Miss Bodyguard

Alles schon mal dagewesen, aber nett anzusehen

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Cooper (Reese Witherspoon) konnte nie etwas anderes als eine Polizistin werden. Ihr Vater hat sie schon als Baby mit auf Streife genommen, als kleines Mädchen war sie dabei, als Jugendliche wurde sie mit ihrem Freund im Streifenwagen gefahren und die Codes für jedes erdenkliche Verbrechen kann sie wie im Schlaf herunterrattern. Das Problem, das sie nun hat? Ein Fauxpas hat die Karriere aufs Abstellgleis befördert.
Das ist der Anfang von Miss Bodyguard. Im Grunde ist das auch das Originellste an dieser Buddy-Komödie, die ansonsten in sehr vorhersehbaren Bahnen daherkommt. Natürlich erhält Cooper eine Chance. Sie muss einem Kollegen helfen, einen Kronzeugen nach Dallas zu bringen. Eigentlich soll sie ja nichts machen, als sich um dessen Frau zu kümmern, aber als der Zeuge von Auftragskillern des Kartells ermordet wird, muss Cooper mit der Frau fliehen – und hat nun nicht nur die Killer, sondern auch ein paar korrupte Cops auf den Fersen.

Es ist eine gängige Buddy-Komödie, die hier geboten wird. Ihren Reiz bezieht sie aus den beiden unterschiedlichen Figuren. Hier die stocksteife Polizistin und Paragraphenreiterin, dort die sexy Ehefrau des Mafioso, die sich am liebsten aus dem Staub machen würde. Die beiden reiben sich aneinander, und zwischen Witherspoon und ihrer Kollegin Sofia Vergara herrscht richtig gute Chemie. Darum ist Miss Bodyguard auch gefällig. Wären die zwei nicht, würden die ordentlichen Gags auch im Nichts verenden. Es ist pure Sympathie für die Schauspielerinnen, derentwegen man sich hier doch ganz gut amüsiert, auch wenn man nie vergisst, dass hier formelhaftes Baukastenkino geboten wird, das nicht mal weiß, dass es so etwas wie Originalität auch gibt.

Einzig seltener ist, dass die Hauptfiguren hier zwei Frauen sind. Abseits von Taffe Mädels hat man in den letzten Jahren eher auf Mann-Frau-Kombinationen gesetzt, aber weder die eine noch die andere Figurenkonstellation sorgt für nennenswerte Unterschiede.

Miss Bodyguard ist nicht die Art Film, mit der sich Preise einheimsen ließen. Selbst wohlwollende Kritiken sind nur schwer zu ergattern, aber hier klafft zwischen dem Anspruch eines Rezensenten und eines auf pure Unterhaltung schielenden Zuschauers auch eine gewaltige Lücke. Natürlich könnte man das Werk nach allen Regeln der Kunst zerpflücken, aber das würde nicht dem gerecht, was dieser Film sein will. Danach muss man ihn bewerten, und als lockere, nach Schema F gestaltete, aber mit sympathischen Figuren und guten Gags aufwartende Komödie erreicht er die Zielsetzung: Er amüsiert.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/miss-bodyguard