Vampire Academy

Immerhin glitzern sie nicht…

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Wenn die Brüder Mark Waters (Girls Club – Vorsicht bissig!) und Daniel Waters (Heathers) erstmals zusammenarbeiten, dann erwartet man schon was. Immerhin zeichnet jeder von ihnen für einen der bissigsten Teenie-Filme überhaupt verantwortlich. Wenn sie sich also einer erfolgreichen Jugendbuchreihe annehmen, dann sollte zumindest ein Funken Unangepasstheit drin sein. Oder nicht?
In der St. Vladimir’s School werden junge Vampire ausgebildet. Auf der einen Seite sind die Moroi, die die Charakteristika von Vampiren haben, aber auch bei Tag hinausgehen können, obschon die Sonne etwas sticht. Auf der anderen Seite sind die Strigoi, blutsaugende Monster, die schneller, besser und stärker als jeder Moroi sind und im Sonnenlicht vergehen. Der Konflikt zwischen beiden Gruppen besteht schon seit langem. Dazwischen stehen die Dhampire, Halbvampire, die als Wächter der Moroi dafür sorgen, dass keiner der Strigoi in die Schule kommt und einen ihrer Schützlinge bedroht.

Rose Hathaway (Zoey Deutch) ist ein Dhampir, beste Freundin von Prinzessin Lissa (Lucy Fry), eigensinnig und der Direktorin Kirova (Olga Kurylenko) ein Dorn im Auge. Aber sie hat den Bund mit Lissa eingegangen, sie spürt, was diese fühlt, und erlebt es häufig auch mit. Nach einem Jahr Auszeit sind beide wieder in der Schule, Lissa wird jedoch das Opfer von Mobbing durch die In-Clique der Schule. Rose ist sicher, dass mehr als nur Schülerstreiche dahinterstecken. Während sie mit dem Wächter Dimitri (Danila Kozlovsky) trainiert, hält sie Ausschau nach der Gefahr. Doch nicht jedes Monster ist sofort an seinem Äußeren erkennbar …

Im Roman mag es vorkommen, im Film vermisst man es jedoch: Eine Erklärung, warum der Konflikt zwischen Moroi und Strigoi so tief sitzt. Dabei hat Vampire Academy reichlich Exposition aus dem Off, da hätte ein bisschen mehr auch nichts mehr ausgemacht. Aber vermutlich setzen die Waters-Brüder darauf, dass die Zuschauer in der Regel ohnehin die Romane von Richelle Mead kennen. Gut möglich, dass dieser Umstand auch wohlgesinnter stimmt, denn für sich selbst stehend ist dies ein Film, der nie so richtig in die Gänge kommen will. Das liegt vor allem daran, dass eigentlich kaum etwas passiert. Über weite Teile hinweg ist Vampire Academy ein fast normaler High-School-Film mit dem Miststück, den Außenseitern und allen typischen Schülergruppen dazwischen. Nur dass eben Blut geschlürft wird, aber das geschieht auch eher en passant.

Erst zum Ende hin wird dann doch noch ein echter Schurke präsentiert. Dessen Identität ist aber nicht nur für Kenner des Romans frei von jeder Überraschung, die Besetzung verrät den Film frühzeitig. Es gibt eine Reihe von Schauspielern, die man holt, wenn ein Bösewicht zu besetzen ist. Wer genug Ware aus Hollywood sieht, erkennt auch zügig das Muster. Dem entspricht auch Vampire Academy, das am Ende dann gar noch ein paar Effekte zu bieten hat. Denn die sind tatsächlich rar gesät. Ein bisschen Feuerzauber, ein wenig Manipulation von Luft, Wasser und Erde, aber das war’s auch schon. Ansonsten gibt es noch kleinere Actioneinlagen, die aber so minimalistisch geraten sind, dass man sich eher in einem Fernsehformat denn in einem Kinofilm wähnt.

Generell verstrahlt Vampire Academy das Gefühl, eigentlich die ideale Vorlage für eine Fernsehserie zu sein. Dass es funktionieren kann, Jugendbücher in diesem Medium adäquat umzusetzen, hat Vampire Diaries bewiesen, das – erstaunlich genug – auch in Sachen Grusel mehr zu bieten hat. Einzig wirklich interessant an dem Film ist, dass es keine Außenseiter-Figur gibt. Hier verzichtet man auf die typische Rolle des Menschen, der Teil dieser Gesellschaft wird und Auge und Ohr des Zuschauers ist. Stattdessen wird konsequent aus der Perspektive von Rose erzählt, die mittendrin im Geschehen steckt. Dies wäre der erste Vampirfilm, in dem kein einziger, echter Mensch auftaucht, gäbe es da nicht eine Shopping-Szene, die von der Schule weg und ins Getümmel des Einkaufszentrums führt.

Lea Thompsons Tochter Zoey Deutch überzeugt durch ihre quirlige Energie. Damit kämpft sie nicht nur für ihre Freundin, sondern auch gegen gelegentliche Dialoge mit hohem Fremdschämfaktor an. Der Besetzung und der Umsetzung wegen lässt Vampire Academy durchgehend Kinofeeling vermissen. Es ist, als hätte man eine Serienstaffel auf knapp zwei Stunden komprimiert. Das ist nett anzusehen, aber wenig gehaltvoll.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/vampire-academy