Gott verhüte!

Die Kinder des Priesters

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Im Trailer wird Gott verhüte! als eine Komödie beworben, in der der junge Priester Fabijan (Krešimir Mikić) Löcher in Kondome stanzt, damit auf einer Insel in Dalmatien wieder mehr Kinder geboren werden. Das deutet zunächst auf eine Klamaukkomödie, aber der Film zeigt schon am Anfang, dass sich hinter diesem amüsanten Handlungsstrang ein weitaus ernsterer Kern verbirgt. Der gealterte Priester Fabijan liegt im Krankenhaus und träumt von schreienden Babys um sich herum. Dann bekommt er Besuch von einem anderen Geistlichen, der ihm die Beichte abnehmen will. Also beginnt Fabijan zu erzählen – von seiner Eifersucht auf den örtlichen Pfarrer, der sang, Boule und im örtlichen Altherrenverein Fußball spielte und deshalb von allen geliebt wurde; von seinen Versuchen, sich beliebt zu machen; und von seiner Verzweiflung angesichts der Alterung der Dorfbewohner.
Eines Tages suchte dann der reuige Kioskbesitzer Petar (Nikša Butijer) Fabijans Beistand: Er zweifelte, ob der Verkauf von Kondomen eine Sünde sei – schließlich würde er damit nach Aussage seiner Frau Menschen töten, indem er verhindert, dass sie entstehen. Das ist – prägnant zusammengefasst – die Position der katholischen Kirche in dieser Frage, aber Fabijan stuft den Verkauf von Kondomen anfangs als nicht so schlimm ein. Dann kommt ihm jedoch eine Idee: Damit die Insel nicht immer älter wird, sondern es auch ein paar Neuerungen gibt – wie ihn –, sollten mehr Kinder geboren werden. Also macht er kleine Löcher in die Kondome und schon bald wird die Fortpflanzung mithilfe des örtlichen Apothekers Marin (Dražen Kuhn) zusätzlich gefördert, indem dieser statt der Antibaby- Vitaminpillen verkauft und ebenfalls Löcher in seine Kondome piekt. Dass Kondome auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützen, wird von den drei Männern – ebenso wie von der katholischen Kirche – weitgehend ignoriert. Der überraschende Anstieg der Geburtenrate hat aber nicht nur positive Folgen. Zwar wird die Insel bald zum Pilgerort für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch, aber es wird eine zutiefst unglückliche Ehe gestiftet und eine Frau gerät in Lebensgefahr. Hier schleichen sich immer mehr ernsthafte und kritische Töne ein, die dann in einem zynischen Finale münden.

Basierend auf einem Theaterstück von Mate Matišić hat der Film die statische Inszenierung größtenteils beibehalten: Die Charaktere bewegen sich wenig, auf der Insel bleiben sie meist an einem Ort, sogar Schiffsfahrten verlaufen ruhig, und die Kamera wechselt nur selten die Position. Auch ist es die "Verrückte" der Insel, die immer die Wahrheit sagt und schnell ahnt, dass hinter den Handlungen Schweinereien stecken. Aber erstens würde ihr niemand glauben und zweitens geht es in dem Film auch nicht nur um die Tat, sondern auch um die katholische Kirche, die den Rückgang der Gläubigen mit allen Mitteln verhindern will. Und solange keine Kinder betroffen sind, ist dem Herrn Bischof auch egal, was auf der Insel vor sich geht – und mit wem seine Priester möglicherweise im Bett landen. Doch schon der Originaltitel des Films Svecenikova djeca, der sinngemäß des Priesters Kinder bedeutet, deutet eine Doppelbödigkeit an, die sich im Film ebenfalls nach und nach entfaltet.

Mit tollem komödiantischem Timing insbesondere von Kresimir Mikic und Niksa Butijer gespielt und gut gesetzten Pointen ist Vinko Bresans Gott verhüte! über weite Strecken amüsant, allerdings hätte der Film gerade in Anbetracht des guten Endes insgesamt bissiger sein können. Die Anlagen für eine Farce sind von Anfang an vorhanden: der Geburtenrückgang, der nationalistische Apotheker, der befürchtet, die Kroaten könnten aussterben, die Folgen des Bürgerkriegs und der große Einfluss der Kirche bieten ausreichend Komödienstoff, der auch teilweise aufgegriffen wird. Wenn beispielsweise Fabijan mit dem Apotheker zu einer Befreiungsaktion aufbricht, vereint diese Sequenz lustigen Slapstick mit bösem Witz und einem tragischen Abschluss. Und davon hätte man sich mehr gewünscht.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/gott-verhuete