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Jacques Audiard verurteilt Festivals für Gender-Ungleichheit

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

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Jacques Audiard - Portrait
Jacques Audiard - Portrait

03.09.2018: Der französische Regisseur Jacques Audiard hat die großen A-Filmfestivals der Welt für ihre mangelnde Repräsentation von Frauen verurteilt. Auch für das Filmfestival in Venedig machte er kein Ausnahme, wo er aktuell seinen neuen Western The Sisters Brothers im Wettbewerb präsentiert.

Audiard gehört der französischen Organisation 50/50 for 2020 an, die eine Kampagne initiierte, dank derer Cannes, Locarno, Sarajevo und kürzlich eben auch Venedig ein Dokument für mehr Diversität unterzeichneten (wir berichteten).

Wie viele andere sei Audiard entsetzt gewesen, dass im Wettbewerb von Venedig in diesem Jahr nur ein Film von einer Frau vertreten sei. Variety zitiert seine Rede im Anschluss an ein Press-Screening auf dem Lido wie folgt:

„Ich will dem Präsidenten dieses Festivals und der Biennale nicht den Prozess machen. Aber die Antwort, die ich immer wieder bekomme — ‚Wir machen nur unseren Job; uns ist egal, ob ein Mann oder eine Frau den Film gedreht hat‘ — beweist, dass wir uns nicht die richtigen Fragen stellen. Die richtige Frage ist: Haben Festivals Gender? Und die Antwort ist: Ja.“

In den 25 Jahren, die er Festivals besuche, habe Audiard dort kaum Frauen getroffen, dafür aber immer wieder die gleichen Männer. Außerdem kritisierte er mangelnde Transparenz im Auswahlverfahren der Festivalfilme. Sein Plädoyer endete Audiard schließlich mit den Worten:

„Gleichheit kann in Zahlen ausgedrückt werden, Gerechtigkeit muss angewandt werden. — Nein, wir applaudieren nicht. Wir handeln.“

Kritik betreffs seines vorrangig männlich besetzten Films The Sisters Brothers wies Jacques Audiard mit einem Verweis auf seine mindestens zur Hälfte weiblich besetzte Crew zurück.  Der Film, koproduziert von seiner Ehefrau Alison Dickey, setze sich außerdem mit Themen wie Maskulinität und dem Gleichgewicht der Geschlechter auseinander. Einen deutschen Kinostart gibt es für den Film mit John C. Reilly und Joaquin Phoenix noch nicht.

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