Wolf Creek 2

Gestatten? Mick Taylor, Outback-Killer

Eine Filmkritik von Janosch Leuffen

Australien, beliebtes Reiseziel für Backpacker, erlitt 2005 mit einem Schlag einen erheblichen Imageschaden. Greg Mclean schaute sich die Zahl der jedes Jahr vermissten Urlauber im Outback an und fügte mit Mick Taylor den Charakter hinzu, der zumindest an einigen Entführungen schuld sein könnte. Schöne Landschaften, fantastisches Wetter und faszinierende Plätze hin oder her – Australien bietet anscheinend genügend Schattenseiten und stand plötzlich Pate fürs Horrorgenre.
Eine Fortsetzung zum dreckigen Slasher wurde von Fans des Erstlings gewünscht. Mclean ließ sich jedoch fast zehn Jahre und einen mäßigen Tierhorrorfilm (Rogue – Im falschen Revier, 2007) Zeit, um ein gebührendes Sequel anzufertigen. Hauptfigur im zweiten Teil ist, wie sollte es anders sein, wieder der kauzige Mick (John Jarrett in seiner Paraderolle), der es auf hilflose Reisende abgesehen hat. Wer Wolf Creek bis dato nicht kannte, wird gleich in der Anfangsszene die sadistischen Spielchen des Schlapphut tragenden Australiers kennenlernen. Zwei Cops richtet Mick mit gezielten Schüssen hin, nachdem die ihn nur so zum Spaß kontrollieren.

Regisseur Mclean bleibt dem Stil des Erstlings treu und verbindet wunderschön fotografierte Natur mit knüppelharten Folterungen. Während wir Mick auf seinen blutrünstigen Jagden begleiten, empfinden wir in erster Linie die komplette Abneigung gegen diesen Menschenhasser. Doch auf eine irritierende Weise wirkt der Outback-Killer anziehend. Sein charismatisches Auftreten, sein diabolisches Lachen und die schiere Freude daran, andere leiden zu sehen, charakterisieren diesen Mann. Wer ihm begegnet, hat schon verloren.

So ergeht es auch zunächst dem deutschen Pärchen Rutger und Katarina, die aus unerfindlichen Gründen von zwei australischen Schauspielern verkörpert werden. Entsprechend schlecht sprechen die beiden Deutsch, was hierzulande zu unfreiwilligen Lachern führt. Lange macht’s das Duo aber eh nicht, denn hauptsächlich dreht sich die Handlung um Paul (Ryan Corr), der das Paar eigentlich retten wollte. So aber dient er als Zielscheibe für Micks Terror auf der physischen und psychischen Ebene.

Mit fiesen Methoden rechnet der Mörder mit seinem Opfer ab. Präsentiert McLean während der Flucht vor allem Verfolgungen via Pick-Up und LKW (die arme Känguru-Bande!), per pedes und zu Pferd, wird es im Versteck des fiesesten Australiers unter der Sonne zunehmend blutiger. Im ganz persönlichen Quizduell muss sich Paul gemeinen Fragen stellen, deren falsche Antworten er jeweils mit einem Finger quittiert. Im finsteren Verließ ist es ungemütlich, schmutzig und alle Hoffnungen werden im Keim erstickt.

Beim Versuch, den Bogen zum direkten Vorgänger zu schlagen, geht dem schmerzhaften Finale wie zuvor schon Paul im Jeep etwas der Sprit aus. Dennoch sorgt Mclean mit der abschließenden Texttafel, die erneut die jährliche Vermisstenrate Australiens und damit verbundene Erkenntnisse aufgreift, für ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Den nächsten Urlaub auf dem einladenden Kontinent sollte man sich nach diesem kompromisslosen Horrorthriller also besser gut überlegen.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/wolf-creek-2