Immer Ärger mit Grandpa (2020)

Krieg ums Kinderzimmer

Eine Filmkritik von Falk Straub

Wenn der Starttermin eines Films gleich mehrfach verschoben wird, ist das in der Regel kein gutes Zeichen. Bereits im Mai 2017 gedreht, kommt diese Komödie von Regisseur Tim Hill erst im Oktober 2020 in die US-Kinos. Bei uns erscheint sie schon einen Monat früher auf DVD und Blu-ray. In diesem Fall hat das weniger mit der Qualität und viel mit den Nachwehen des Weinstein-Skandals zu tun. Rundum gelungen ist der darin erzählte Kampf der Generationen zwar nicht, zeigt aber, dass Altstar Robert De Niro im komischen Fach weitaus mehr draufhat als nur „dirty“.

De Niro spielt Großvater Ed, einen ehemaligen Architekten, der nach dem Tod seiner Frau in Depressionen versinkt. Als er in einem Supermarkt die Nerven verliert, holt ihn seine Tochter Sally (Uma Thurman) zu sich nach Haus. Dort trifft er auf seinen ungeliebten Schwiegersohn Arthur (Rob Riggle), die Enkelinnen Mia (Laura Marano), die nur an Jungs denkt, und Jennifer (Poppy Gagnon), die den ganzen Tag nur Weihnachten im Kopf hat. Und dann ist da noch sein Enkel Peter (Oakes Fegley), der Ed einen frostigen Empfang bereitet.

Peter musste sein geliebtes Zimmer für Opa räumen und haust fortan unterm Dach. Das schmeckt dem frischgebackenen Mittelschüler überhaupt nicht. Also erklärt er seinem Großvater den Krieg, den dieser erst ignoriert und in den er dann doch eintritt, um seinem Enkel eine Lektion zu erteilen. Doch keine Panik, liebe Eltern, hier schultert keiner ein Gewehr. Die Waffen sind Klebstoff, Bauschaum und Akkuschrauber, Zahnpasta, Chili und Ketchup-Tuben und alles, was sich sonst noch so im Haushalt und im Heimwerkermarkt finden lässt. An Peters und Eds Seite ziehen bald deren beste Freunde mit in den Kampf.

Immer Ärger mit Grandpa, der im Original den Krieg bereits im Titel trägt, basiert auf Robert Kimmel Smiths mehrfach preisgekröntem Kinderbuch aus dem Jahr 1984. Regisseur Tim Hill, der bereits die Muppets, Garfield und Alvin und die Chipmunks ins Kino brachte und dessen nächstes Leinwandabenteuer – ein neuer SpongeBob Schwammkopf-Streifen – bereits in den Startlöchern steht, macht auch aus dieser Vorlage eine kindgerechte Angelegenheit. Die Späße muten wie eine Light-Version von Kevin – Allein zu Haus (1990) an, sind dafür aber auch für ein jüngeres Publikum geeignet. Großvater und Enkel landen häufig auf dem Hosenboden. Und der Alte kommt mit der neuen Technik nicht zurecht, die schon die Jüngste im Bunde beherrscht.

Für die Kleinen ist das ein Riesenspaß. Für die Großen auf der Heimkino-Couch hätte es ein wenig mehr (zusammenhängende) Handlung sein dürfen. Obwohl jedes Familienmitglied seine eigenen Kämpfe ausficht und Peter an seiner neuen Schule nebenbei noch einen ganz anderen Krieg führt, konnten sich die Drehbuchautoren Tom J. Astle und Matt Ember nicht ganz entscheiden, welche Geschichte sie erzählen wollen. Am Ende reihen sie etwas zu sehr und simpel einfach Streich an Streich. Mit den Nebenfiguren und deren Darsteller*innen wäre definitiv mehr drin gewesen. Christopher Walken und Cheech Marin als Eds Kumpels schöpfen das komödiantische Potenzial, das in diesem Rentner-Trio schlummert, allenfalls ansatzweise aus. Und Uma Thurman bleibt nicht viel mehr als ein kleiner, aber feiner Quentin-Tarantino-Gedächtnismoment kurz vor Schluss.

Den Kindern wird’s egal sein – die kennen weder Thurman noch Walken, geschweige denn die einstige Kiffer-Ikone Marin, dafür die Beziehung zwischen Großvätern und Enkeln. Hier bekommen sie nicht nur ordentlich zu lachen, sondern auch etwas zum Nachdenken. Mit dem Krieg ist das nämlich so eine Sache: Der eskaliert schnell und kommt nie ohne unschuldige Opfer aus. Die Rückkehr zum Familienfrieden ist folglich die einzig vernünftige Entscheidung.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/immer-aerger-mit-grandpa-2020