Jack, der Monsterschreck (TV-Serie, 2019)

Hansdampf und Zombiemassen

Eine Filmkritik von Falk Straub

Fiese Stiefmütter, böse Hexen und hungrige Wölfe waren gestern. Heutzutage braucht es schon furchteinflößendere Kreaturen, um den Nachwuchs hinterm Ofen hervorzulocken. In Max Bralliers illustrierter Buchreihe „The Last Kids on Earth“ halten Monster und Untote Einzug in die Kinderzimmer. Netflix hat daraus eine Animationsserie gemacht. In Deutschland trägt sie die Hauptfigur mit ihrem Allerweltsnamen im Titel. Das passt, schließlich sind Jacks Namensvettern – vom Helden aus „Jack and the Beanstalk“ über „Jack the Giant Killer“ bis zu „Hans im Glück“ - nicht nur märchenerprobt, sondern auch Allerweltstypen, die sich erst noch beweisen müssen.

Als ob eine Apokalypse nicht genug wäre, fallen über Jacks Heimatstädtchen gleich zwei Ausgeburten des Horrors her: Zombies und Monster. Von seiner Pflegefamilie im Stich gelassen, schlägt sich der 13-jährige Waisenjunge zunächst allein durch. Peu à peu schart er alte Schulbekanntschaften um sich, um die Unwesen fortan im Team zu bekämpfen. All das ist im etwas mehr als einstündigen Auftakt, schlicht „Buch 1“ betitelt, zu sehen, der bereits 2019 auf Sendung ging.

„Buch 2“ ist deutlich umfangreicher. In zehn je 23-minütigen Episoden schlagen, wursteln und tüfteln sich Jack & Co. durch waghalsige Situationen. Ihr staffelübergreifendes Ziel ist die Vollendung eines Bestiariums, ein Buch, in das ein Körperteil von jedem Monster eingeheftet werden muss. Die kleine Monsterjagdgemeinschaft ist dafür prima präpariert. Jacks bester Freund Quint steuert das nötige Hirnschmalz bei, Raufbold Dirk die Muckis und Jacks Schwarm June den Wagemut. Einzig Jack turnt stets etwas ungelenk durch die Storys. Ein Hansdampf zwischen aufgesetzter Coolness, Verliebtheit und Sorge.

Auf dem Papier bringt Jack, der Monsterschreck alles mit, was gute Kinderunterhaltung braucht. Die Ausgangslage erinnert an eine Mischung aus dem französischen Comic Seuls (seit 2006) und der US-Animationsserie The Real Ghost Busters (1986-1991). Die Truppe ist bunt zusammengewürfelt, wohnt in einem traumhaften Baumhaus, liebt ungesundes Essen und ausgefuchste Videospiele. Dementsprechend wird jede Monsterhatz zum Game umgedeutet – samt „quest“ und einzusammelnder Trophäen. Und auch die Rollenverteilung stimmt. Statt Jungfrau in Nöten ist June eine Draufgängerin, die Jack und Quint mehr als einmal den Hintern rettet. Trotz alledem kommen die zehn Folgen nie richtig vom Fleck.

Die Einzelabenteuer einer jeden Episode gleichen sich (zu) sehr, und die Figuren verhalten sich selbst für Teenager ziemlich doof. Das dürfte vor allem dem eigentlichen Zielpublikum schnell auf- und mitunter missfallen. Zwar ist die Serie bereits ab 6 Jahren freigegeben. Angesichts einiger gruseliger Gestalten und des hohen, laut abgefeuerten und fulminant geschnittenen Actionanteils wäre wie bei der Buchvorlage aber eher eine Empfehlung ab 10 Jahren angemessen.

Zu dieser Unwucht zwischen einfacher Erzählung und aufgeplusterter Action gesellt sich das größte Manko: zu wenig Witz im Angesicht der Apokalypse. Der Slapstick wirkt bemüht, die gruppendynamischen Gags sind allenfalls mäßig. Egal ob im englischen Original oder in der deutschen Synchronisation – bei der Übertragung von den Büchern zur Animation blieb schlicht zu viel Humor auf der Strecke. Vielleicht hat ihn ja ein Monster gefrühstückt.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/jack-der-monsterschreck-tv-serie-2019