Die Olchis - Willkommen in Schmuddelfing (2020)

Eine schrecklich schmuddelige Familie

Eine Filmkritik von Falk Straub

Die Olchis lieben alles, was ordentliche Erwachsene hassen und kommen damit bei Kindern klasse an. 1990 brachte Erhard Dietl das erste Buch mit den kleinen, aber vor Kraft strotzenden grünen Wesen auf den Markt. Inzwischen sind die Geschichten um die siebenköpfige Familie, die sich von Müll ernährt und gern im Schlamm badet, auf 29 Bücher und fünf Bilderbücher angewachsen. Nun kommen ihre Abenteuer erstmals ins Kino.

Auf der Suche nach einem neuen Zuhause machen die Olchis in Schmuddelfing Station. Das verschlafene Örtchen macht seinem Namen alle Ehre. Denn die nahegelegene Müllhalde stinkt so sehr zum Himmel, dass sie nicht nur die Olchis anlockt, sondern auch jegliche Touristen vertreibt. Um dem Problem Herr zu werden, verfolgen der elfjährige Max und seine Mutter ganz unterschiedliche Strategien.

Max tüftelt mit Professor Brausewein und dessen Nichte Lotta an einem Destinkomaten, der den üblen in einen angenehmen Geruch verwandeln soll. Seine Mutter plant mit dem Bauunternehmer Hammer einen Wellness-Tempel, der die Müllhalde ersetzen soll. Dabei liegt die Lösung des Problems womöglich direkt vor ihrer beider Nasen: Immerhin ernähren sich die Olchis von Müll und könnten den Gestank somit im Magenumdrehen beseitigen. Doch so einfach ist es freilich nicht...

Auf dem Regiestuhl haben mit Toby Genkel und Jens Møller zwei versierte Animatoren mit internationaler Erfahrung Platz genommen. Vor allem Genkel hat mit Filmen wie Ooops! Die Arche ist weg... (2015), Überflieger – Kleine Vögel, großes Geklapper (2017) und Yakari – Der Kinofilm (2020), bei denen er jeweils Co-Regie führte, bewiesen, dass auch europäische Produktionen mit der Konkurrenz aus Übersee mithalten können. Das trifft auf seinen jüngsten Film nur bedingt zu.

Visuell bieten Die Olchis allenfalls Magerkost. So ulkig die Figuren auf der Leinwand auch sind, wenn sie auf ihrem Drachen namens Feuerstuhl, der wie ein Motorrad knattert, durch die Gegend fliegen oder ihren Gästen in ihrer Müllhaldenhöhle alte Batterien in geschmolzenem Plastik als Mahlzeit auftischen, sie sehen dabei leider wie eine zweitklassig animierte Fernsehserie aus. Und auch das Drehbuch, das Genkel gemeinsam mit John Chambers verfasst hat, ist nicht frei von Schwächen.

Zu Beginn legt die Handlung noch flott los. Max' Mutter Elisabeth schickt ihren Mann Ewald, den Bürgermeister von Schmuddelfing, erst einmal in den Urlaub, um die Geschäfte im Ort selbst in die Hand zu nehmen. Und auch Max' beste Freundin Lotta mischt noch tatkräftig mit. Das kann sich sehen lassen. Mit zunehmender Laufzeit stellt sich die schiere Figurenfülle (allein die Olchi-Familie zählt sieben Mitglieder!) als Hemmschuh heraus. Als reine Stichwortgeberin hätte es Lotta ebenso wenig bedurft wie Oma und Opa oder Mama und Papa Olchi. Letztlich kommen zu viele Figuren zu kurz.

Spaßig – oder besser gesagt: olchig – ist das trotzdem und immer wieder einfallsreich, wenn sich etwa die Bauarbeiter des Unternehmers Hammer optisch lediglich durch die Art ihres Barts voneinander unterscheiden. Was Klein und Groß aus dieser Verfilmung mitnehmen können, ist, anderen gegenüber unvoreingenommen zu sein – egal wie anders sie auf den ersten Blick erscheinen mögen. Und etwas mehr Gelassenheit lässt sich von den Olchis immer lernen. Schließlich macht sich ein Olchi erst morgen über morgen Sorgen.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/die-olchis-willkommen-in-schmuddelfing-2020