Downton Abbey II: Eine neue Ära (2022)

Kino-Magie auf dem britischen Familiensitz

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Aristokratisches Drama, britischer Witz und prachtvolle Ausstattung: Die Serie „Downton Abbey“ aus der Feder von Julian Fellowes war zwischen 2010 und 2015 ein großer TV-Hit, der 2019 erstmals die Leinwand eroberte. Die Adelsfamilie Crawley erhielt im ersten Kinoausflug Besuch vom königlichen Paar Georg V. und Mary. In der Fortsetzung „Downton Abbey II: Eine neue Ära“, inszeniert von Simon Curtis, steht nun zum einen eine Reise nach Südfrankreich an – und zum anderen der Dreh eines Films auf dem titelgebenden Anwesen.

Dass die Crawleys einer Filmcrew gestatten, Downton Abbey als Kulisse zu nutzen, zeugt nicht nur von einem hübschen Meta-Bewusstsein – sondern hat im Rahmen des Plots zudem finanzielle Gründe: Das Dach des Schlosses ist undicht; auch der britische Adel erlebt im Jahre 1927 nicht seine glanzvollsten Zeiten und lässt deshalb, leicht widerwillig, die Leute der dubiosen Kinobranche anrücken. Reizvoll ist dieser Handlungsstrang vor allem deshalb, weil die neuen Figuren für emotionale Spannung sorgen: Mary (Michelle Dockery), deren Gatte gerade abwesend ist, kommt dem charmanten Regisseur Jack Barber (Hugh Dancy) näher – und der umschwärmte Schauspielstar Guy Dexter (Dominic West), der ein bisschen an Rudolph Valentino erinnert, flirtet ganz offen mit dem reservierten Butler Thomas Barrow (Rob James-Collier).

Schon die Serie verstand es in ihren sechs Staffeln hervorragend, historische Ereignisse und Wandlungen in die Geschichten um die Crawleys und deren Bedienstete zu integrieren. Hier ist es der Einzug der Tonfilm-Ära, der – beinahe so schön wie im Musical-Klassiker Singin’ in the Rain (1952) – geschildert wird, inklusive einer Diva (verkörpert von Laura Haddock), die um das Ende ihrer Karriere fürchtet. Der zweite große Handlungsstrang, die Reise an die Côte d’Azur, fällt dramaturgisch etwas schwächer aus. Ausgangspunkt ist dabei, dass Lady Violet Crawley (Maggie Smith) ihrem Sohn Robert (Elizabeth McGovern), ihrer Schwiegertochter Cora (Elizabeth McGovern) und der übrigen Familie mitteilt, dass sie überraschend eine Villa in Südfrankreich geerbt hat. Die Konflikte, die sich beim Empfang dieser Erbschaft ergeben, insbesondere durch die wenig erfreute Witwe (Nathalie Baye) des verstorbenen Mannes, der Violet so großzügig bedacht hat, muten etwas bemüht an.

Zwei ganz entscheidende Stärken der Serie kommen jedoch auch in Downton Abbey II: Eine neue Ära jederzeit zum Tragen: die herrlich geschriebenen Dialoge und das hinreißende Schauspiel. Maggie Smith ist und bleibt eine geschickte Szenendiebin, die jede kleine Malice ihrer Figur auskostet und damit erneut viele zitierbare One-Liner perfekt interpretiert. Und Michelle Dockery nimmt mit ihrer leicht unterkühlten, aber stets eleganten Art erneut für sich ein. Auch das Nebenpersonal erhält Raum für amüsante, kleine Momente – ebenso wie es an Tragik nicht mangelt. Es bereitet Freude, Zeit mit diesen Figuren zu verbringen, ihren kultivierten Wortgefechten beizuwohnen, ihre edlen Kostüme zu bestaunen und sich in den pompösen Kulissen zu verlieren.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/downton-abbey-ii-eine-neue-aera-2022