Die Schöne und die Bestie

Sonntag, 13. Oktober 2013, ARTE, 20:15 Uhr

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Der Todestag des französischen Schriftstellers, Künstlers und Filmemachers Jean Cocteau (1889-1963) jährt sich in diesen Tagen zum 50. Mal, und aus diesem Anlass zeigt ARTE mit Die Schöne und die Bestie, auch unter dem deutschen Titel Es war einmal bekannt, seinen wohl berühmtesten Film nach dem legendären Märchen La belle et la bête von Jeanne-Marie Leprince de Beaumont.
Unter schwierigen Bedingungen kurz nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden und bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 1946 uraufgeführt wurde das schwarzweiße Melodram seinerzeit mit dem Prix Louis Delluc ausgezeichnet, erschien ab 1995 in einer restaurierten Fassung erneut im Kino und wird nun im Fernsehen in einer optimierten HD-Fassung ausgestrahlt.

Ein Kaufmann (Marcel André), dessen Geschäfte gerade glücklos geraten, lebt mit seinem windigen Sohn Ludovic (Michel Auclair), seinen verwöhnten Töchtern Félicie (Mila Parély) und Adélaide (Nane Germon) sowie der bescheidenen Jüngsten, Belle (Josette Day), die von ihren Schwestern als Hausmädchen schikaniert wird, in einer ländlichen Region unweit eines mysteriösen Waldes. Als der Vater sich eines Tages im Nebel zwischen den Bäumen verirrt, ein geheimnisvolles Schloss entdeckt und dort im Garten eine Rose für seine geliebte Belle pflückt, erscheint ihm ein ungeheuerliches, monströses Wesen (Jean Marais), das seinen Tod fordert – es sei denn, er opfert der Bestie eine seiner Töchter. Es ist Belle, die sich freiwillig auf das Schloss zu der furchterregenden Kreatur mit dem Tierkopf begibt, um ihren Vater zu retten, und auch die Bestie erhofft sich nun Erlösung aus ihrem einsamen Elend von der liebreizenden und gutherzigen Belle ...

Mit ausdrucksstarken, kunstvoll arrangierten Bildern und einer sanften Melancholie gelingt es Jean Cocteau auf berührende Weise, den Zauber dieser geradezu zeitlosen Fabel einzufangen, dessen Motive noch so manche Geschichte inspiriert haben, bis hin zu Musicals, Disney-Produktionen und Fernsehserien. Jean Marais, einst enger Freund und Partner Jean Cocteaus, brilliert hier als verzweifelte, abgründige Bestie, deren Schicksal von der Liebe eines Mädchens abhängt, das sich mit traumwandlerischer Beharrlichkeit durch die Untiefen menschlicher und magischer Fallstricke bewegt. Im Anschluss an den Klassiker der Märchenverfilmung, der bis heute in seiner Intensität und ansprechenden Ästhetik unerreicht ist, zeigt ARTE die Dokumentation Cocteau Marais – Ein mythisches Paar, welche die Liebe, die Leidenschaft und das künstlerische Wirken dieser beiden Männer porträtiert, deren Verbindung über 25 Jahre lang bis zum Tode Jean Cocteaus währte.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/die-schoene-und-die-bestie