Last Kind Words

The same thing that makes you live / Can kill you in the end

Die Liebe? Ach – schön! Jedenfalls manchmal. Sie kann nämlich auch ganz großer Horror sein. Die filmische Kombination von romantischen und gruseligen Elementen ist daher recht naheliegend – und oft sehr reizvoll. Oder fällt etwa irgendjemandem ein Kinopaar der 1990er Jahre ein, das noch betörender war als Dracula (Gary Oldman) und Mina (Winona Ryder) in Francis Ford Coppolas traurig-schauriger Bram-Stoker-Adaption? Auch Kevin Barker setzt nun in seinem ersten Langfilm Last Kind Words auf Morbidität plus Emotionalität. Der grimmige Blick auf dem DVD-/BD-Cover dürfte manch zartfühlendes Gemüt abschrecken – doch das wäre wirklich schade. Denn hinter diesem ausgestellten Zorn verbirgt sich tatsächlich eine melancholische, tragische Love Story – und ein stilvoller Indie-Spuk.
Der 17-jährige Eli (Spencer Daniels) muss mit seinem arbeitslosen, unbeherrscht-bigotten Vater Bud (Clay Wilcox) und seiner passiv-unglücklichen Mutter Ida (Marianne Hagan) auf die Farm von Buds Jugendfreund Waylon (Brad Dourif) ziehen. Dort, im Hinterland Kentuckys, sieht sich der introvertierte Teenager der Trostlosigkeit und Einsamkeit ausgesetzt – bis er im Wald überraschenderweise der aparten, rothaarigen Amanda (Alexia Fast) begegnet, die angeblich in dieser Gegend wohnt. Als der sonderbar-bedrohliche Waylon davon erfährt, mahnt er Eli, sich von Amanda fernzuhalten – da es sich um eine Verstorbene handelt…

Last Kind Words schlägt in der Präsentation der entstehenden Beziehung zwischen Eli und Amanda hohe Gefühlstöne an – und verflacht nie zur seichten Emo-Romanze. Der Coming-of-Age-Film konfrontiert die adoleszente Empfindung mit einer feindlichen Welt, bis das Geschehen schließlich in einer denkbar bitteren Entscheidung gipfelt. Überdies erzählt das Werk zwei durch Leid geprägte Familiengeschichten, deren Beteiligte über erheblich mehr Tiefe verfügen, als man zunächst vermutet. In all die melodramatischen, zwischenmenschlichen Konflikte wird das Übersinnliche elegant eingeflochten.

Auch für die Darsteller lassen sich ausschließlich "kind words" finden. So merkt man dem jungen Spencer Daniels (der als Kind zum Beispiel in Der seltsame Fall des Benjamin Button mitwirkte) die Kameraerfahrung deutlich an; er lässt in seiner Interpretation glaubhaft die zunehmende Sehnsucht seiner Figur erkennen – und harmoniert ganz ausgezeichnet mit seinen Spielpartnerinnen Alexia Fast (als Amanda) und Sarah Steele (als Elis plötzlich auftauchende Sandkastenliebe Katie). Für das Sinistre ist indes der "character actor" Brad Dourif zuständig – wobei ihm die Waylon-Rolle von Furcht über Mitgefühl bis hin zu radikaler Entschlossenheit durchaus einiges abverlangt. Mit seinem soliden Ensemble und dem Mix aus Zuneigung und Schauder kommt Kevin Barker so zu einem guten, dunkel-romantischen Ergebnis. Die Liebe? Sie ist sogar als Geisterbahnfahrt irgendwie noch schön…

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/last-kind-words