Edge of Tomorrow

Und täglich grüßt Starship Cruise

Eine Filmkritik von Janosch Leuffen

Einen Tag immer wieder zu erleben, kann eine schöne Vorstellung sein – wenn auch der wiederholende Tag selbst lohnenswert ist. Da dieser Umstand für Verfilmungen wenig Reibungsfläche bietet, beschäftigen sich Geschichten über Zeitschleifen meist mit weniger erfreulichen Ereignissen. Diese Erzählform scheint aktuell bei Drehbuchautoren beliebt zu sein. Looper nahm sich der Thematik ebenso an wie die Komödie Alles eine Frage der Zeit. Und nun schickt Bourne Identität-Inszenator Doug Liman seinen Schützling Tom Cruise in einen klugen und lauten Actionmix aus Und täglich grüßt das Murmeltier und Starship Troopers.
Die nahe Zukunft: Eine unheimliche Alien-Spezies besiedelt die Erde und jede Waffe scheint zwecklos gegen sie zu sein. Als Major Bill Cage (Tom Cruise) trotz fehlender Kampferfahrung zur Unterstützung abkommandiert wird, beginnt sein persönliches Desaster. Innerhalb weniger Minuten wird er getötet, erwacht kurz darauf aber wieder völlig unversehrt am gleichen Tag. Cage ist plötzlich gefangen in einer Zeitschleife, die ihn immer und immer wieder ins grausame Gefecht stürzen lässt. In der Soldatin Rita (Emily Blunt) findet der Major eine Verbündete. Zusammen versuchen sie, das Zeitkontinuum wieder herzustellen und die Außerirdischen endgültig zu vernichten.

Tom Cruise rennt durch abstürzende Flugzeugteile, umherwirbelnde Kraken-Aliens und tiefen Sand. Liman kommt gleich zur Sache und verwandelt die Leinwand vom Fleck weg zum reinsten Schlachtfeld. Besonders der intensive Beginn, wenn die Flotte am Strand landet und von jetzt auf gleich um ihr Überleben kämpft, hat es in sich und lässt keine Zeit zum Luftholen. Ebenso wie die Hauptfigur selbst irrt der Zuschauer orientierungslos umher und wird Zeuge eines bleihaltigen Massakers mit fiesen Aliens.

Dieses Tempo hält Liman nicht immer ein, die kurzen Verschnaufpausen sind aber nötig und werden durch cleveres Storytelling ausgefüllt. Die Zeitschleifenthematik gerät dabei nie zum Selbstzweck und wird nicht unnötig überdehnt. Durch die geschickte Montage ergeben sich sogar einige humorvolle Passagen. Liman weiß ganz genau, wann er die Handlung durch überraschende Plotdetails und Weiterführungen vorantreiben muss. So erreicht das Unterfangen eine dauerhafte Spannung, die immer weiter gesteigert wird.

Cruise agiert ohne Rücksicht auf Verluste. Man mag vom 52-jährigen halten, was man möchte: In Edge of Tomorrow demonstriert er eindringlich, weshalb er im Science-Fiction- und Actiongenre bestens aufgehoben ist. Emily Blunt darf diesmal fernab ihrer bisherigen eher ruhigen Rollen als taffe Lady zeigen, wie agil sie ist. Das Drehbuch von Christopher McQuarrie (Jack Reacher) lässt außerdem eine stimmige Charakterentwicklung zu, die beide Schauspieler überzeugend darstellen.

Auch wenn das angewandte Grundkonzept wahrlich nichts Neues ist, setzen es Liman und McQuarrie effizient und virtuos für einen kurzweiligen und intelligenten Ausflug in eine düstere Zukunft ein. Edge of Tomorrow überzeugt außerdem mit seinem Monsterdesign und macht klar, dass satte Action und Feuergefechte nicht zwingend eine schwache Erzählung zur Folge haben müssen. Limans Adaption des Manga-Novels All You Need Is Kill von Hiroshi Sakurazaka ist starkes und rasant inszeniertes Kino, bei dem einzig das konvertierte 3D an einigen Stellen Kopfschmerzen bereitet.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/edge-of-tomorrow