Mahendra Highway (2021)

Nepal von Ost nach West

Eine Filmkritik von Falk Straub

Nepal ist ein Sehnsuchtsort. Für Bergsteiger und Pilger, für Abenteuerlustige und Sinnsuchende. Zwischen China und Indien gelegen, ist dieser südasiatische Binnenstaat reich an Ethnien, Kultur und Natur. Der höchste Berg der Erde ragt hier in die Höhe und Buddha wurde hier geboren. Im Süden des Landes verbindet eine 1024 Kilometer lange Überlandstraße Ost und West. Der Regisseur André Hörmann ist sie entlanggefahren und hat seine Eindrücke in einem Dokumentarfilm festgehalten.

Die Reise beginnt in den Teeplantagen von Ilam, durchquert den Chitwan Nationalpark und steigt langsam den Himalaja ins "Dorf der Bergsteiger" hinauf. Über das ehemalige Königreich Mustang und den Anapurna-Rundweg geht es wieder hinab. Grüne Hügel, Reisfelder, Tempel, Schreine und Klöster und Großstädte wie Kathmandu fliegen vorbei. Und neben all den am Wegesrand getroffenen Menschen sind auch Dickhäuter, seltene Ganges-Krokodile und der lange Zeit vom Aussterben bedrohte Königstiger im Bild.

Hörmann und seine Crew, die im Film weder zu sehen noch zu hören sind, steigen mal in den Bus, mal auf den Rücken eines Elefanten – und lassen die am Wegesrand getroffenen Menschen zu Wort kommen. Nicht in klassischen Interviewsituationen, sondern beiläufig gefilmt, was den Eindruck einer Reiseimpression verstärkt. In diesen Gesprächen lässt sich manch Spannendes erfahren, etwa dass Elefantenführer häufig eine lebenslange Beziehung mit ihren Tieren eingehen.

Der Rest mutet hingegen wie eine klassische TV-Doku an, was daran liegen dürfte, dass der Film in Co-Produktion mit dem ZDF und Arte entstanden ist und unter einem anderen Titel auch schon als TV-Zweiteiler zu sehen war. Diesen Umstand kann auch Hörmanns Director's Cut des Ausgangsmaterials, der nun in die Kinos kommt, nicht ganz verbergen. Wie aus dem deutschen Fernsehen gewohnt, sind die interviewten Personen nicht untertitelt, sondern mit leichter Zeitverzögerung als Voice-over ins Deutsche übersetzt. Und auch der Sprecher des Off-Kommentars kommt einem bekannt vor, ist es doch Tom Vogt, die deutsche Stimme von Schauspielern wie Colin Firth, Clive Owen, Laurence Fishburne oder Aaron Eckhart. Gepaart mit einer majestätisch anschwellenden Musik, beeindruckenden Luftaufnahmen und einem distanziert-getragenen Text verströmt der Film eine gewisse Erhabenheit.

Hörmann beobachtet lediglich und hakt nirgends kritisch nach. Das Urteil überlässt er seinem Publikum. Auch wenn der Off-Kommentar ab und an zu dick aufgetragen ist, das Gezeigte doppelt oder überhaupt nicht zum Gezeigten passt, kann sich dieser Film auch im Kino sehen lassen. Die Sehnsucht nach Nepal dürfte er jedenfalls steigern.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/mahendra-highway-2021