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Frankreich ändert Zulassungsregeln für die Oscars

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

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Catherine Deneuve und Linh Dan Pham im Oscargewinner "Indochine"
Catherine Deneuve und Linh Dan Pham im Oscargewinner "Indochine"

04.07.2019: Frankreichs nationales Filminstitut, das Centre national du cinéma (CNC), hat die Regeln verändert, die ein französischer Film erfüllen muss, um ins Rennen um die Oscarnominierungen für den besten fremdsprachigen Film zu gehen. Das berichtet das Branchenblatt Deadline.

Bislang kam ein Film als Oscar-Repräsentant für Frankreich in Frage, wenn er zwischen dem 1. Oktober des vorangegangenen Jahres und dem 30. September des laufenden Jahres in den französischen Kinos startete. Die Lockerung dieser Regeln sieht vor, dass künftig ein sogenannter formaler Release ausreicht, bei dem sich Filme mit einem späteren offiziellen Kinostart an sieben aufeinanderfolgenden Kinospieltagen vor dem 30. September für die Oscars qualifizieren können. Auf diese Weise hätte das Komitee eine größere Auswahl.

Jenes Auswahlkomitee soll in Zukunft um Insider aus der Filmindustrie ergänzt werden, die sich besonders gut mit dem amerikanischen Filmmarkt auskennen: Zwei jedes Jahr vom Kulturministerium gewählte Filmemacher_Innen, zwei Produzent_Innen und zwei Sales-Agent_Innen sollen die Gruppe vervollständigen, die sich bislang aus Repräsentanten von Unifrance, den Césars und dem Filmfestival von Cannes zusammensetzte.

Frankreich gehört zu den Ländern, die in der Oscar-Sektion International Feature Film (vormals Bester Fremdsprachiger Film) am häufigsten nominiert waren und gewannen. Jedoch gelang dem Land kein Sieg mehr seit dem 1992er Indochine von Régis Wargnier.

Die neuen Zulassungsregeln, die vom CNC bislang noch nicht final abgesegnet wurden, sorgten in Frankreich für gespaltene Reaktionen. Während einige Produzenten wie Nicolas Brigaud-Robert (120 BPM) sie als Schritt in die richtige Richtung feierten, um Frankreichs Chancen zu stärken, zeigten sich Kollegen wie der Wild-Bunch-Mitgründer Vincent Maraval skeptisch: „Lasst uns abwarten, wer im Komitee sitzt,“ zitiert ihn Deadline. Maraval hatte sich im Jahre 2013 geweigert den Release von Blau ist eine warme Farbe zu verschieben und dem Film so die Möglichkeit genommen sich für die Oscars zu qualifizieren. Diese Entscheidung sah er als Protest gegen die Regeln der Academy und begründete sie mit der geringen Bedeutung eines Oscars für einen Film, der bereits mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde.

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