Hello Again - Ein Tag für immer (2020)

Eine Hochzeit zum Verhindern

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Romantische Komödien haben es heutzutage bekanntlich schwer. Wer befürchtet, eine närrische Handlung mit naiven, treuherzig schmachtenden Figuren übergestülpt zu bekommen, fühlt sich nach ihrem Konsum oft genug bestätigt. Andererseits verlieben sich die Leute ja weiterhin und durchchoreografierte Hochzeiten in Weiß liegen im Trend. Die Regisseurin und Drehbuchautorin Maggie Peren ("Stellungswechsel") hat ein gutes Rezept gefunden für einen Film, der die Romantik ironisierend demontiert, nur um sie doch zu feiern. Zazie (Alicia von Rittberg), die Heldin der Geschichte, glaubt nicht an die Liebe. Energisch versucht sie, ein Hochzeitspaar, das sich gerade das Jawort gegeben hat, noch auf der Feier zur Trennung zu überreden. Wie zur Strafe muss sie wieder und wieder den Tag der Hochzeit neu erleben und diese mit wechselnden Interventionen bekämpfen.

Zazie und ihre beiden WG-Mitbewohner Anton (Edin Hasanovic) und Patrick (Samuel Schneider) verbindet die Lebensmaxime „Freundschaft ist Gold, Beziehung ist Blech“. Weil ihre Eltern (Jule Ronstedt, Sebastian Rudolph) seit ihrer Kindheit immer streiten, will Zazie auf Liebe und Partnerschaft verzichten. Ihrem Kindheitsfreund Philipp (Tim Oliver Schultz) hatte sie nach einer gemeinsam verbrachten Nacht auch gleich den Rücken gekehrt. Das ist schon mehrere Jahre her. Nun hält sie fassungslos die Einladung zu Philipps Hochzeit in der Hand. Der Arme wird, davon ist sie überzeugt, einen großen Fehler machen!

Zazie schnappt sich Anton, der als Scheidungskind ebenfalls Angst vor Beziehungen hat, und düst auf ihrem Motorroller durch Hamburg zum Schiff, auf dem die Trauung stattfinden soll. Sie kommen gerade an, als sich das Brautpaar nach dem Jawort küsst. Zazie trinkt zu viel Sekt mit Erdbeeren, rät dem Paar, auseinanderzugehen und befördert ihren Mageninhalt auf das Kleid der Braut Franziska (Emilia Schüle).

Am nächsten Morgen aber muss Zazie wieder, in Begleitung des treuen Anton, zur Hochzeitsfeier. Und am übernächsten auch… Anton weiß nichts von dieser Zeitschleife, in der sich nur Zazie gefangen sieht. Wie in Und täglich grüßt das Murmeltier lernt Zazie dabei hinzu, erfährt neue Dinge und schaltet sich bereits im Vorfeld der Trauung ein. Dass Franziska ihr aus der Kindheit als boshafter Quälgeist in Erinnerung geblieben ist, steigert Zazies missionarischen Eifer. Der kennt schließlich keine Grenzen, als sie Franziska eines Morgens – natürlich ist es wieder der Tag der Hochzeit – aus dem Zimmer des Womanizers Patrick kommen sieht.

Warum Zazie Philipps Hochzeit verhindern will, erschließt sich aber nicht so ohne Weiteres. Zazie ist ja nicht in den Bräutigam verliebt. Sie kann irgendwie Dinge nicht geschehen lassen, die ihrer inneren Überzeugung widerstreben. Wenn sie meint, dass Franziska Philipp nicht guttut, dann muss dieser es auch einsehen. Die Liebe aber geht ihre eigenen Wege – und sie schafft es allmählich sogar, bis ins Zazies Blickfeld vorzudringen. Dort befindet sich Anton, der heimlich mehr als nur Freundschaft für sie empfindet...

Die Geschichte und ihre Charaktere sind nicht dafür geschaffen, einer näheren Inspektion standzuhalten. Denn sie verfügen weder über tiefere Substanz, noch über Erdung. Ihr trotzdem funktionierendes Rezept lässt sie vielmehr vom Boden der Realität abheben, die in ihrer Komplexität auch nur bedingt unterhaltsam wäre. Die Komödie tänzelt im Boulevardstil fröhlich im Takt der zahlreichen Musikstücke dahin, die von der Liebe handeln.

Mehrere dieser Songs sind betagt und sorgen für eine an das Hollywood der 1950er Jahre erinnernde Retro-Atmosphäre – allen voran „Mister Sandman“ von Pat Ballard aus dem Jahr 1954. Er wird wiederholt mittels modernisierter Varianten aufgegriffen. Mit den Liebesliedern spielt der Film ironisierend auf die Fallhöhe der Gefühle an, die das romantische Filmgenre vergangener Zeiten etabliert hat. In den Aufnahmen von der kitschig bemühten Hochzeitsfeier mit dem launigen Bühnenprogramm und der rosa Erdbeertorte schwingt ebenfalls skeptische Distanz mit.

Alicia von Rittberg spielt Zazie als grundsympathische Figur, die sich zwar kindisch benimmt, aber das Herz am rechten Fleck hat. Emilia Schüle stellt ihre Widersacherin Franziska zwiespältiger dar, als Person, der biestiges Verhalten nicht fremd ist. Mit ihrer undurchschaubaren, selbstbewussten Art schürt sie die Spannung in Zazies täglichem Feldzug zusätzlich an. Als Charakter weniger gelungen ist der einfältig gutmütige Anton. Der Ärmste kann nicht Nein sagen und leidet auch noch an Narkolepsie: Wenn er sich aufregt fällt er blitzartig in Schlaf.

Auch wirken einige Nebenfiguren und -handlungen überflüssig, ohne jedoch das muntere Dahinplätschern der Handlung ernsthaft zu stören. Nur dass es zwischen Zazie und Anton dann funkt, bleibt eine darstellerisch uneingelöste Behauptung. Aber auch dieses Manko kann den Filmgenuss nicht groß beeinträchtigen, der sich ja sowieso ums wohlige Fremdeln mit der Romantik dreht.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/hello-again-ein-tag-fuer-immer-2020