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Cannes 2018

Frisches vom Cannes Filmfestival 2018 - Tag 6

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

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15.05.2018: Die große Frühsommerhitze in Cannes hat sich abgekühlt. Wie praktisch, dass unsere drei Filmkritiker_Innen vor Ort vor dem Regen ins Kino flüchten können. Beatrice Behn, Maria Wiesner und Joachim Kurz berichten tagtäglich von der Croisette.

Der heutige Tag beginnt mit einem vorläufigen Höhepunkt des Festivals: „Wenn der Kurz so rumravet, dann muss doch was dabei sein,“ dachte sich Beatrice und ist in die Abendvorstellung von Gaspar Noés neuem Film Climax über einen 90er-Jahre-LSD-Trip gegangen. Im fünften Cannes-Vlog fragen sich die beiden, was es mit der Wirkung des Films auf sich hat. Außerdem geht es um Eva Hussons Girls of the Sun über ehemalige Sklavinnen des IS, die sich dem kurdischen Widerstand angeschlossen haben.

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In ihrer Kritik hat sich Beatrice Behn übrigens noch einmal ausführlicher mit Girls of the Sun beschäftigt und erkennt an, dass es sich schon einmal um eine Innovation handelt überhaupt einen Kriegsfilm mit Frauen in den Hauptrollen zu sehen. Jedoch tappe der Film in allerlei Fettnäpfchen:

„Sowohl Kriegsfilme mit Männern als auch dieser Kriegsfilm mit Frauen arbeiten mit ganz klassischen, ja geradezu konservativen Ideen von Männlich- bzw. Weiblichkeit.“

Maria Wiesner hat es derweil in die Semaine de la Critique gezogen. Hier läuft Pamela B. Greens Dokumentarfilm Be Natural: The Untold Story of Alice Guy-Blaché über die gleichnamige und weitgehend vergessene Filmpionierin. Wiesner lobt vor allem die überbordenden Animationen und die herausragende Recherchearbeit, die den Film zu einem wichtigen Beitrag machen. Denn er fragt vor allem danach, wie es passieren konnte, dass der Name Guy-Blaché lange nicht in den Geschichtsbüchern vorkam:

„Solange es ums Ausprobieren eines neuen Mediums ging, konnten [die Frauen] kreativ und gleichberechtigt arbeiten. Erst als das Medium das Interesse eines größeren Publikums erweckte und Investoren große Profite witterten, kippten die Verhältnisse.“

Hier lacht unser Team noch — denn es hatte Lars von Triers The House That Jack Built noch nicht gesehen. Dann jedoch ist es passiert — und es kam zu einem Abschied, möglicherweise… Joachim schreibt:

Wir leben in verwirrenden Zeiten – und in gewisser Weise spiegelt Lars von Triers neuer Film genau das wider: Er ist dumm und möchte doch unbedingt weise und klug sein, er ist selbstbezogen, narzisstisch, voller Selbstmitleid, geschwätzig, nervtötend und großmäulig. Er will unbedingt erklären und belehren und bleibt am Ende doch kalt und leer.

Außerdem noch zwei kurze Nachträge von gestern. Joachim Kurz hat in Panos Cosmatos‘ Mandy endlich verstanden, wieso Nicolas Cage der Beste unter den schlechten Schauspielern ist. Und Maria Wiesner war in der Reihe Un Certain Regard beeindruckt davon, dass Vanessa Filho für ihr Regiedebüt Angel Face über eine alkoholabhängige Alleinerziehende direkt Marion Cotillard gewinnen konnte.

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