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Cannes 2018: Akkreditierungen für Babys

Ein Beitrag von Andreas Köhnemann

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Vor Ort bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes
Vor Ort bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes

09.05.2018: Viel wurde in diesem Jahr schon über diverse Regeländerungen bei der 71. Ausgabe der Internationalen Filmfestspiele von Cannes berichtet — sei es in Bezug auf Netflix-Produktionen oder über das Selfie-Verbot auf dem Roten Teppich. Über eine sehr wichtige Entwicklung konnte man bisher indes kaum etwas lesen — nämlich über die Möglichkeit, eine Akkreditierung für das eigene Baby zu bekommen.

Vor zwei Jahren sorgte ein Bericht über die aus Toronto stammende Produzentin Lauren Grant für Aufsehen, da es dieser untersagt wurde, ihr damals 9 Monate altes Kind mit in das Registrierungsbüro zu nehmen, um dort ihre Akkreditierung abzuholen; ebenso durfte das Baby nicht mit ihr in den abgesicherten Bereich, in welchem sich der kanadische Pavilion befand. Diese Umstände zwangen Grant dazu, ihr Kind zwischen den Meetings im Pavilion außerhalb des Bereichs auf einer Bank zu stillen.

Als Grant sich nach 3 Tagen abermals an das Registrierungsbüro wandte, wurde ein Akkreditierungsausweis für das Baby erstellt — jedoch mit dem klaren Hinweis, dass es sich hierbei um eine Ausnahme handle.

2017 wiederholten sich diese Ereignisse für viele Mütter, die vor Ort beruflich aktiv waren — was zu einer von mehr als 340 Personen unterzeichneten Petition für mütterfreundlichere Bedingungen auf dem Festivalgelände führte.

„Es gibt eine klare und direkte Verbindung zwischen Geschlechtergleichheit und familienfreundlichen Praktiken, die leicht übersehen wird. Auf Festivals beginnen Karrieren. Wenn man Eltern auf einem Festival ausgrenzt, kann man damit ihren Karrieren erheblich schaden.“ (Moms-in-Film-Gründerin Mathilde Dratwa, zitiert nach dem Hollywood Reporter)

Offenbar hat die Petition etwas bewirkt. So äußert eine derzeit auf dem Festival tätige Mutter:

„Der stete Tropfen höhlt den Stein: Vor drei Jahren durfte ich mit meinem Sohn nicht einmal meine Akkreditierung abholen. Jetzt hat meine Tochter ihre eigene. Cannes scheint endlich auf die Bedürfnisse von Frauen einzugehen nach so viel Kritik. Interessant, dass man sich hier erst mit High Heels auf dem Roten Teppich beschäftigt und dann erst mit den wirklich wichtigen Sachen. Aber vielleicht muss das halt so sein.“

Mit einem Foto bestätigt sie den erfreulichen Fortschritt:

Baby Badge

Somit bleibt zu hoffen, dass dies nun tatsächlich nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel ist — und die Zeiten von Diskriminierung zumindest in diesem Punkt erfolgreich bekämpft wurde.

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