Transformers: Ära des Untergangs (2014)

Ausverkauf in Überlänge

Eine Filmkritik von Falk Straub

Mit Transformers: Ära des Untergangs bringt das größte Spielkind Hollywoods das beliebte Spielzeug bereits zum vierten Mal vom Kinderzimmer auf die große Leinwand. Der Untertitel könnte nicht passender gewählt sein. Macht das Blockbuster-Kino so weiter, ist sein Ende nah.

Ein Raumschiff schwebt von rechts ins Bild, backbord die Erde. Während sich die Kamera langsam dreht, gibt sie den Blick auf weitere Schiffe frei. Auf dem Blauen Planeten machen die außerirdischen Eindringlinge Jagd auf Dinosaurier, setzen die Welt in Brand. Schnitt. Die Gegenwart. Die Kamera folgt einer Geologin (Sophia Myles) ins ewige Eis. In der Kälte liegt ein riesiges Dinosaurierskelett aus einem bisher unbekannten Metall. "I think history is about to change", sagt die Geologin. Ein Satz, den sich der Zuschauer sehnlichst für Michael Bays bisher größtes Franchise wünschte. Doch trotz des vielversprechenden Beginns ändert sich auch in Transformers: Ära des Untergangs kaum etwas im Vergleich zu den vorangegangenen drei Teilen.

Neu sind die Schauspieler. Mark Wahlberg, Nicola Peltz und Jack Reynor ersetzen Shia LeBeouf, Josh Duhamel und Megan Fox beziehungsweise Rosie Huntington-Whiteley. Einen Unterschied macht das nicht. Denn von Schauspiel kann bei den holzschnittartigen Figuren ohne jede Tiefe keine Rede sein. Ein Blick auf den Titel des Franchises zeigt zudem: Die wahren Hauptrollen spielen die Roboter aus dem All. Im vierten Teil ist es nun eben der erfolglose texanische Erfinder Cade Yaeger (Wahlberg), der gemeinsam mit seiner Tochter Tessa (Peltz) und deren Freund Shane (Reynor) den guten Autobots um Anführer Optimus Prime in ihrem Kampf gegen einen metallenen Kopfgeldjäger und eine neue Generation böser Transformers hilft.

Auch auf menschlicher Seite dürfen die Bösewichte natürlich nicht fehlen. Diesen Part übernehmen diesmal Kelsey Grammer, der einen machtbesessenen CIA-Agenten gibt, und Stanley Tucci, der als Chef des Technologie-Konzerns KSI als einziger der Truppe zu wahrer Höchstform aufläuft.

Was Michael Bay daraus macht ist die gewohnte Materialschlacht. Gemäß der olympischen Devise "citius, fortius, altius" bietet Transformers: Ära des Untergangs noch mehr Action, noch mehr Spezialeffekte und noch mehr Roboter an noch mehr Handlungsorten. Um das geschätzte Budget jenseits der 200 Millionen US-Dollar wieder einzuspielen, führt die Handlung samt heimischem Star (Bingbing Li) selbstredend auch ins Reich der Mitte. Das chinesische Publikum wird es Michael Bay an den Kinokassen danken. Viel mehr als eine bemerkenswerte Verfolgungsjagd in einem beinahe surrealistisch anmutenden Wohnkomplex ist in Asien jedoch nicht herausgekommen. Der Rest sind durchaus wuchtige, aber auf Dauer ermüdende Zerstörungsorgien vor pittoresker Landschaft und vor Hongkongs Skyline.
Ermüdend ist leider auch die Länge des Films. Warum Bay im Vergleich zu den Vorgängern hier ebenfalls eins draufsetzen musste, bleibt schleierhaft. Die ohnehin lückenhafte Story hätte er deutlich kürzer erzählen können. Doch damit nicht genug. Auch beim Product Placement ist Transformers 4 nicht zu stoppen. So häufig und plump war Schleichwerbung seit Men in Black II nicht mehr auf der großen Leinwand zu bewundern. Ein Ausverkauf auf allen Ebenen.

Da hilft dem Regisseur auch die Flucht in die (Selbst-)Ironie nicht. Gleich der Beginn enthält eine Szene, die das Problem des Films nicht besser zusammenfassen könnte. Cade Yaeger montiert in einem stillgelegten Kino einen Filmprojektor ab. Nach 79 Jahren hat das Lichtspielhaus seine Pforten geschlossen. Schuld seien die dummen Sequels und Remakes, schimpft ein Mitarbeiter. Letzten Endes habe das Publikum das nicht mehr sehen wollen. Ganz im Gegenteil zu alten Klassikern. Das seien noch richtige Filme gewesen, schwärmt der Mitarbeiter und verweist auf ein Plakat zu Howard Hawks El Dorado. Nun ist Hawks Western aus dem Jahr 1966 allerdings nur eine schlecht getarnte Variation von Rio Bravo, den der Regisseur sieben Jahre zuvor selbst gedreht hatte. Und wie Michael Bay heute hatte Hawks seinerzeit seinen Zenit lange überschritten. Doch ist sich Bay dessen bewusst? Ist er gar der Prophet, der im eigenen Land nichts wert ist? Oder spielt er nur solange weiter sein Spiel, bis dumme Sequels und Remakes dem Kino endgültig den Garaus machen?

Das Publikum straft Bays Ironie bislang (noch) Lügen. Weltweit hat Transformers: Ära Des Untergangs bereits das Dreifache seines Budgets eingenommen. Das Risiko bleibt dennoch hoch. Schließlich werden bei den enormen Kosten auch die Gewinnmargen immer geringer und potenzielle Verluste schnell existenzgefährdend. Sollten die Zuschauer all der überbordenden Schauwerte doch einmal satt sein, gibt es in Hollywood ein böses Erwachen. Doch vermutlich muss erst das nächste Studio sein Heaven's Gate (1980) erleben und pleite gehen, bevor ein Umdenken einsetzt. Michael Bay macht derweil unbeeindruckt weiter. Der fünfte Teil ist schon in Planung.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/transformers-aera-des-untergangs-2014