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DOK Leipzig 2020: Alle Infos zum Hybrid-Festival

Ein Beitrag von Christian Neffe

Das Leipziger Dokumentar- und Animationsfilmfestival findet in diesem Jahr in hybrider Form statt: analog und digital. Wir geben die wichtigsten Infos zum Ende Oktober beginnenden Dok Leipzig 2020.

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DOK Leipzig 2019
DOK Leipzig 2019

Die gute Nachricht vorab: In diesem Jahr können auch Menschen, die nicht nach Leipzig reisen, in den Genuss des Filmprogramms des DOK Leipzig kommen. Denn die 63. Ausgabe des „Internationalen Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm“, so der volle Titel, findet coronabedingt erstmals in hybrider Form statt.

Heißt konkret: Die Kinosäle sind für die Veranstalter*innen rund um den neuen Intendanten Christoph Terhechte noch immer die primäre Spielstätte, wie es auf der Pressekonferenz in der vergangenen Woche hieß. Zugleich werden nahezu alle Festivalfilme aber auch online per Stream deutschlandweit verfügbar sein. Alles Wissenswerte zum DOK Leipzig 2020 haben wir hier zusammengetragen.

 

Wann findet das DOK Leipzig 2020 statt?

Offizieller Beginn ist am Montag, dem 26. Oktober. In diesem Jahr wird zum Zwecke des Infektionsschutzes auf eine traditionelle Eröffnungsfeier verzichtet, stattdessen gibt es ein Live-Event, das online gestreamt und für alle unter dok-leipzig.de verfügbar sein wird. Beginn ist um 16 Uhr. Um 17 Uhr läuft mit Joy der erste Film im Spielplan an, um 20 Uhr folgen sowohl Girls/Museum als auch Children

Der Festivalplan ist bis einschließlich Sonntag, 1. November, voll belegt. An diesem letzten Tag werden ab 16 Uhr außerdem die 22 Preise des Festivals verliehen. Dies ist ebenfalls frei im Stream zu sehen.

 

Wie viele Filme sind im Programm?

Wurden im vergangenen Jahr noch mehr als 300 Filme im Programmheft aufgeführt, ist der Festivalplan in diesem Jahr sowohl aufgrund einer generellen Umstrukturierung als auch infolge von Corona auf 141 Filme aus 45 Ländern zusammen- respektive gesundgeschrumpft worden. Darunter sind 43 Weltpremieren, elf internationale, sieben europäische und 36 deutsche Premieren. Hinzu kommen neun sogenannte Extended-Reality-Vorführungen (siehe unten).

 

Wie läuft das Streaming ab und was kostet es?

132 der 141 Filme im DOK-Programm werden ab dem Zeitpunkt der Erstaufführung im Kinosaal 14 Tage lang online verfügbar sein — digital läuft das Festival im Prinzip also bis zum 14. November. Um die Filme online zu sehen, wird ein Account bei culturebase.org benötigt. 

Der Vorverkauf der Tickets — sowohl digital als auch analog — beginnt am 20. Oktober. Das Ticket für eine Video-on-Demand-Vorstellung behält seine Gültigkeit, solange der Film verfügbar ist. Ab Beginn der Sichtung steht der Film dann 48 Stunden zur Verfügung. Ausgenommen sind die Filmvorführungen, die nur online als Livestream gezeigt werden: Solche Livestream-Ticket sind nur für den Zeitraum des Livestreamings nutzbar. (Details dazu im Programmplan)

Das VoD-Ticket für einen einzelnen Film kostet fünf Euro. Alternativ kann auch ein digitaler Festival-Pass für 50 Euro erworben werden, der bis zum Ende gültig ist. Für private Sichtungen in Gruppen bitten die Veranstalter*innen um dem Erwerb eines Gruppen-Einzelticket für 20 Euro.

Auf freiwilliger Basis kann zudem ein höherer Betrag gezahlt werden, die Überschüsse kommen den Filmemacher*innen zugute. Auf der Pressekonferenz hieß es außerdem, sämtliche Gewinne aus dem Online-Angebot würden an die Rechteinhaber weitergegeben werden.

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Was sind die Highlights?

Hier eine kleine Auswahl, die die Veranstalter*innen auf der Pressekonferenz selbst hervorgehoben haben:

  • A Black Jesus von Luca Lucchesi
    Im sizilianischen Siculiana wird Religiosität selbstverständlich gelebt. Und selbstverständlich ist die hier verehrte Jesus-Christus-Figur schwarz, schon immer. An die dunkelhäutige Nachbarschaft im Flüchtlingslager können sich manche allerdings nicht gewöhnen…
     
  • Atomkraft Forever von Carsten Rau
    Wo stehen wir in Sachen Atomkraft? Der nukleare Albtraum ist nicht zu Ende, eine sichere Endlagerung nicht in Sicht. Dennoch scheint die „saubere“ Kernenergie, befördert durch den Kohleausstieg, für viele wieder eine Option zu sein. Der Schrecken des Klimawandels sticht den Schrecken des atomaren GAUs.
     
  • Children von Ada Ushpiz
    Zu Palästinas Aufständischen zählen auch Kinder. Auf israelischer Seite beobachtet man seit einiger Zeit Minderjährige, die sich aktiv an einer Intifada beteiligen. Ada Ushpiz begleitet die zweifelhaften Widerständigen und wird Zeugin eines ungeheuerlichen Drucks.
     
  • Girls/Museum von Shelly Silver
    Shelly Silvers Protagonistinnen umfassen eine Altersspanne von sieben bis neunzehn Jahren. Ihre Aufmerksamkeit richten sie auf (in erster Linie von Männern gemachte) Kunstwerke im Leipziger Museum der bildenden Künste, gefolgt von spontanen Werkinterpretationen.
     
  • Joy von Daria Slyusarenko
    Der russische Wanderzirkus „Joy“ verheißt Freude. Hinter den Kulissen ist der Umgangston aber rau: Eifersüchteleien, kleine und größere Grausamkeiten bestimmen den Alltag. Daria Slyusarenko erzählt in ihrem Debüt von großen künstlerischen Träumen im kleinen Zelt.
     
  • Robin’s Hood von Jasmin Baumgartner
    Die Fluktuation im Wiener Fußballclub RSV ist hoch. Trainer Robin betrachtet seinen Verein auch als politisches Projekt: Spieler mit unterschiedlichsten Geburtsnationen finden sich in seiner „dirty rotten bunch“ zusammen. Disziplin und Exzess liegen beim RSV nah beieinander.
     
  • Wir wollten alle Fiesen killen von Bettina Ellerkamp und Jörg Heitmann
    Im deutschen Filmfördersystem darf Science-Fiction nur realisieren, wer künstlerisch-dokumentarisch arbeitet. Ein guter Grund, um wahren Science-Fiction-Stoff auf realem deutschen Boden zu finden - Bettina Ellerkamp und Jörg Heitmann haben deshalb einen Berg gekauft. Ein schwarzhumoriges Stück über Gewinnoptimierung durch Spekulationsobjekte.
     
  • Zaho Zay von Maéva Ranaïvojaona und Georg Tiller
    „Zaho Zay“ — täglich salutieren so die Häftlinge in einem überfüllten madagassischen Gefängnis, dessen Wärterin in jedem neuen Gefangenen ihren verlorenen Vater sucht. Ihre Projektionen und Fantasien lassen die mystische, mörderische Vaterfigur in (alb-)traumhaften Sequenzen über die Insel streifen.

Das komplette Programm in der Übersicht findet sich hier.

 

Welche Reihen stehen auf dem Programm?

Beim DOK Leipzig 2020 gibt es sechs Wettbewerbe und eine neue Sektion außer Konkurrenz:

  • 12 Filme im Internationalen Wettbewerb langer Dokumentar- und Animationsfilm

  • 21 Filme im Internationalen Wettbewerb kurzer Dokumentar- und Animationsfilm

  • Fünf Filme bei Camera Lucida – Außer Konkurrenz (neue Sektion, laut den Veranstalter*innen eine „Schublade für all die Filme, die in keine Schublade passen“)

  • Sieben Filme im Deutschen Wettbewerb langer Dokumentar- und Animationsfilm

  • Zehn Filme im Deutschen Wettbewerb kurzer Dokumentar- und Animationsfilm

  • Zehn Filme bei „Der Goldene Schnitt“ – Wettbewerb um den Publikumspreis langer Dokumentar- und Animationsfilm

  • Zehn Filme bei „Der Goldene Schnitt“ – Wettbewerb um den Publikumspreis kurzer Dokumentar- und Animationsfilm

Hinzu kommen sechs Sonderreihen:

  • Vier Filme bei “Zeiten anhalten, Orte bewegen. Hommage Annik Leroy“ (Retrospektive über die belgische Regisseurin, Fotografin und Kamerafrau Annik Leroy, inklusive einer von ihr abgehaltenen Master Class)

  • Acht Filme bei „Animation Perspectives: Patrick Buhr_Aaron Jablonski“ (ausschließlich online, die beiden Medienkünstler tauschen sich im virtuellen Raum über ihre Animationsminiaturen aus)

  • 25 Filme bei „Re-Visionen: animation@DOK 25aus25“ (zur Feier des 25-jährigen Jubiläums des Animationsfilmwettbewerbs mit 25 Filmen seit 1995)

  • 20 Filme bei „Kids Dok“ (Dokumentar- und Animationsfilme für Filmfans ab fünf Jahren)

  • Acht Filme bei „Genius Loci: Bahnhof, Film und Vorwärtskommen“ (ausschließlich vor Ort, Sonderreihe im Leipziger Hauptbahnhof, die sich rund um Bahnhöfe und Eisenbahnen dreht)

  • Ein Film bei „DEFA persönlich: Kurt Tetzlaff“ (Sondervorführung des restaurierten Dokumentarfilms Erinnerung an eine Landschaft – Für Manuela von Kurt Tetzlaff über die Braunkohleförderung südlich von Leipzig)

Die Reihe DOK Neuland widmet sich außerdem mit sogenannten Extended-Reality-Formaten dem Thema „Resonating Spaces“. Sie umfassen sieben VR-Erfahrungen, einen 360°-Film sowie eine Soundinstallation und sind ausschließlich vor Ort erlebbar.

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Wie sieht das Rahmenprogramm aus?

Neben den Filmvorführungen wird auch in diesem Jahr dem Austausch über die einzelnen Werke sowie das Filmgeschäft an sich eine hohe Aufmerksamkeit zuteil. Geplant sind 70 Filmgespräche (zwölf davon live), rund 50 sogenannte „Director’s Short Cuts“, sieben Festival Sneaks (also Programmeinführungen durch das Festivalteam), drei Programmtalks und eine Master Class.

Zu den zwölf Live-Filmgesprächen, die im Anschluss an die Kinopremiere stattfinden, werden die Filmmacher*innen aus nachvollziehbaren Gründen nicht vor Ort, aber im Livestream anwesend sein. Die Diskussionen erfolgen unter Beteiligung des Publikums im Kinosaal, über ein entsprechendes Online-Tool können Zuschauer*innen, die den Film zu Hause gesehen haben, aber Fragen stellen.

Welche Veranstaltungen des Rahmenprogramms wann und wie stattfinden, ist im Programmheft vermerkt.

 

Weitere Infos…

…zum DOK Leipzig 2020 gibt es auf der entsprechenden FAQ-Seite.

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