Himmelskind

Wunder gibt es immer wieder?!

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Zynisch betrachtet, könnte man angesichts einer Geschichte, die davon handelt, dass einem Mädchen mit einer tödlichen Krankheit spontane Heilung widerfährt, die auf göttlichen Beistand zurückzuführen ist, fragen, wieso Gott ein Gebet erhört hat, jedoch alle anderen der Menschen, die nicht weniger leiden, ignoriert. Das Zielpublikum von Himmelskind wird diese Frage aber nicht stellen, sondern die wahre Geschichte als Bestätigung des eigenen Glaubens nehmen.
Christys (Jennifer Garner) Tochter Anna ist seit Monaten krank. Sie übergibt sich, sie hat Schmerzen. Zuerst führt man das auf eine Laktose-Intoleranz zurück, doch auch mit entsprechender Diät wird es nicht besser. Eine eingehende Untersuchung offenbart Schreckliches: Anna leidet an einer Krankheit, die verhindert, dass ihr Körper Nahrung verarbeiten kann. Sie muss nun mit einer Sonde ernährt werden, allerdings ist das keine langfristige Lösung. Christy wendet sich an den führenden Spezialisten, der alles daran setzt, Anna zu helfen, doch die Medizin ist an ihre Grenzen gestoßen. Nur noch ein Wunder kann ihr helfen.

Eben dieses Wunder gab es, wenn man Christy Beams Buch Glauben schenken mag. Während das Phänomen einer spontanen Heilung durchaus vorkommt, wird es hier zum göttlichen Akt stilisiert – und das besonders schmerzhaft, wenn Anna ihren Eltern davon erzählt, wie sie im Himmel eine Art Zwiegespräch mit Gott geführt hat. Das mag bei extrem religiösen Menschen gut ankommen, ist aber filmisch kaum zu ertragen, weil hier eine Agenda verbreitet wird, die noch dazu ins Kitschige verfällt.

Dabei hätte man Himmelskind sicherlich auch anders erzählen können – auf eine Art, die nicht nur einen Teil des Publikums abholt. Denn gut gespielt ist das alles durchaus, besonders gilt das für Garners Figur, die mehrdimensional erscheint. Darüber hinaus hat der Film auch das Herz auf dem rechten Fleck. Er ist gefühlvoll, mitunter dramatisch, manchmal sogar schön. Besonders dann, wenn er von den kleinen Wundern berichtet, von den Menschen, die einen umgeben, von den Gefälligkeiten, die man erfährt, ohne dass man es weiß. In diesen Momenten erreicht Himmelskind ein Publikum, das auch außerhalb des amerikanischen Bible Belt lebt. Aber dann gibt es eben auch die anderen Momente, die schon fast missionarischen Eifer an den Tag legen. Das fällt auch zum Ende hin sehr stark auf, wenn der Vater eines anderen Mädchens sich erhebt und das ausspricht, was alle Skeptiker zum Schweigen bringen soll.

In den USA war Himmelskind enorm erfolgreich. Das überrascht nicht, war der ähnlich gelagerte Den Himmel gibt’s echt doch auch ein Hit. Hierzulande dürfte damit kein Stich zu machen sein, weswegen es im Grunde immer wieder verwundert, dass die Studios es dennoch versuchen. Diese Art von Glaubensfilm findet hier weit weniger Zuspruch, was letzten Endes daran liegt, dass Geschichten erzählt werden, die zu eindimensional daherkommen. Das, was einen Teil des Publikums anspricht, stößt den anderen ab – polarisierender geht es kaum.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/himmelskind