Black Mambas (2022)

Der Frust der Wildhüterinnen

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Die Uniform der Black Mambas zu tragen, macht Naledi stolz. Sie gehört nun nach abgeschlossener Ausbildung zu den jungen Frauen, die am Grenzzaun des Kruger Nationalparks in Südafrika patrouillieren und Ausschau nach Wilderern halten. Auch Nkateko und Qolile sind stolz, als Teil der Frauenbrigade Geld zu verdienen und der Arbeitslosigkeit in den Heimatorten entkommen zu sein. Aber mit der Zeit trübt sich die Freude der Frauen über ihren Erfolg ein. Die Arbeit ist monoton, das Sagen haben die weißen Vorgesetzten.

Der erste lange Dokumentarfilm der deutschen Regisseurin Lena Karbe beschränkt sich nicht nur darauf, die Notwendigkeit des Wildtierschutzes im Kruger Nationalpark zu betonen. Dabei wäre es so schön gewesen, die Wildhüterinnen in ihrer doppelter Vorbildfunktion - Naturschutz und Frauenemanzipation – zu porträtieren. Schließlich wurden die Black Mambas 2013 gegründet, als die illegale Jagd auf Nashörner ihren traurigen Höhepunkt erreichte. Karbe aber beleuchtet auch streiflichtartig ein tiefliegendes Problem dieses Arbeitsverhältnisses, in dem die Hautfarbe wie zur Kolonialzeit darüber zu bestimmen scheint, wer Befehle erteilt und wer sie entgegennimmt.

Naledi wollte nicht wie ihre Mutter und viele andere Bewohner ihres Heimatortes Phalaborwa in einer Mine arbeiten. Aber nach über einem Jahr bei den Black Mambas stellt sie fest, dass das Patrouillieren und andere Pflichten wie das Sitzen am Schlagbaum einer Pforte sie nicht ausfüllen. Nkateko erzählt, dass sie Mitleid mit jenen Wilderern habe, die nur Fleisch für ihre Familien besorgen wollen. Die Covid-Pandemie habe viele Menschen um ihre Existenz gebracht und die Wilderei verstärkt. Nkateko will eigentlich Touristen durch den Park führen, aber sie kann sich den Ausbildungskurs nicht leisten. Ihr Gehalt geht an die Mutter und die beiden Brüder, für das Studium des einen muss sie sogar einen Kredit aufnehmen. Qolile muss ihre Familie jeden Monat für 21 Tage verlassen, so verlangt es der Job. Sie ernährt ihre beiden kleinen Kinder allein, baut ein Haus und gibt dem arbeitslosen Freund Geld für Bier und Zigaretten.

In die Erzählungen der Frauen vor der Kamera oder in ihre Gespräche untereinander mischt sich manchmal Unmut, über weiße Vorgesetzte, die ihre Wachhunde wie Kinder lieben. Über einen Supervisor, der sie auffordert, in den Heimatdörfern nach Wilderern zu spionieren. Über Stellen, die an Auswärtige vergeben werden, statt an die Nachbarn des Nationalparks. Über das Risiko, unbewaffnet zu patrouillieren. Es kommen auch weiße Ausbilder zu Wort. Einer von ihnen verkörpert auf drastische Weise das Klischee des alten weißen Mannes mit misogyner Grundeinstellung. Der ebenfalls weiße Gründer der Black Mambas, Craig Spencer, lässt sich gerne mit nacktem Oberkörper filmen. Er sorgt sich um die Zukunft seiner Frauenbrigade, jetzt da die Nashorn-Wilderei erfolgreich bekämpft worden sei. In diesem Zusammenhang äußert er sich kritisch zur Führungsstruktur des Kruger Nationalparks und nennt diesen gar „die letzte Bastion der alten weißen Kolonialmentalität“.

Diese Meinung entspricht der eines Schwarzen Wilderers, der im Film sagt, die Gründer des Parks hätten nicht an die Schwarzen Menschen gedacht. Seinen Betreibern sei es egal, ob die Schwarzen etwas zu essen hätten. Die Black Mambas haben gelernt, den Naturschutzgedanken zu vertreten und zu verteidigen, aber damit sitzen sie nicht selten zwischen allen Stühlen. Auch wenn sie sich selbst überzeugt für das Wohl und das Überleben der Elefanten oder der neuerdings gerne gejagten Gürteltiere einsetzen, fühlen sie sich im von Weißen geprägten Arbeitsmilieu oft fremd. Lena Karbes Film zeigt, dass der Nationalpark am kolonialen Erbe schwerer zu tragen hat, als es seiner Bestimmung zuträglich sein kann. Man hätte gerne mehr Konkretes erfahren, ob es Bemühungen gibt, verkrustete Führungsstrukturen aufzubrechen, die Anwohner mehr vom Sinn des Tierschutzes zu überzeugen und sie von ihm profitieren zu lassen. Eine Weile zu den Black Mambas zu gehören, bedeutet für Naledi, Nkatego und Qolile noch nicht automatisch, sich aus den Fesseln der Geschlechterrolle, der Armut und rassistischen Benachteiligung befreit zu haben.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/black-mambas-2022