Ostwind 2

Der Traum von den Pferden

Eine Filmkritik von Laurenz Werter

Für Katja von Garnier ist Ostwind 2 die erste Fortsetzung, die sie gedreht hat. Überlegungen gab es auch schon zu anderen ihrer Werke, nur bei diesem ging alles aber blitzschnell – zumindest für die Verhältnisse einer Filmproduktion. Der Erfolg des Erstlings war dabei natürlich ausschlaggebend.
Ein paar Jahre sind vergangen. Mika verbringt die Ferien lieber auf dem Reiterhof ihrer Oma als in Paris, aber dort ist nicht mehr alles Eitelsonnenschein. Der Hof ist überschuldet, die Bank dreht an den Daumenschrauben, alles steht vor dem Aus. Wenn nicht innerhalb von zwei Wochen Schulden beglichen werden, verliert die Großmutter den Hof. Darum entscheidet sich Mika, das Versprechen zu brechen, das sie einst ihrem Pferd "Ostwind" gegeben hat. Ein letztes Mal will sie in einem Turnier antreten, aber so abtrainiert wie das Pferd ist, hat sie da überhaupt eine Chance?

Es ist eine sehr simple Geschichte, die hier erzählt wird, das aber nicht nur routiniert, sondern mit einem Gespür für schöne und inspirierende Bilder. Immer wieder setzt Katja von Garnier nicht nur ihre Heldin Mika, sondern auch deren Pferd mit im Wind wallendem Haar gebührend in Szene. Das sieht schön aus, auch und gerade, weil sich eine Natürlichkeit einstellt, die durch plötzlich aufkommenden Regen akzentuiert wird.

Das sind auch die Szenen, die Pferdefreunde träumen lassen. Das ist – natürlich – manipulativ, aber dem Reiz der Bilder kann man sich nicht ganz entziehen, selbst wenn man mit Pferden eigentlich nichts anfangen kann. Die Figuren sind allesamt nur Schablonen, entweder gut oder schlecht. Dazwischen gibt es eigentlich nichts, was Ostwind 2 durchaus ins Märchenhafte abgleiten lässt. Da muss man es schon fast als Überraschung ansehen, dass es eben nicht das Turnier mit dem Dressurreiten ist, das letzten Endes für die Rettung des Hofs notwendig ist. Dass es ein Happy End gibt, ist indes natürlich keine Überraschung. Nichts anderes erwartet man von Wohlfühlkino dieser Art, das in erster Linie auf Mädchen und ihre Pferdeträume abzielt, aber gut genug gemacht ist, um das übrige Publikum nicht zu verlieren.

Was für frühere Generationen vielleicht die Immenhof-Filme gewesen sein mögen, sind nun eben die Ostwind-Filme. Und wenn sich dieser zweite Teil im Kino bewährt, dann steht einem dritten wohl auch nichts im Weg. Immerhin haben Katja von Garnier und ihre Autorin Lea Schmidbauer noch ein paar Ideen in petto.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/ostwind-2