Moonfall (2022)

Und wieder geht die Welt unter

Eine Filmkritik von Matthias Pfeiffer

Da dreht man sich im Weltall, schraubt an einem Satelliten herum, diskutiert den Text von Totos „Africa“ und dann das: Eine mysteriöse schwarze Materie kommt angeflogen, wirbelt das Shuttle durcheinander und schleudert den Kollegen in die unendlichen Weiten. Schon ganz am Anfang wird klar, Roland Emmerich behandelt auch in seinem neuen Film „Moonfall“ die ganz alltäglichen Sorgen und Nöte.

Spaß beiseite, es sollte natürlich klar sein, dass es sich hier um Bombast-Multiplex-Kino handelt, bei dem die Logik auch mal Pause haben darf. Es ist eben die Welt Emmerichs. Wie man das nun beurteilen kann, wird man noch sehen. Wer zumindest von einer unbekannten Bedrohung aus dem All nichts hören will, ist in diesem Fall die NASA. Dem Astronauten Brian (Patrick Wilson) wird einfach menschliches Versagen unterstellt, seine Kollegin Jo (Halle Berry) kann dem erst mal nicht widersprechen, schließlich wurde sie bei diesem Unfall bewusstlos. Zehn Jahre später ist sie ein hohes Tier bei der Raumfahrtbehörde, während Brian als abgehalfterter Ex-Raumfahrer mit Geldsorgen vor sich hin vegetiert. Außerdem kommt sein Sohn in den Knast, der auf die Idee kam, sich in Drogenkonsum und Straßenrennen zu versuchen. Eine Situation, in der die Welt ruhig untergehen könnte.

Doch das scheint nun schneller Realität zu werden als gedacht. Unerklärlicherweise verlässt der Mond seine Umlaufbahn und droht mit der Erde zu kollidieren. Auf der sind die Vorwehen dieser Katastrophe schon zu spüren: Monsterfluten, Sauerstoffknappheit und natürlich der panische Mob, der automatisch zu Gewalt und Plünderung übergeht. Aber was ist die Ursache dieses apokalyptischen Szenarios? Laut dem pummeligen Verschwörungstheoretiker KC Houseman (John Bradley) könnte eine Megastruktur dafür verantwortlich sein. So abstrus seine Vorstellungen sind, er könnte doch recht haben, das müssen auch Jo und Brian einsehen. Und so liegt es nun an diesem Trio, die Welt vor dem sicheren Untergang zu retten.

Wie bereits gesagt, Moonfall ist genau die Welt der Emmerichschen Katastrophenfilme, im Grunde setzt er hier die Linie von Independence Day und The Day After Tomorrow fort. Die Leinwand wird mit Weltuntergangsbildern geflutet, als gäbe es wirklich kein Morgen mehr. Dazwischen eine Crew an Individuen, an denen das Schicksal von Milliarden hängt. Das wirkt auch auf den ersten Blick gut komponiert: Wilson als desillusionierter Held mit persönlichem Trouble, Berry als Powerfrau, die „nicht für die NASA, sondern für das Volk arbeitet“ und dann noch Bradley als liebenswerter Trottel. Hier liegt aber auch schon das erste Manko. Sie sind in erster Linie Profile und keine Persönlichkeiten. Und obendrein im Großen und Ganzen so cool, als würde es nicht um das bevorstehende Armageddon gehen. Hinzu kommen „an den richtigen Stellen“ humorvolle und sentimentale Einschübe. Man kann es sich ja im Grunde denken, aber Moonfall ist schon ein sehr berechneter Blockbuster, die Zuschauer bekommen genau das serviert, was auf der Karte steht. Vielleicht noch garniert mit ein wenig Verschwörungsspaß, der mal kurz aufploppt, aber im Endeffekt keinen großen Beitrag zum Gesamtbild leistet.

Doch trotzdem ist es ein Film, den man mit der beliebten Spoiler-Warnung versehen kann. Die Auflösung, warum der Mond denn auf die Erde zurast, ist zugegeben recht kreativ, wenn auch nicht der rettende Geniestreich, der das Ganze in eine andere Liga erheben würde. Ein wenig fasst man sich an den Kopf, aber bei der sonstigen Vorhersehbarkeit, ist dieses Auflösungsszenario fast schon erfrischend. Die Technikkritik, die an dieser Stelle aufkommt ist zumindest in Ansätzen interessant und ein ganz kurz man sich in 2001: Odyssee im Weltraum versetzt. Die Geschichte verläuft jedoch weiter in ihren längst festgelegten Bahnen.

Das alles ist nun soweit unterhaltsam und kurzweilig. Man kann Spaß an Moonfall haben, insofern man sich auf die Regeln des Blockbuster-Kinos einlässt und sich an Bildern des Endzeitszenarios erfreuen kann. Zumindest sind diese mitreißender als die der realen Katastrophen. Ansonsten lässt sich das Gefühl nicht abstellen, dass eine altbekannte Formel abläuft, hier und da aufgefrischt, aber doch dafür bekannt, ein möglichst zufriedenes Publikum zu hinterlassen, das bekommt, was es sich vorstellt. Dabei lässt sich aus dem Weltuntergang doch eigentlich mehr machen.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/moonfall-2022