Warcraft: The Beginning (2016)

Uninspirierte Fantasy nach dem Baukasten-Prinzip

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Es ist ein schlechtes Jahr für die Fantasy. Aus Hollywood kamen mit Gods of Egypt und The Huntsmam & the Ice Queen zwei enttäuschende Filme, nun folgt Warcraft, die mehr oder minder heiß erwartete Verfilmung des weltweit erfolgreichen Spiels. Aber wie so oft, wenn Hollywood sich daran versucht, den Erfolg eines interaktiven Mediums zu übertragen, scheitert es auf ganzer Linie.

Das Reich Azeroth wird von den Orks überrannt. Diese wurden von dem bösen Magier Gol’dun durch ein Portal in die Welt der Menschen gebracht. Doch um auch die restliche Horde zu holen, muss das Tor neu befeuert werden – mit dem Leben der gefangenen Menschen. Die Menschen unter König Llane stellen sich den Eindringlingen entgegen und erhalten dabei Hilfe von dem Halbblut Garona und einem Ork-Clan, der erkannt hat, dass Gol’dun das Ende von ihnen allen bedeutet.

Schon im Vorfeld wurden die Erwartungen gedämpft, sah das Werbematerial rund um Duncan Jones‘ neuesten Ausflug ins Reich der Phantasie doch ausgesprochen nichtssagend aus. Nun kann man das Ausmaß der Katastrophe ganz und gar sehen. Jones, der mit Moon und Source Code interessante SF-Filme erschaffen hat, geht in der Fantasy vollkommen unter. Oder aber im Bombast, der mit 160 Millionen Dollar Budget einhergeht. Es ist keine eigene Handschrift zu erkennen, stattdessen hat Jones sich in der Welt von Warcraft verzettelt, ohne dass es ihm gelingen würde, dem Zuschauer diese Faszination verständlich zu machen, die Millionen Spieler seit Jahren an dieses Game fesselt. Während dort interaktiv eine eigene Figur und Welt erschaffen werden kann, wird hier eine starre, schmalbrüstige Geschichte vorgegeben.

Das liegt vor allem auch an dem lahmen Drehbuch, das eine wirre Geschichte bietet, in der Fachbegriffe der Warcraft-Welt in rauen Mengen genutzt werden, die für den Uneingeweihten aber völlig bedeutungslos sind. Es ist entsprechend schwer, sich hier zurechtzufinden. Aber echtes Interesse hat man daran ohnehin nicht, da auch die Figuren derart austauschbar und leblos sind, dass man nie auch nur eine Sekunde mit ihnen leidet – geschweige denn irgendeine Form von Identifikation einsetzen würde. Stattessen sieht man zu, wie Travis Fimmel, Dominic Cooper und Ben Foster bedeutungslose Texte zum Besten geben und mit Klischees aus der Mottenkiste der Fantasy hantieren, ohne dass davon irgendetwas Hand und Fuß hätte. Was bleibt, ist bleierne Langeweile – und das über zwei Stunden hinweg.

Einzig gut an Warcraft: The Beginning sind die Effekte, aber bei einem Budget von 160 Millionen Dollar darf man zumindest das erwarten. Die Orks sehen überzeugend aus, als Charaktere bleiben sie aber ebenso uninteressant wie ihre menschlichen Gegenstücke. Dazu kommt, dass es schlicht und ergreifend keine Überraschungen gibt, sondern alles streng nach Schema F abgehandelt wird.

Wenn überhaupt, dann muss man wohl noch das Ende als halbwegs überraschend ansehen, denn die Geschichte wird nur zum Teil abgeschlossen. Der im deutschen Titel angedrohte Anfang ist hier ernst gemeint. Warcraft: The Beginning ist auf ein Sequel ausgelegt, aber es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn diesem Tal der Tränen wirklich noch eine Fortsetzung folgen würde.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/warcraft-the-beginning-2016