Ella und der Superstar

No Business like Show Business

Eine Filmkritik von Gregor Ries

Auch in Deutschland zählen die bislang elf Ella-Bände zu den Bestsellern unter den Kinderbüchern. Stets versuchen sich Timo Parvelas unkonventionelle kleine Helden mit eigenwilligen Ideen und aberwitzigen Initiativen gegen die Erwachsenenwelt durchzusetzen. Schon allein die aufgeworfenen Konfliktsituationen erweisen sich dabei als reichlich absurd. Mit Ella und der Superstar, dem vierten Buch der Reihe, findet nun zum zweiten Mal ein Abenteuer der finnischen Schulkinder auf die Leinwand. Wie im Vorgängerfilm Ella und das große Rennen baut der skurrile Plot nicht auf Action, sondern auf skurrile Einfälle und dem Kräftemessen der verschiedenen Parteien.
Obwohl Marko Mäkilaakso die Regie von Taneli Mustonen übernahm, änderte sich wenig an Besetzung und Tonfall. Während der Vorgänger die übergreifende Faszination für den Rennsport aufgriff, beschäftigt sich die zweite Adaption mit dem Traum vieler Aufwachsender vom Starruhm. Den Castingdruck möchte der von großspurigen Plänen angetriebene Pekka (Jyry Kortelainen) lieber sofort überspringen. Daher benötigt er auf dem Weg zum Superstar weder Gesangstalent noch eine geschickte Karriereplanung. Es genügen ihm reichlich Selbstvertrauen und ein Manager in Person eines Klassenkameraden. Mit überflüssigen Details wie schulischem Grundwissen will sich der Gernegroß dagegen nicht herumschlagen.

Dieses Verhalten kann sein schluffiger Lehrer (Ero Milonoff) allerdings nicht hinnehmen, denn ohne mathematische Kenntnisse sieht er Pekkas Versetzung gefährdet. Allerdings steht er damit auf verlorenem Posten, denn sowohl Ella (Freija Teijonsalo) und ihre Klassenkameraden als auch Pekkas Mutter, die Rektorin, zeigen sich von Pekkas Zukunftsplanung begeistert. Kurzerhand erfindet der Nachwuchsrocker noch Pläne von einem gemeinsamen Konzert mit dem gefeierten Popsternchen Elviira (Malla Malmivaara). Erleichtert werden seine Ankündigungen vom Umstand, dass die dem Medienstress überdrüssige Sängerin von der Bildfläche verschwand und den ausgestreuten Gerüchten nicht entgegentreten will..

Eines der Probleme des Drehbuchs, an dem Autor Timo Parvela mitwirkte, liegt darin, dass den Erwachsenen wie dem unter Autoritätsmangel leidenden Lehrer, die Freiraum suchende Sängerin Elviira oder ihrem unter Druck stehenden Freund und Manager zu viel Zeit eingeräumt wird. Dagegen kommt der titelgebenden Ella nur eine Nebenrolle zu. Streckenweise verliert man die Schulklasse gar etwas aus den Augen. Mitunter tritt die Geschichte um die verzweifelten Versuche, den talentfreien Pekka zum Star aufzubauen, stark auf der Stelle.

Zwar setzen die Ella-Stoffe ohnehin nicht auf Tempo und Slapstick. Selbst [ilink=23509]"das große Rennen" des ersten Teils entpuppte sich als recht statische Angelegenheit. Daraus zieht die Reihe aber einen Teil ihres Humors. In diesem Fall verhalten sich die lernunwilligen Kleinen mit falschen Bärten und Anzügen erneut wie Erwachsene, womit sie häufig nicht weit kommen. Dagegen wird Pekkas behaupteter Rockstar-Status von der Entertainment-Branche zunächst widerspruchslos hingenommen. Die aufgeworfenen Konflikte wie der Abschlusstest finden allerdings am Ende keine zufriedenstellende Lösung.

Mit einem bissigen Blick auf die Tricks und Tücken der Unterhaltungsmaschinerie besitzt Mäkilaaksos dritter Kinofilm einige satirische Momente. Ebenso sorgen die nassforschen Verkleidungstricks der Kindertruppe, mit denen sie Autoritäten und Respektspersonen vorführen, wieder für einigen Witz, so dass die Jüngsten an Ellas zweitem Kinoausflug letztlich doch einigen Spaß haben können.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/ella-und-der-superstar