How to Be Single

Vorübergehend ungebunden

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Warum erzählen wir von uns immer mit dem Fokus auf Beziehungen, fragt sich Christian Ditters romantische New-York-Komödie How to Be Single gleich zu Anfang durch die Hauptfigur Alice (Dakota Johnson). Ist das Single-Dasein denn nur eine Phase des Wartens auf den Richtigen, die mit zunehmender Dauer immer peinlicher wird? In New York tummeln sich schließlich viele junge Leute wie Alices Kollegin Robin (Rebel Wilson) und der Barbetreiber Tom (Anders Holm), die ja zum Spaß, aber kategorisch nein zur Partnerschaft sagen. Alice ist in die Stadt gezogen, weil sie lernen will, allein klarzukommen. Dafür hat sie sich extra eine Auszeit von Josh (Nicholas Brown) ausbedungen, mit dem sie seit dem College zusammen ist. Robin und Tom weihen sie in die Spielregeln der fröhlichen Single-Welt ein, aber sie findet ihre Tipps und Tricks anstrengend und will zurück zu Josh. Anstatt sie freudig in die Arme zu schließen, schockiert er sie mit der Nachricht, dass er eine andere Frau kennengelernt hat.
Ditters zweite englischsprachige Regiearbeit nach Love, Rosie – Für immer vielleicht spielt gutgelaunt mit den Single- und Romantikklischees des Genres. Alice bekommt eine bunte Schar weiterer nicht-liierter Menschen an die Seite gestellt, so dass der Film mit seinem episodischen Charakter auf eine Gesamtschau abzielt. Oft sieht es aus, als würde bis zum Schluss jeder Topf seinen Deckel finden, aber dann schlägt die Handlung doch ein paar erfrischende Haken. Richtig spritzig wird es aber zu keinem Zeitpunkt in diesem großstädtischen Single-Almanach, der auf der gleichnamigen Buchvorlage von Liz Tuccillo basiert. Das komödiantische Timing stimmt nur selten und über der Szenerie breitet sich eine wohlwollende, heimelige Atmosphäre aus, wie sie Ditter offenbar liebt. Das führt beispielsweise dazu, dass sich die Figuren in der Stadt wie auf einem Campus bewegen, auf dem man häufig bekannte Gesichter trifft. Oder dazu, Alices Fremdeln mit dem Single-Status wiederholt durch einen Reißverschluss zu illustrieren, den sie an ihrem Rücken nicht allein aufkriegt,

Alice wohnt zunächst bei ihrer älteren Schwester Meg (Leslie Mann). Die hart arbeitende Gynäkologin und Geburtshelferin muss im Gegensatz zu ihr lernen, in einer Beziehung zu sein. Ein paar Minuten allein im Sprechzimmer mit dem Baby einer Patientin stimmen die Solitärfrau um: Sie will doch auch Mutter werden und sucht sich im Internet einen Samenspender. Kaum ist sie schwanger, drängt sich Sonnyboy Ken (Jake Lacy) in ihr Leben. Statt einfach nur unverbindlichen Sex zu wollen, schwafelt er von Weihnachtsbaumkauf und dem nächsten Valentinstag. Ken ist ein Mann fürs Leben, der sich aus dem Bilderbuch in die Wirklichkeit verirrt hat. Aber auch Tom, Josh und ein-zwei weitere Vertreter des männlichen Geschlechts sind auffallend sympathisch gezeichnet. Durchwachsener sieht es hingegen bei den weiblichen Rollen aus. Dakota Johnson spielt Alice als adrette, oft beobachtende Identifikationsfigur und Leslie Mann ist als schnippischer Kontrollfreak eine sichere Bank. Aber die von Alison Brie gespielte Lucy, die ihr Glück beim Online-Dating versucht, bleibt blass, während Rebel Wilson als Alices Sidekick Robin auf ihrem deftigen Brautalarm-Image viel zu plump herumturnt.

Wie einige dieser Charaktere verlieben sich auch Ditter und sein Kameramann Christian Rein, und zwar in die Stadt New York. Sie gewinnen selbst ikonischen Motiven wie dem Weihnachtsbaum am Rockefeller Center einen unverbrauchten Glanz ab. Oder filmen Alice bei einer Verschnaufpause auf einer Feuerleiter in luftiger Höhe. Die Wohlfühlkomödie erklärt wie Alice die Ungewissheit zu einer Tugend, die den Blick öffnen kann. Mit ihren mal dezent tiefgründigen, dann wieder launig-seichten Gedanken setzt sie sich recht gezielt in die solide Mitte zwischen Ärgernis und Höhenflug.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/how-to-be-single