Monster Trucks (2016)

Erst abgefahren, dann abgewürgt

Eine Filmkritik von Falk Straub

Die Idee dieses Films klingt so, als ob sich ein Raum voller Drehbuchautoren auf der Suche nach dem nächsten High Concept betrunken Titel an den Kopf geworfen hätten. Monster Trucks klang dann wohl griffig und ist in Chris Wedges Umsetzung wortwörtlich zu verstehen.

So sieht es also aus, wenn Hollywood überhaupt nichts mehr einfällt. Das Monster im Titel ist ein echtes und treibt den dazugehörenden Wagen mit seinen Tentakeln an. Ursprünglich stammt es aus einem unterirdischen Ökosystem in einem verschlafenen Nest in North Dakota. Als der Energiekonzern Terravex dort unter Leitung des skrupellosen Reece Tenneson (Rob Lowe) tief ins Erdreich bohrt, gelangt das liebenswerte Urzeitwesen mit zwei weiteren an die Oberfläche und schließlich in den Truck des Schülers Tripp (Lucas Till). Die Schwerkraft in der neuen Umgebung setzt ihm gehörig zu. Nur mühsam bewegt es sich von der Stelle. Ein kräftiger Schluck Öl (!) bringt es jedoch wieder auf Touren und Tripps fahrbarer Untersatz erleichtert ihm fortan die Fortbewegung. So weit, so aus den ölverschmierten Fingern gesogen.

Abseits dieser hanebüchenen Ausgangslage schlägt die Handlung altbekannte Wege ein. Obwohl Tripp umwerfend aussieht, interessiert sich außer der schüchternen Meredith (Jane Levy) kein anderes Mädchen für ihn. Die besitzt selbstredend ein eigenes Pferd, wie es sich für eine Schönheit vom Lande gehört. Vielleicht liegt das Desinteresse des anderen Geschlechts ja an Tripps wenig sozialverträglichem Hobby. Statt mit Gleichaltrigen herumzuhängen, schraubt er sich auf dem Schrottplatz des greisen Mr. Weathers (Danny Glover) lieber die daddy issues von der Seele. Dort bastelt Tripp an seinem ersten eigenen Auto, damit er nicht länger sein Fahrrad durch die Gegend schieben muss und endlich aus dieser gottverlassenen Gegend herauskommt, wie er seiner Mutter Cindy (Amy Ryan) nach wenigen Minuten mitteilt. Die taucht danach ab und erst in der letzten Szene des Films wieder auf, was nicht das letzte Schlagloch in Derek Connollys Drehbuch bleibt.

Der erzählerische Motor läuft zwar weiter wie geschmiert dem vorhersehbaren Happy End entgegen, kommt zwischendurch aber gehörig ins Stottern. Tripp freundet sich mit dem Urzeitviech an, das er fortan Creech nennt. Ein ums andere Mal hilft er ihm, den Häschern des Energiekonzerns oder dem Lebensgefährten seiner Mutter, Dorfpolizist Rick (Barry Pepper), zu entkommen. Zur Seite stehen ihm Meredith, die gegen Schluss immerhin auch einmal selbst Hand an Schraubenschlüssel und Lenkrad legen darf, und der Wissenschaftler Jim Dowd (Thomas Lennon), weil den schlagartig sein schlechtes Gewissen packt.

Der Rest ist solide, der Altersfreigabe entsprechende Action mit umweltbewusster Botschaft, gerade noch erträglichem Product-Placement und einem nur schwer zu ertragenden Rollenbild. Immerhin gelingen Ice-Age-Regisseur Chris Wedge auch in seinem ersten Realfilm ein paar nette Gags. So richtig kommt Monster Trucks allerdings nie in die Gänge. Das liegt zum einen an Hauptdarsteller Lucas Till, der bei den X-Men Havok und neuerdings im Fernsehen den jungen MacGyver gibt. Der kann zwar einnehmend lächeln, bleibt aber ansonsten ebenso blass wie der übrige Cast. Zum anderen nimmt sich das Drehbuch viel zu wenig Zeit, die Beziehung zwischen Tills Figur Tripp und Creech emotional aufzubauen. Das merkte wohl auch das Studio und hat den Filmstart in den USA vom Mai 2015 bis in den Januar 2017 ganze drei Mal verschoben. Mit dieser untertourigen Leistung dürfte Monster Trucks allerdings auch zwei Jahre später als vorgesehen an den Kinokassen kaum von der Stelle kommen.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/monster-trucks-2016