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Cannes 2018

Frisches vom Cannes Filmfestival 2018 - Tag 5

Ein Beitrag von Katrin Doerksen

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Cannes 2018

14.05.2018: So ein Montagmorgen ist viel erträglicher, wenn der Arbeitsweg an der sonnenbeschienenen Croisette entlang führt und daraus besteht die neusten Filme vor allen Anderen zu sichten. Beatrice Behn, Maria Wiesner und Joachim Kurz nehmen diesen Auftrag ernst und berichten uns Daheimgebliebenen täglich vom Gesehenen.

Zum Beispiel im nunmehr vierten Vlog aus Cannes, in dem Beatrice und Joachim beinahe zu frösteln beginnen. Es geht nämlich um eine Liebe im Kalten Krieg in Pawel Pawlikowskis Cold War. Und in Arctic muss sich Mads Mikkelsen durch — wer hätte es gedacht? — die Arktis kämpfen.

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Außerdem berichtet Beatrice Behn aus dem Wettbewerb. Besonders gut gefällt ihr Three Faces von dem nach wie vor mit einem Arbeitsverbot belegten Iraner Jafar Panahi. In dem Film geht es um drei Frauen, die Schauspielerinnen sein wollen, obwohl die Gesellschaft sie dafür ächtet. Ein feministisches Manifest.

„Doch das ist nicht alles. Auf einer weiteren Ebene des Filmes gedenkt er nämlich noch einem anderen Kollegen: Abbas Kiarostami. Eindeutig integriert Panahi hier dessen cinema verité aus Filmen wie Der Wind wird uns tragen, um an ihn und sein Rebellieren zu erinnern.“

Ebenfalls im Wettbewerb hat Beatrice Behn Jia Zhang-kes Ash Is Purest White gesehen. Obwohl der jianghu-Film über chinesische Triaden auf der Hälfte die Richtung wechselt und sich einer starken Frauenfigur (Zhao Tao) widmet, ist sie nicht restlos überzeugt: 

„Kann Ash is the Purest White also mit seinen Vorgängern mithalten? Die Antwort ist ein klares Jein.“

Joachim Kurz wiederum mochte Lazzaro Felice, den neuen Film von Alice Rohrwacher, der wie schon Land der Wunder Realismus und Fantastik vermischt:

„[Sie] erschafft so einen überaus originellen und zugleich sehr traditionsbewussten magischen Realismus, in dem sich Spuren einer messerscharfen Gesellschaftsanalyse finden.“

 

 

Die #Quinzaine hat eigene Playlisten für die Wartezeit. Hier die von Carlos Diegues. #cannes

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Besonders stark tut sich in diesem Festivaljahrgang die Nebenreihe Quinzaine des Réalisateurs hervor. Hier läuft zum Beispiel Gaspar Noés neuer Film Climax, von dem Joachim Kurz beinahe restlos begeistert ist.

„Ein 95-minütiger House-Track, nach dem einem schwindelig im Kopf und mulmig in den Beinen ist – aber weiß Gott, was für eine Erfahrung, was für ein Rausch, was für ein Höllenritt.“

Dem ist nichts hinzuzufügen. Ebenfalls in der Quinzaine hat Joachim Kurz Le monde est à toi gesehen, den neuen Film von Romain Gavras mit Vincent Cassel und Isabelle Adjani, der ihn an die Werke von Quentin Tarantino und Guy Ritchie erinnerte:

„Knackige und witzige Dialoge, bizarre und häufig kräftig überzeichnete Charaktere, elegante Wendungen und ein schmissiger Score machen aus dem Film ein überaus unterhaltsames Werk, das den Vergleich mit der Konkurrenz aus den USA und Großbritannien nicht scheuen muss.“

 

 

Gavras, Cassel, Adjani et al. bei „Le Monde est à toi“ in der Quinzaine #cannes2018

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Ebenfalls angetan war Joachim von Hirokazu Koreedas The Shoplifters, der sich mit der Frage befasst, was denn eigentlich Familie ist — und unseren Kritiker mit einem gebrochenen Herzen zurückließ:

The Shoplifters ist ein Film, der immer wieder kleine Szenen eines wachsenden oder gewachsenen Vertrauens zeigt, das er am Ende ebenso kunstvoll bricht wie aufrechterhält. Aus den beengten und prekären Lebensverhältnissen seiner Protagonisten erschafft er eine kleine Trutzburg gegen eine Welt, in der die Mitglieder dieser ganz speziellen Familie sonst rettungslos verloren oder sich selbst überlassen wären.“

Auch in Dear Son von Mohamed Ben Attia geht es um Familie — um einen Vater, der sich um die Zukunft seines Sohnes sorgt und miterleben muss, wie dieser eines Tages nach Syrien verschwindet. Maria war beeindruckt von derWucht, die man lange nach dem letzten Bild nicht vergisst.“

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