Keanu (2016)

Rettet die Katze!

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Am Anfang wähnt man sich mitten in Der blutige Pfad Gottes. Zwei Männer räumen mit Drogendealern auf. Das ist stylish, das ist pure Energie, das ist eine Verbeugung vor dem modernen Action-Kino – und es ist eine Mogelpackung. Denn so cool dieser Einstieg in die Geschichte auch sein mag, so ärgerlich ist alles, was danach folgt. Keanu ist kein Action-Streifen, sondern eine an Peinlichkeiten kaum zu überbietende Komödie, die an die übelsten Streifen erinnert, die aus der Saturday-Night-Live-Schmiede gekommen sind. Der gehören Jordan Peele und Keegan-Michael Key zwar nicht an, aber mit ihrer eigenen Fernsehshow Key and Peele sind sie nicht weit entfernt.

In ihren Sketchen machen sich die beiden sehr gerne über Stereotypen und Kino-Klischees lustig, dementsprechend überrascht es nicht, dass ihr Film nun in eine ähnliche Richtung geht. Allerdings leidet er daran, dass das, was in fünf Minuten witzig ist, in aufgeblähter Form nicht funktioniert.

Keanu ist weder verwandt noch verschwägert mit Reeves, sondern eine kleine, süße Katze, die dem Massaker am Anfang entkommt und sich bei Rell (Jordan Peele) wiederfindet, den gerade seine Freundin verlassen hat, weswegen er die Aufmunterung durch den kleinen Kerl gebrauchen kann. Sein Freund Clarence (Keegan-Michael Key) ist froh, dass es ihm besser geht, aber dann wird Rells Bude auf den Kopf gestellt und Keanu verschwindet. Da die zwei sicher sind, dass sich Drogendealer des armen Kätzchens bemächtigt haben, beschließen sie, undercover nach dem Fellknäuel zu suchen.

Das New Black Cinema der 1990er Jahre wird hier ebenso zitiert wie die Action-Filme der Nullerjahre, der Film bleibt jedoch eine Nummernrevue, die abgefeiert wird. Natürlich erwartet man nicht unbedingt Ebenen, die unter der Oberfläche schlummern, aber den Machern fehlt auch jedwedes Thema. Nichts wird mit Keanu ausgesagt, stattdessen soll es eine Reihe von halbgaren Gags richten, die hin und wieder punkten – hier ist vor allem Anna Faris‘ Gastauftritt zu nennen –, mehrheitlich aber verpuffen.

Die Geschichte kommt immer wieder zum Stillstand, gerade so, als ob den Autoren einfach nichts eingefallen wäre, wie die Geschichte weitererzählt werden könnte. Dafür gibt es den tiefen Griff in die Gag-Kiste, nur dass die Komik eben nicht überzeugen kann. Irgendwann fällt dann den Machern, aber auch den Hauptfiguren ein, dass noch ein paar lose Handlungsstränge da sind.

Wenn man sich auf eine Geschichte verlegt, die skurril ist, muss man sie auch in vollem Zuge auskosten. Die Jagd nach dem entführten Keanu ist nicht sehr viel anders als der Rachefeldzug wegen des toten Hundes in Revenge for Jolly, aber beide Filme könnten nicht weiter voneinander entfernt sein. Wo letzterer den Irrsinn zur Kunstform erklärt und den Zuschauer den gerechten Furor eines Hundeliebhabers spüren lässt, bleibt Keanu frei von jeder Emotion. Das Duo, das die Katze sucht, könnte auch ebenso gut nach einem gestohlenen Auto Ausschau halten. Es würde keinen Unterschied machen. Was bleibt, ist Stil über Substanz – und ein Komiker-Duo, das zumindest gute Chemie hat, sich aber in einer Sketchparade verheizt, die sich nicht zu schade ist, alte Filme wie Matrix zu parodieren.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/keanu-2016