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Claire Denis: "Weinstein hat nichts verändert."

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

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Claire Denis - Portrait
Claire Denis - Portrait

23.04.2018: Sie könne sich kaum weniger für die Harvey-Weinstein-Affäre interessieren, sagte Claire Denis dem Guardian am vergangenen Sonntag. Die französische Regisseurin hatte der britischen Tageszeitung ein Interview zu ihrem neuen Film Meine schöne innere Sonne mit Juliette Binoche gegeben und wurde dabei von Jonathan Romney auf die Beziehungen ihrer männlichen und weiblichen Figuren angesprochen. Es sei interessant, gerade in Zeiten von Weinstein und #MeToo Filme über dieses Thema zu drehen. Ihre Antwort:

„Diese Diskussion wird nur in reichen Ländern geführt. Die Welt besteht nicht nur aus den USA und Europa. Es ist die Debatte verwöhnter Kinder. Ich könnte mich nicht weniger für die Weinstein-Affäre interessieren — sie hat für Frauen nichts verändert.“

Probleme mit sexueller Unterdrückung, so Claire Denis weiter, seien letztlich immer Fragen von Klassenstrukturen: „Frauen aus Ägypten oder dem Jemen interessieren sich nicht für Weinstein. Sie haben es mit Bomben zu tun, haben kein fließend Wasser in ihren Küchen oder werden in Bussen vergewaltigt.“

Angesprochen auf ihre teils in Kamerun, Burkina Faso und Dschibuti verbrachte Kindheit, die ihr eventuell eine weitere Perspektive auf das Thema gebe, reagierte die Regisseurin ebenfalls angespannt: „Es gibt in Afrika nicht mehr Vergewaltigungen als in Frankreich. Im Gegenteil. Ich habe nie einen Harvey Weinstein in Afrika getroffen.“

Im übrigen Interview sprach Claire Denis unter Anderem über die Arbeit mit ihren Lieblingsdarstellerinnen Juliette Binoche und Isabelle Huppert und ihren kommenden Science-Fiction-Film High Life mit Robert Pattinson.

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