zurück zur Übersicht
Aktuelles

DOK Leipzig will mehr Raum für Diskussionen schaffen

Ein Beitrag von Christian Neffe

Meinungen
Festivalimpression DOK Leipzig 2018
DOK Leipzig 2018

07.08.2019: Das Dokumentarfilm-Festival DOK Leipzig will während seiner diesjährigen Ausgabe mehr Raum für Debatten ermöglichen. „Unter dem Titel ‚Wem gehört die Wahrheit? richtet DOK Leipzig im Herbst ein zweitägiges Symposium aus, um die Facetten des filmischen Umgangs mit dem politischen Gegner in den Blick zu nehmen und zu diskutieren“, teilten die Veranstalter am Dienstag mit. Das Symposium wird gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung und findet vom 31. Oktober bis 1. November statt.

Damit reagieren die Betreiber auf Kontroversen des vergangenen Jahres. Damals hatte der Film Lord of the Toys die Goldene Taube in der Kategorie Langfilm gewonnen und bereits vor seiner Vorführung für teils heftige Reaktionen gesorgt. Der Vorwurf: Die diskriminierenden und gewaltverherrlichenden Aussagen einer Youtube-Clique, die porträtiert wird, würden unkommentiert stehen gelassen.

Die Fragen, denen auf dem Symposium nachgegangen werden soll: Welche ästhetisch-politischen Strategien verfolgen Dokumentarfilmschaffende in der Auseinandersetzung mit Personen, die ihrer persönlichen Weltanschauung entgegenstehen? Wer setzt Regeln? Und wie lässt sich ein kritischer Film von einem affirmativen abgrenzen?

„Während der vergangenen Festivalausgaben gab es hitzige Debatten darüber, welche die ‚richtige‘ Herangehensweise an Dokumentarfilme sei, deren Protagonisten nicht das eigene Wertesystem teilen“, so Festivalleiterin Leena Pasanen. „Die Diskussionen waren von einer großen Sorge begleitet, dass sich Filmemacher mit den Protagonisten gemein machen würden. Es entstand ein regelrechtes Ringen um die Wahrheit. Deshalb machen wir den Titel des Symposiums auch zum Leitspruch der diesjährigen Festivalausgabe.“

Die Filme des Symposiums stellen zugleich eine der Sonderreihen des diesjährigen Festivals dar. Weitere kuratierte Sonderreihen beleuchten die Filmgeschichte, nehmen einzelne Filmländer in den Blick oder widmen sich dem Werk herausragender Künstler*innen. In diesem Jahr steht dabei die in Singapur ansässige Regisseurin Tan Pin Pin im Mittelpunkt, die in Werken wie To Singapore, with Love (2013) einen Blick auf die nationale Identität ihres Landes wirft .

In der diesjährigen Retrospektive sollen — passend zum Jubiläum des Mauerfalls — 40 Jahre deutsche Doppelstaatlichkeit ins Visier genommen werden. Der Länderfokus beim DOK Leipzig 2019 liegt auf Kroatien. Und in der traditionsreichen Reihe DEFA Matinee würdigt das Festival den einzigen Essayfilmer der DDR: Eduard Schreiber.

Das DOK Leipzig findet vom 28. Oktober bis 3. November statt. Insgesamt laufen während der Festivalwoche in der offiziellen Auswahl sowie den Sonderreihen mehr als 300 Filme aus der ganzen Welt.

Meinungen