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Berlinale 2022

Das sind die Berlinale-Gewinner 2022

Ein Beitrag von Redaktion

Gestern wurden die GewinnerInnen der 72. Berlinale gekürt. Wir haben die Liste der PreisträgerInnen noch einmal kompakt zusammengefasst.

Meinungen
Goldener Bär und Silberne Bären - Berlinale
Goldener Bär und Silberne Bären - Berlinale

 

Wettbewerb

  • Goldener Bär — Bester Film: Alcarràs von Carla Simón


    Die Familie Solé lebt in der Stadt Alcarràs, im Süden Kataloniens. Sie baut auf einer großen Landfläche Pfirsiche an. Als der Großvater im heißen Sommer seine Sprache verliert, weiß niemand von den Familienmitgliedern warum.
    Alcarràs von Carla Simón, (c) Avalon

     
  • Silberner Bär — Großer Preis der Jury: The Novelist’s Film (So-seol-ga-ui-yeong-hwa) von Hong Sangsoo

    Inhalt: Die Schriftstellerin Jun-hee begibt sich auf eine lange Reise, um die Buchhandlung ihres früheren Freundes zu besuchen, zu dem sie den Kontakt verloren hat. Dann steigt sie allein auf einen Turm und trifft dort auf einen Filmregisseur und seine Frau. Bei einem gemeinsamen Spaziergang im Park treffen sie auf die Schauspielerin Gil-soo. Jun-hee versucht, Gil-soo zu überreden, gemeinsam mit ihr einen Film zu drehen. Nach einem gemeinsamen Essen kehren die beiden in den Buchladen zurück, wo eine Gruppe von Leuten trinkt. 
     
  • Silberner Bär – Preis der Jury: Robe of Gems von Natalia López Gallardo

    Inhalt: Isabel befindet sich mitten in einem Scheidungsprozess. Sie bezieht ein altes Landhaus, das einst ihrer Familie gehörte. Als die Schwester von Isabels Angestellten Marta spurlos verschwindet, übernimmt Polizeichefin Roberta die Ermittlungen. Auch Robertas Sohn ist in Drogengeschäfte verstrickt, woran die besorgte Ermittlerin zu verzweifeln droht. Und auch Marta verdient sich ohne Wissen der Polizeichefin ihren Lebensunterhalt mit der Arbeit für eine lokale Drogenbande. Der Weg der drei Frauen zur Erlösung wird von Tragödien und Gewalt überschattet.
     
  • Silberner Bär — Beste Regie: Claire Denis für Both Sides of the Blade (Avec amour et acharnement)

    Inhalt: Sara ist in einem Liebesdreieck zwischen zwei Männern gefangen, ihrem langjährigen Partner Jean und dessen früheren besten Freund François, mit dem sie davor zusammen war. Erst hatte Sara ihn auf der Straße wiedergesehen, und plötzlich nahm François nach Jahren der Funkstille Kontakt mit Jean auf, um wieder mit ihm zusammenzuarbeiten.
     
  • Silberner Bär — Beste Darstellerin: Meltem Kaptan in Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush von Andreas Dresen

    Aus unserer Kritik: „Gerade weil diese Rabiye Kurnaz so laut ist, manchmal auch so naiv und dennoch stets unwiderstehlich, folgen wir ihr nicht nur gerne, sondern mit einen Höchstmaß an Respekt und Empathie. Und dass es der Film versteht, aller spritzigen Dialoge zum Trotz dennoch immer wieder auch Momente des Innehaltens, der Traurigkeit und der tiefsten emotionalen Anteilnahme zu erschaffen, denen man sich als Zuschauer*in ebenfalls nicht entziehen kann, unterstreicht die Güte des Drehbuchs (Laila Stieler) und der Herzenswärme und des Humor von Andreas Dresen.“ (Joachim Kurz)
    Meltem Kaptan (r.) in Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush von Andreas Dresen, (c) Cinéma Defacto
     
  • Silberner Bär — Beste Nebendarstellerin: Laura Basuki in Before, Now & then von Maila Andini

    Inhalt: Die Indonesierin Nana lebt in den 1960er Jahren in West-Java. Sie flieht vor einer ungewollten Eheschließung und verliert in der Folge ihren Vater und ihre Kinder. Mit dem wohlhabenden Sunda geht sie eine Ehe ein, doch wegen seiner patriarchalen Haltung und seiner Geliebten wird sie mit ihm nicht glücklich. In einer Freundschaft mit einer dieser Geliebten jedoch findet sie Trost
     
  • Silberner Bär — Bestes Drehbuch: Laila Stieler für Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush

    Aus unserer Kritik:
    „Eine Komödie über die Suche nach Gerechtigkeit und den konkreten Fall des „Bremer Taliban“ — geht das überhaupt? Und wenn, dann auf diese Weise? Andreas Dresens Bearbeitung und Inszenierung des Stoffes ist nicht ganz unumstritten und ohne Frage eine, die polarisiert. Ganz abgesehen von der Frage, ob die reale Rabiye Kurnaz (die gleichwohl bei den Dreharbeiten beteiligt war) wirklich so eine Person ist (die Bilder allerdings zeigen eine Frau sehr ähnlichen Aussehens), wie der Film sie zeichnet, ist dabei nur die offensichtlichste.“
     
  • Silberner Bär — Herausragende Künstlerische Leistung: Rithy Panh und Sarit Mang für Everything Will Be Ok von Rithy Panh

    Inhalt: Der Film geht der Frage nach, wie eine Welt aussehen würde, in der die Tiere an die Macht kämen. Würden sie sich wie Menschen verhalten? Würden Tiere ähnliche Fehler begehen, um Macht kämpfen oder Terrordiktaturen aufbauen? Oder würde mehr Frieden auf der Welt herrschen? Und was würden die Kunstwerke von Tieren symbolisieren?
  • Lobende Erwähnung: Drii Winter (A Peace of Sky) von Michael Koch

    Aus unserer Kritik:
    „Michael Kochs überwiegend sehr überzeugendes Drama um eine Beziehung und deren Scheitern setzt vor allem auf die Macht der Bilder. Prächtige Landschaftspanoramen, Detailaufnahmen harter körperlicher Arbeit, dazu immer wieder außergewöhnliche Bildausschnitte, bis aufs Äußerte verknappte Dialoge und ein pointierter Musikeinsatz geben Drii Winter eine fast asketische, zugleich aber sehr intensive Anmutung, der man sich nur schwer entziehen kann.“ (Joachim Kurz)

Encounters

  • Bester Film: Mutzenbacher von Ruth Beckermann

    Aus unserer Kritik:  „Und so fantasieren, gestehen, beichten und schwadronieren die Kerle und Mannsbilder über das, was geil macht, über angebliche oder tatsächliche erotische Erlebnisse, über Coming-outs und verpatzte Abenteuer, vermeintlich über ein Buch und doch vor allem über.“ (Joachim Kurz)
     
  • Spezialpreis der Jury: Bis Freitag Robinso von Mitra Farahani

    Inhalt: Vor einigen Jahren hat Mitra Farahani die Idee, zwei große Filmemacher zusammenzubringen. Obwohl sie derselben Generation angehören, sind sie einander nie persönlich begegnet: der Schweizer Jean-Luc Godard und der weniger bekannte Ebrahim Golestan.
    Wie sich zeigt, kommt ein Treffen nicht infrage. Farahani schlägt eine Korrespondenz vor, worauf ein zögerlicher Godard, verspielt wie immer, antwortet: „Möglicherweise korrespondieren wir nicht.“ Ihre gemeinsamen und/oder verschiedenen Odysseen reflektierend, beginnen die Maestros einander Nachrichten zu schicken, jeden Freitag, 29 Wochen lang.
     
    Bis Freitag Robinso von Mitra Farahani, (c) Écran noir productions
  • Beste Regie: Unrueh (Unrest) von Cyril Schäublin

    Inhalt: „Eine andere Zeit ist möglich! Zumindest war dies zu Beginn der industriellen Uhrenherstellung um 1877 der Fall, als Behörden, Fabrikanten und Uhrenmodelle noch mit je eigenen Zeiteinteilungen operierten, samt damit verbundener Zeitpläne, Werte und Weltbilder. In dieser proto-tayloristischen Gesellschaft, in der Beamte und Gendarmen über die richtige Uhrzeit wachen und dem Produktionsbetrieb und der Gemeinschaft den Takt vorgeben, gründen Arbeiter eine anarchische Gewerkschaft mit Verbindung zur internationalen Arbeiterbewegung.“

 

 
Generation

  • Großer Preis der Internationalen Jury — KPlus: Das stille Mädchen von Colm Bairéad

    Inhalt: Vier Geschwister, eine Mutter, zerrissen zwischen Fürsorge und Hilflosigkeit, ein fluchender Vater und jeden Morgen eine nasse Matratze – so sieht das Leben der schweigsamen Cáit aus. Die Eltern halten es für das Beste, wenn sie den Sommer auf der Farm naher Verwandter verbringt. Cáit kennt die beiden nicht. Das Haus ist hell und sauber, zum Anwesen führt eine Allee mit üppig-grünen Bäumen. Hier herrscht eine respektvolle Stille. Liebevoll umsorgt von Eibhlín fühlt sich Cáit geborgen. Nach anfänglicher Zurückhaltung vertieft sich auch die Beziehung zu Seán, der mit ihr die Kälber füttert. Die Matratze bleibt trocken. Und doch scheint der Farm inmitten der kargen, schönen irischen Landschaft ein Geheimnis anzuhaften, auf dessen Spuren sich Cáit mit neu gewonnenem Mut und Vertrauen begibt.
     
  • Großer Preis der Internationalen Jury — 14Plus: Kind Hearts von Olivia Rochette und Gerard-Jan Claes

    Inhalt: Die Schulzeit endet und große Entscheidungen stehen bevor: Wie diesen einen langen Sommer am besten nutzen? Wo und was studieren? Als Paar zusammenziehen oder lieber mit Freund*innen in eine WG? Die Zukunft scheint verheißungsvoll. Die Beziehung von Billie und Lucas fühlt sich dagegen plötzlich gar nicht mehr aufregend an, sondern vor allem bequem und vertraut. Lucas macht einfach weiter, mit seinen Samples, den Auftritten mit Charlotte. Billie sucht nach Neuem. Neuen Gewohnheiten, neuen Gefühlen. Was bleibt, ist die Zuneigung zueinander. Das Regie-Duo Olivia Rochette und Gerard-Jan Claes verschmilzt auf faszinierende Weise Dokumentarisches mit Inszeniertem und wirft einen reflexiven Blick auf Gefühle, Gesten und die Sprache einer ersten Liebe.

 
Kurzfilm

  • Goldener Bär — Bester Kurzfilm: Trap von Anastasia Veber

    Inhalt: Sie feiern die Nächte durch, suchen den Exzess und lassen sich gehen. Wenn Marina mal wieder zu weit gegangen ist, weiß sie, dass ihr Bruder Sasha sie retten wird. Tagsüber trainiert er im Olympiakader und versucht, seinem Teamkollegen die Freundin auszuspannen. Erzählt wie ein Reigen, fängt der Film das Lebensgefühl junger Erwachsener in Russland ein, die gefangen sind zwischen Drill und Ekstase, Polizeikontrollen und dem Wunsch, füreinander da zu sein.
     
  • Silberner Bär Preis der Jury — Kurzfilm: Sunday Morning (Manhña de Domingo) von Bruno Ribeiro

    Inhalt: Ein Konzert steht an. Gabriela sitzt am Klavier und spielt – für sich, für ihn, für ihre Mutter. Das Musikstück verändert sich mit jedem Zuhören und bleibt doch immer dasselbe. Erinnerungen kommen hoch, das Hier und Jetzt verzahnt sich mit dem Damals. Je tiefer sie geht, desto näher kommt sie dem inneren Frieden und der Versöhnung.
     
  • Berlin Short Film Candidate For The European Film Awards: The Sower of Stars (El sembrador de erstellas) von Lois Patiño

    Inhalt: Ferne Lichter lassen die Umrisse einer Stadt erkennen. Leuchtende Schiffe kommen über das Wasser, an Bord schlafende Menschen, die Nacht scheint sich zu verflüssigen. Der Sternensäer weckt die Schlafenden auf und reist mit ihnen durch die Stadt. Sie reden über dies und jenes – und verabschieden sich von allem.

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