Why Him? (2016)

Ein Milliardär ohne Kinderstube

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Oft ist in letzter Zeit davon die Rede gewesen, dass sich das weite Mittelland Amerikas von der Politik abgehängt fühlt. Und dass es riesige Mentalitätsunterschiede gibt zwischen den progressiven Milieus an den Küsten und den Bewohnern des Mittleren Westens. Die Komödie von Regisseur John Hamburg (... und dann kam Polly) greift dieses Thema auf und schickt den 55-jährigen Druckereibesitzer Ned Fleming (Bryan Cranston) aus Michigan auf Stippvisite ins kalifornische Palo Alto. Dort, in einer unglaublich schicken Villa in den grünen Hügeln, residiert nämlich der neue Freund seiner Tochter Stephanie (Zoey Deutch).

Die Stanford-Studentin hat Vater, Mutter Barb (Megan Mullally) und den 15-jährigen Bruder Scotty (Griffin Gluck) eingeladen, die Weihnachtsfeiertage dort zu verbringen, um ihren Laird (James Franco) endlich kennenzulernen. Laird ist einer dieser jungen IT-Milliardäre des Silicon Valley, unfassbar erfolgreich, innovativ, hip. Das weckt natürlich Sozialneid und schürt Neds Misstrauen – und das der Zuschauer – kräftig: Was macht diesen jungen Schnösel zu einem solchen Überflieger und wo ist der Haken an der ganzen Sache? So bekommt das beliebte Komödienthema eines Vaters, der den Freund der Tochter unter die Lupe nimmt – Hamburg fungierte auch bei Meine Braut, ihr Vater und ich als Co-Autor -, das Gewand eines aktuellen Generationenkonflikts. Die Komödie macht sich einen diebischen Spaß daraus, alle möglichen Silicon-Valley-Klischees so richtig auf die Spitze zu treiben.

Lairds Villa ist ein Smarthaus, in dem es kein Papier gibt und die virtuelle Concierge Justine von der Zimmerdecke spricht und alles mithört. Serviert wird Molekularküche und im Garten tummeln sich Hühner und Lamas, die ebenfalls zum Verzehr bestimmt sind, denn hier legt man Wert auf regionale Bioprodukte. Lairds Assistent, Coach und bester Freund Gustav (Keegan-Michael Key) hat einen deutschen Akzent und ist eine schillernde, hochbegabte Persönlichkeit. Zu seinen wiederkehrenden Beschäftigungen gehören Martial-Arts-Attacken auf Laird – eine hübsche Hommage an die Beziehung von Cato und Clouseau in den Pink-Panther-Filmen. Zu einem regelrechten filmischen Höhepunkt gerät die köstliche Szene, in der Ned hilflos auf dem japanischen High-Tech-Klosett sitzt und Gustav sich der Sache annehmen muss.

Der arme Ned, Vertreter einer Generation, die sich mit Printprodukten umgibt – klar, dass sein Betrieb vor der Pleite steht –, fühlt sich hier schrecklich deplatziert und tumb. Dass er diesem Laird und seinen Heiratsabsichten ein entschiedenes Nein entgegenschleudert, liegt aber am prolligen Auftreten des jungen Mannes. Schon als Laird zur Begrüßung seiner Gäste aus der Villa tritt, mit bloßem Oberkörper und voller Tätowierungen, steht fest, dass er den Dauerprovokateur geben wird. Laird flucht ständig, ohne Rücksicht auf Scottys jugendliches Alter, er macht Barb anzügliche Komplimente, kurz, er bringt Ned ganz schön auf die Palme. Und will doch nur ein lieber Junge sein! Franco spielt den ungebildeten Bürgerschreck herrlich selbstironisch, hat er doch einschlägige Rollenerfahrungen von Ananas Express bis Spring Breakers. Während Laird also als Charakter dazu bestimmt ist, Ned und Barb vor den Kopf zu stoßen, ist Bryan Cranstons Rolle durch und durch solide. Der Star aus Breaking Bad zieht hier alle Register des schmerzgeprüften Vaters und ehrbaren Mannes. Hamburg verrät seine Charaktere nie für billige Lacher, sondern sympathisiert mit ihnen und stellt sie in den Mittelpunkt des Geschehens.

Auch im Umgang mit Sex- und Ekelwitzen beweist die Komödie ihre Geschicklichkeit. Peinlichkeiten, Slapstick, Standardsituationen niedrigen Niveaus werden munter abgeklappert und erweisen sich als lustig. Wie auch der Auftritt der beiden Rockveteranen Gene Simmons und Peter Criss von Kiss. Insgesamt ist dies also ein stimmiges Kinovergnügen mit ideenreichen aktuellen Bezügen, das aber das Gemüt auf eher zeitlose Weise anspricht.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/why-him-2016