Bigfoot Junior - Ein Tierisch Verrückter Familientrip (2020)

Für die Umwelt

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

In Europa produzierte Animationsstreifen, die man weltweit auswerten kann – diesem Geschäftsmodell folgt seit geraumer Zeit der Belgier Ben Stassen, der unter anderem die Filme „Das magische Haus", „Robinson Crusoe" und „Royal Corgi – Der Liebling der Queen" als Regisseur betreute. Zu seinen Arbeiten gehört auch der am Computer entstandene Trickspaß „Bigfoot Junior" von 2017, der beschreibt, wie der Teenager Adam seinen lange verschollenen Vater aufspürt, bei dem es sich um den legendären Zottel Bigfoot handelt.

Die Fortsetzung Bigfoot Junior – Ein tierisch verrückter Familientrip schließt direkt an die Ereignisse des ersten Teils an. Nach Jahren in der Wildnis und auf der Flucht vor dem skrupellosen Unternehmer Wallace Eastman lebt Bigfoot alias Dr. Harrison nun bei seinem Sohn und seiner Ehefrau Shelly, die sich ihr Haus auch noch mit einigen animalischen Bewohnern, darunter dem Waschbären Trapper und dem Kodiakbären Wilbur, teilen. Die Aufmerksamkeit, die die Rückkehr seines ungewöhnlichen Vaters mit sich bringt, setzt vor allem Adam zu, der ebenso wie sein Dad besondere Fähigkeiten und Eigenschaften entwickelt hat. Ständig muss sich der feilschnelle, mit Heilkräften ausgestatte, über ein hochsensibles Gehör verfügende und mit Tieren kommunizierende Jugendliche gierige Autogrammjäger vom Hals halten. Und genervt beobachtet er den Versuch eines PR-Beraters, Bigfoots Bekanntheit mit Merchandise-Artikeln auszuschlachten. Nebenbei ringt Adam auch noch mit der Frage, wie er seinem Schwarm Emma seine Gefühle gestehen soll.

Als Bigfoot beschließt, seine Prominenz in den Dienst einer guten Sache zu stellen und nach Alaska zu reisen, um Aktivist*innen in ihrem Protest gegen einen vermeintlich sauberen Ölkonzern zu unterstützen, ist Adam erst recht bedient. Immerhin wollte er die Zeit endlich nutzen, um seinen Vater richtig kennenzulernen. Nichtsdestotrotz ringt er sich dazu durch, ein von Bigfoot gedrehtes Video, das zur Rettung der Umwelt aufruft, so aufzupeppen, dass es zu einem viralen Hit wird. Kurz darauf verschwindet sein Senior allerdings spurlos, was Mutter und Sohn auf den Plan ruft. Gemeinsam mit Trapper und Wilbur fahren sie in den hohen Norden.

Ein familienfreundlicher Animationsfilm, der das drängende Thema Naturschutz verhandelt, ist zunächst einmal eine tolle Sache. Mit Connor Mandrake präsentiert das Drehbuch einen Geschäftsmann, der öffentlich damit wirbt, dass seine Firma XTrakt Öl auf umweltverträgliche Weise gewinnen würde. Tatsächlich – das wird sehr schnell klar – ist er aber nur an Profit interessiert und schert sich um den Schaden, den seine Bohrungen anrichten, nicht im Geringsten. Wenig verwunderlich sieht das strengstens abgeriegelte Tal, dem er das schwarze Gold entzieht, mit seinen auf den Raffinerietürmen brennenden Fackeln aus wie das Tor zur Hölle.

Die ökologische Botschaft packen Stassen und Koregisseur Jeremy Degruson in eine zwar temporeiche, mit dynamischen Verfolgungsjagden garnierte, insgesamt aber grob gestrickte Geschichte, die sich vielleicht auf einen einzigen Aspekt stärker hätte konzentrieren sollen. Im Vorbeigehen streift der Film nämlich auch Punkte wie den Celebrity-Wahn unserer Zeit, die Kommerzialisierung von Marken – in diesem Fall Bigfoots – und das hochgefährliche Phänomen der Fake News, die den demokratischen Strukturen zusetzen. Schmückendes Beiwerk und damit wenig mitreißend ist außerdem der romantische Strang um den sympathischen Wuschelkopf Adam und seine Angebetete Emma.

Die Suche nach Bigfoot und der Kampf gegen die Machenschaften Mandrakes zielt ganz klassisch auf die Stärkung des familiären Zusammenhaltes ab, wobei eines ins Auge springt: Mutter Shelly bekommt, im Gegensatz zu Adam und ihrem Mann, herzlich wenig zu tun. In manchen Momenten hätte man den Protagonisten vielleicht etwas mehr Hindernisse in den Weg legen können. Vieles geht doch sehr leicht von der Hand und bleibt spannungstechnisch auf mittelprächtigem Niveau.

Der Schauplatz Alaska bietet ausreichend Gelegenheit für spektakuläre Landschaftsanimationen. Eine Raffinesse, wie sie etwa die Arbeiten der Pixar-Schmiede auszeichnet, darf man angesichts des im Vergleich eher überschaubaren Budgets von mehr als 20 Millionen Dollar aber nicht erwarten. Die belgisch-französische Koproduktion schafft Bewusstsein für das Kernproblem der Zukunft, gibt seinen Figuren allerdings zu selten Raum zum Atmen und fällt auch deshalb nur in die Kategorie „Netter Zeitvertreib“.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/bigfoot-junior-ein-tierisch-verrueckter-familientrip-2020