Busters Welt (2021)

Zaubertricks und erste Liebe

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Der elfjährige Buster (Manfred Weber Cortzen) ist ein begeisterter Zauberer. Als magischer Mortensen führt er der Schulklasse am letzten Tag vor den Sommerferien seine Tricks vor. Leider verschluckt er sich fast an einem Ei, das er aus seinem Mund befördern will. Hilflos muss er mit ansehen, wie sein Rivale Simon-Olaf (Bertil Smith) für seinen coolen Streetdance von den Mädchen stürmischen Applaus bekommt. Das sind nicht die besten Voraussetzungen für Busters Plan, auf dem Sommerfestival seines Kopenhagener Vororts den Talentwettbewerb zu gewinnen. Denn Simon-Olaf will auch auftreten. Aber Buster glaubt fest an seine Chance und außerdem braucht er ja auch das Preisgeld, damit die ganze Familie eine Woche nach Ibiza fahren kann, wo sich Mama (Ibi Støving) und Papa (Magnus Millang) einst kennenlernten.

Der dänische Kinderfilm des Regisseurs Martin Miehe-Renard ist ein Remake von Buster, der Zauberer aus dem Jahr 1984, den Bille August inszenierte. Beide Filme basieren auf dem 1979 erschienenen Kinderbuch Busters Verden von Bjarne Reuter. Die Novelle erschien auch auf Deutsch, unter dem Titel So einen wie mich kann man nicht von den Bäumen pflücken, sagt Buster. Dieser lange, aber ziemlich passende Titel weist schon darauf hin, dass es dem Jungen nicht an Selbstbewusstsein mangelt. Dieser Prämisse bleibt Busters Welt treu. Das rothaarige Kind mit der blühenden Fantasie ist zum Entertainer geboren, aber was es außerdem auszeichnet, ist seine aufrichtige Begeisterungsfähigkeit. Buster glaubt mit der naiven Unschuld seines Alters daran, dass alles klappen wird, was er sich wünscht. Wenn ihm beim Kartentrick der Stapel wieder auseinanderfällt, entmutigt ihn das keineswegs. Manfred Weber Cortzen spielt den Jungen abwechselnd mit altklugem Ernst und einer Gewitztheit, die ihn als waschechten Optimisten ausweist.

Busters Welt ist im Großen und Ganzen eine heile, aber dabei nicht frei von Problemen und Kummer. Mit dieser Mischung spiegelt der Film die Erfahrungswelt einer jungen Zielgruppe, die soziale Geborgenheit schätzt und zugleich mit ihren Alltagskonflikten ernst genommen werden will. Mama und Papa lieben Buster und seine jüngere Schwester Ingeborg (Kerstin Jannerup Gjesing). Sie ist sein größter Fan und lässt sich gerne von seinen Zaubertricks und fantasievollen Geschichten aufheitern. Mit ihrer Beinschiene kann Ingeborg nicht so geschickt tanzen, wie sie gerne wollte und andere Mädchen grenzen sie aus. Obwohl sie nicht so sehr zu überschäumender Freude wie Buster neigt, ist sie ein starker Charakter und kann ihrem Bruder beistehen, wenn es eng für ihn wird. Nicht nur für Buster sind die hämischen Bemerkungen, mit denen Simon-Olaf ihn überzieht, schwer zu ertragen. Die Rivalität der beiden Jungen erhält zusätzliche Nahrung durch das Mädchen Joanna (Viola Martinsen), in das sich Buster auf den ersten Blick verliebt. Joanna mag ihn ebenfalls, aber ständig drängt sich Simon-Olaf dazwischen und rückt Buster in ein schlechtes Licht.

Buster kommt jeden Tag mit vielen Menschen in Kontakt und die Vielfalt seiner Erlebnisse, Pläne und Abenteuer gestaltet den Film kurzweilig. Um Rauchbomben für sein Zauberprogramm zu kaufen, beschließt Buster zu jobben. Trotz seines zarten Alters ergattert er einen Job als Fahrradkurier für eine Blumenhändlerin. Und dann gibt es da noch Herrn Larsen (Henning Jensen), den alten Nachbarn, dem er täglich sein Essen ans Bett bringt. Herr Larsen ist Busters Mentor und hält ihn zum Üben an. Außerdem hört er ihm zu, wenn er Kummer hat und gibt ihm Tipps in Sachen Liebe. Die Beziehung des Jungen zu Larsen bewegt in ihrer Wahrhaftigkeit und zählt zu den gelungensten Inhalten des Films. Mit der Figur des alten Mannes wagt sich der Film auch an das Thema des Sterbens, das ja nicht gerade oft in heiteren Kinderfilmen vorkommt. Der Abschied wird nicht so genannt und der Tod bleibt ohne Bild. Das Publikum aber begreift mit dem Herzen, was geschieht, wenn Larsen seiner verstorbenen Liebe begegnet und Buster eine Sternschnuppe am Himmel sieht.

Hauptsächlich aber ist die Geschichte lustig. Dem vergnüglichen Schwung kommt zugute, dass die Eltern als Nebenfiguren mit ihren Konflikten und Eigenarten im Hintergrund bleiben und den Lauf der Dinge somit nicht weiter stören. Buster neigt zu Ungeschick und Slapstick. Da er nicht auf den Mund gefallen ist, sorgen die Dialoge ebenfalls für Heiterkeit. Buster gibt gerne die Weisheiten weiter, die er von anderen gehört hat, etwa: „Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt.“ Manchmal mischt sich augenzwinkernd auch ein Hauch echter Magie in die Handlung und die Dinge scheinen kurz ein Eigenleben zu entwickeln. Es passt zum nie aufgesetzt coolen Buster, dass er eigene Pläne zurückstellen kann, wenn er jemandem helfen muss. Damit besitzt die Geschichte auch eine pädagogische Botschaft, die aber im Gegensatz zu vielen deutschen Kinderfilmen nicht belehrend daherkommt. Mit seinen wohldosierten, gut abgemischten Inhalten und seinem erfrischend unverstellten Titelcharakter bietet der Film kindgerechte Unterhaltung.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/busters-welt-2021