Elisa

Donnerstag, 4. September 2014, 3sat, 22:25 Uhr

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Ein wildes Wesen ist die 17jährige Marie (Vanessa Paradis), die in einem Heim aufwuchs und sich nun mit ihren Freunden Solange (Clotilde Courau) und Ahmed (Sekkou Sall) sowie ihrer ganz eigenen Vorstellung von Moral und Gerechtigkeit energisch und wehrhaft durch Paris gaunert. Ihr junges Dasein ohne zuverlässigen, konstanten Wohnsitz ist vom tragischen Freitod ihrer Mutter Élisa (Florence Thomassin) geprägt, die ihre Tochter ursprünglich mit ins Jenseits befördern wollte. Doch Marie hat mit schmerzlichen Erinnerungen überlebt, und es manifestiert sich der Gedanke, Rache an ihrem Vater (Gérard Depardieu) zu nehmen, den sie für die Verzweiflungstat von Élisa verantwortlich macht. Tatsächlich findet sie die Spur des Komponisten, der auf einer abgeschiedenen Insel lebt, und Marie ist fest entschlossen, diesen Mann zu töten ...
Der französische Filmemacher Jean Becker (Ein mörderischer Sommer / L’été meurtrier, 1983, Dialog mit meinem Gärtner / Dialogue avec mon jardinier, 2007, Das Labyrinth der Wörter / La tête en friche, 2010) hat nach beinahe zwölf Jahren Spielfilmpause gemeinsam mit seinem Bruder Étienne Becker als Kameramann mit Elisa 1994 eine herzhafte, durchwachsene Kombination aus Drama und Komödie gedreht, die in Frankreich ihrerzeit ein Kinopublikum von über zwei Millionen Zuschauern fand. Hier wird nicht mit derbem Humor und gleichzeitig auch nicht mit großen Emotionen gegeizt, und es ist nicht zuletzt der schaurig-schöne Titelsong von Serge Gainsbourg, der für eine ebensolche Stimmung sorgt. Dem skandalträchtigen Chansonnier ist der Film auch gewidmet, der bei aller Tragik überwiegend heiter daherkommt und durch seine freche Frische besticht.

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