Caveman - Der Kinofilm (2023)

Niemals wie Mann und Frau

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Die One-Man-Broadway-Show „Defending the Caveman“ von Rob Becker wurde 1991 in New York uraufgeführt und entwickelte sich dort zum absoluten Hit. Im Jahr 2000 erreichte das Stück unter dem Titel „Caveman“ die deutschen Bühnen und erwies sich hier als ebenso erfolgreich. Nun folgt mit „Caveman – Der Kinofilm“ die Leinwandversion. Der Stoff befasst sich mit der schwierigen Kommunikation zwischen Mann und Frau und führt diese Probleme auf die Steinzeit zurück.

Das klingt natürlich nicht nur klischeehaft und längst aus der Zeit gefallen – das ist es schlichtweg auch. Wenn der Protagonist Bobby (Moritz Bleibtreu) direkt zu uns in die Kamera spricht und das vermeintlich „typisch männliche“ und „typisch weibliche“ Verhalten erklärt, etwa in Bezug auf die Verwendung von Kosmetik, auf die Vorlieben beim Shopping oder auf das Bedürfnis, über Sorgen zu reden, wirkt Caveman wie eine Beziehungskomödie aus den 1990er oder 2000er Jahren.

Hierzu passt auch die Rahmenhandlung, die alles zusammenhält: Bobby, ein gelernter (und gelangweilter) Autoverkäufer, hat seinen ersten Auftritt als Stand-up-Comedian im Club von Thomas Hermanns. Neben dem Gründer des Quatsch Comedy Clubs sind im Laufe des Films weitere Gesichter zu sehen, die ihren medialen Durchbruch in besagter Ära hatten – zum Beispiel Martina Hill (Switch reloaded), Alexandra Neldel (Gute Zeiten, schlechte Zeiten) und Esther Schweins (die zudem das zugrundeliegende Einpersonenstück seinerzeit als Regisseurin in Szene gesetzt hat). Da sich seine Frau Claudia (Laura Tonke) wenige Minuten zuvor von Bobby getrennt hat, macht dieser die Ehekrise kurzerhand zum zentralen Thema seines Bühnenprogramms. Einst wollten die beiden „niemals wie Mann und Frau“ werden.

Einige Sequenzen in Caveman sind allzu bemüht. Wenn Bobby auf eine Steinzeit-Version seiner selbst trifft, erreicht das tatsächlich nur das Niveau einer Sketchshow im privaten Vorabend-Fernsehprogramm. Und auch diverse Gags über misslungene Überraschungspartys oder über umständlich erzählte Missverständnisse sind ziemlich müde. Gegen Ende heißt es, wir müssten alte Strukturen überwinden – der Film selbst verlässt sich hingegen in seiner narrativen Konstruktion und in seiner Figurenzeichnung viel zu sehr auf Althergebrachtes.

Was dem Ganzen wiederum zuweilen guttut, ist die Inszenierung von Laura Lackmann. Statt das Geschehen durchweg in formelhaften Bildern abzufilmen, bringt die Regisseurin, die mit den Indie-Tragikomödien Mängelexemplar (2016) und Zwei im falschen Film (2017) erstmals im Kino auf sich aufmerksam machte, ein paar hübsche visuelle Ideen ins Spiel, die selbst recht konventionellen Sequenzen einen gewissen Reiz verleihen. So nehmen manche Situationen, sei es in einer Bar oder in einem Kaufhaus, surreale Züge an – und ein hellblauer Grobstrick-Pullover erzeugt plötzlich überraschende Komik.

Überdies trägt auch Laura Tonke (die in beiden genannten Werken schon mit Lackmann zusammengearbeitet hat) dazu bei, dass der weibliche Part nicht nur zur Stichwortgeberin für den Mann am Rande des Nervenzusammenbruchs wird. Die facettenreiche Schauspielerin, die oft im Arthouse-Bereich unterwegs ist, vermag aus einem Klischee, das ihr vorgegeben wird, hin und wieder eine feinsinnige Nummer zu machen. Caveman wandelt sich dadurch gewiss nicht zu einem originellen Film, lässt aber in Ansätzen erkennen, was mit der proklamierten Überwindung alter Strukturen so alles erreicht werden kann – auch im Fach der deutschen Beziehungskomödie.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/caveman-der-kinofilm-2023