Big Eyes

Da macht man große Augen

Eine Filmkritik von Laurenz Werter

Es sind die großen, traurigen Augen, die die Gemälde von Margaret Keane so beeindruckend machen. In ihnen spiegelt sich eine Emotionalität, die nicht kalt lässt – auch Tim Burton konnte sich dem nicht entziehen. Betrachtet man Tim Burtons Filme, vor allem aber auch seine Zeichnungen, und denkt an Keanes verlorene Kinder, dann überrascht es nicht, dass der Regisseur genau diese Geschichte erzählen wollte.
Margaret (Amy Adams) verlässt ihren Mann. Zusammen mit ihrer Tochter zieht sie nach San Francisco, wo sie den Künstler Walter Keane (Christoph Waltz) kennen lernt. Er ist freundlich zu ihr und hält schließlich um ihre Hand an. Seine eigenen Gemälde kann er nicht verkaufen, wohl aber die von Margaret. Er gibt sie als seine eigenen Arbeiten aus. Margaret spielt mit, doch im Lauf der Jahre wird ihr immer mehr bewusst, was für ein Mann Walter eigentlich ist – und dass sie ihre Kunst für sich zurückerobern muss.

Big Eyes
ist eine gefällige, aber letzten Endes auch unaufgeregte filmische Biographie, die zwar die Geschichte von Margaret Keane adäquat erzählt, aber nur wenig Esprit besitzt. Das liegt auch daran, dass Burton seinen eigenen Stil verleugnet. Einen Burton-Film erkennt man, hier jedoch hält sich der Regisseur zurück. Er lässt der Geschichte Raum zum atmen, verliert dabei aber auch das gewisse Etwas. Big Eyes mutet in vielen Momenten wie ein Fernsehfilm an, nur dass er offensichtlich teurer gestaltet ist.

Die Lebensstationen werden abgehakt, Dramatik ist auch vorhanden, schön sieht der Film zudem aus – und mit Christoph Waltz und Amy Adams hat er zwei gute Hauptdarsteller. Man könnte argumentieren, dass Waltz die dankbarere Rolle hat, aber er spielt im Grunde nur, was er in US-Filmen immer angeboten bekommt: den unsympathischen Antagonisten. Das muss ihm auch klar geworden sein, denn mehr als sein übliches Schauspiel liefert er nicht ab. Das macht er gut, weil er weiß, wie er solche Rollen bedienen muss, aber überraschend ist hier gar nichts.

Das gilt im Grunde auch für den Film selbst, dessen Geschichte wie für das Kino gemacht ist. Sie ist größer als das Leben, aber sie wirkt kleiner, weil sie in der Umsetzung so unspektakulär daherkommt. Selbst, wenn man Margaret Keanes Geschichte nicht kennen würde, wäre man doch nicht überrascht, denn die Narrative folgt streng den Mustern eines handelsüblichen Dramas, bis hin zum großen Finale vor Gericht, das als Farce daherkommt und Waltz die Gelegenheit gibt, mit sich selbst zu spielen, wenn Keane als sein eigener Anwalt agiert und sich selbst im Zeugenstand vernimmt.

Das mag nun negativer klingen, als es ist, denn Big Eyes ist ein durchaus unterhaltsamer Film. Er ist nur nicht mehr als das. Er versteht es nicht, die Emotionalität der zugrundeliegenden Bilder wirklich gerecht zu werden. Vielleicht hätte Tim Burton seinen eigenen Stil stärker betonen müssen.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/big-eyes