so — und während Kritiker weiter Schlange stehen kriegen Babies jetzt endlich Presseakkreditierungen. Vive la France!

 

Meinungen