Doggy Style (2023)

Ein Hund sieht rot

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Filme über die besondere Freundschaft zwischen Mensch und Hund gibt es viele. Und wahrscheinlich die meisten davon neigen zu kitschigen Ausschweifungen. Die zuckersüße Glasur zu durchbrechen, kann durchaus spaßig sein. Erst recht, wenn man das schräge Verhalten mancher Hundebesitzer*innen aus dem echten Leben hinzuaddiert. Einige Vierbeiner werden gestriegelt bis zum Abwinken, vermenschlicht, wie kleine Kinder behandelt oder als Fotomodels missbraucht. Dass sich all dies wunderbar parodieren lässt, haben auch die kreativen Köpfe hinter der Live-Action-Komödie "Doggy Style" erkannt. Die richtigen Schlüsse und Entscheidungen bleiben sie allerdings schuldig. Eine hemmungslose Parade an Penis- und Fäkalwitzen allein ergibt noch keinen hemmungslos witzigen Film.

Offensichtlich wird das Holzhammerkonzept schon zum Einstieg, wenn uns Border Terrier Reggie (Originalstimme: Will Ferrell/deutsche Stimme: YouTube-Star Freshtorge) in blumigen Worten in seine ach so schöne Welt einführt, die sich für das Publikum sofort als trostlos zu erkennen gibt. Sein Herrchen Doug (in einer Knallchargenrolle gefangen: Will Forte) ist ein arbeitsloser, ständig mies gelaunter Nichtsnutz, den nur zwei Dinge wirklich interessieren: sein Schwanz und Sex. Für Reggie hat er wenig übrig, was dieser treudoof, wie er ist, jedoch nicht kapiert. Selbst als Doug ihn mehrfach aussetzt, glaubt der Border Terrier, ein Spiel zu spielen, und bringt seinen geliebten Tennisball jedes Mal artig zurück. Um den Hund endlich loszuwerden, unternimmt Doug daraufhin eine mehrstündige Autofahrt und lässt das Tier weit weg von zuhause aus dem Wagen.

Hilflos umherirrend macht Reggie die Bekanntschaft des vorlauten Boston Terriers Bug (Jamie Foxx/Eko Fresh), der ihn in das unbekümmerte Leben eines Streuners – Strays lautet daher auch der englische Originaltitel – einführt. Mit Bugs Freunden Maggie, einer aufgeweckten Australian-Shepherd-Hündin, und Hunter, einer schüchternen Dogge, versteht sich Reggie auf Anhieb bestens und kommt dank seiner neuen Begleiter*innen dahinter, wie schlecht er es bei Doug hatte. Die Konsequenz aus dieser Erkenntnis: Der eigentlich so sanftmütige Border Terrier will seinem Besitzer das beste Stück abbeißen und begibt sich mit Bug, Maggie und Hunter auf die Reise.

Was bei einer Komödie wie Doggy Style zu vermuten war, bestätigt sich in vollem Umfang: Eine ausgefuchste Geschichte erzählt der Film nicht, heftet seiner Racheprämisse vielmehr bloß eine Reihe anekdotischer Eskapaden an. Charakterentwicklung wird zwar behauptet, ist in Wahrheit aber kaum vorhanden. Gut zu sehen an einem Streit beim Übergang vom zweiten zum dritten Akt, der lediglich ein dramaturgisches Klischees bedient, ohne es irgendwie mit Leben zu füllen. 

Wenn Handlung und Figurenzeichnung denkbar flach ausfallen, sollten wenigstens die Gags halbwegs sitzen. Auch hier greifen die Macher*innen jedoch kräftig ins Hundeklo. "Kacke geht immer!", heißt es an einer Stelle, womit das Grundprinzip treffend beschrieben wäre. Zoten mit fäkalem oder genitalem Hintergrund werden im Minutentakt abgefeuert. Was anfangs vielleicht noch lustig sein mag, da versaute Schimpftiraden aus Hundemäulern nicht alltäglich sind, erschöpft sich in Windeseile. Auch weil man viele der sogenannten Pointen schrecklich leicht vorhersehen kann. Siehe, um ein trauriges Beispiel zu nennen, die Szene, in der Hunter in einer Zelle sitzend mit seinem immer wieder thematisierten Riesengemächt einen Schlüssel von der gegenüberliegenden Wand herunterzuholen versucht. Wirklich großes Kino!

Fairerweise muss man sagen: Zwischen all den Flachwitzen befinden sich ein paar leidlich gelungene Ideen. Eine davon ist ein resignierter Vierbeiner, der das Stereotyp der tierischen Erzählinstanz persiflieren soll. Ihm will niemand so recht zuhören. Dabei hat er Erstaunliches zu berichten: Hinter der Sonnyboy-Fassade seines Herrchens versteckt sich nämlich ein brutaler Serienkiller, der bereits sein nächstes Opfer auserkoren hat. Amüsant ist auch der Einfall, zu zeigen, wie unterschiedlich unsere Protagonist*innen und die Menschen das Feuerwerk auf einem Jahrmarkt wahrnehmen. Während sich die zweibeinigen Besucher*innen am erleuchteten Abendhimmel erfreuen, flüchten die panischen Hunde aus ihrer Perspektive über ein Schlachtfeld, auf dem es überall kracht und zischt. Inszenierungskniffe wie dieser sind leider viel zu rar gesät, um Doggy Style auf eine höhere Stufe zu heben. Selbst die technisch weitgehend kompetente Umsetzung – echte Tiere und visuelle Effekte werden kombiniert – taugt nicht als schlagendes Argument für den Film. Eine Komödie, die ihr größtenteils eintöniges Programm als bissige Parodie verkaufen will. Einfach nur zum Heulen!

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/doggy-style-2023