How to Party with Mom (2018)

Melissa McCarthys Klamaukshow

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Es ist nicht lustig, auf einer Party der eigenen Mutter zu begegnen. Und ihr an der Uni über den Weg zu laufen, weil sie dort ihre vor rund 20 Jahren unterbrochenen Studien fortsetzen will, auch nicht. Die junge Studentin Maddie (Molly Gordon) ist sprachlos, als ihre Mutter Deanna (Melissa McCarthy) sie auf dem Campus mit der Nachricht überrascht, dass sie ab sofort ihre neue Kommilitonin ist. Freudestrahlend stellt sich Deanna auch Maddies Freundinnen im Wohnheim der Schwesternschaft vor. So hat sich die Tochter ihr letztes Jahr an der Universität nun wirklich nicht vorgestellt!

Diese Komödie ist die dritte, die Regisseur Ben Falcone nach Tammy – Voll abgefahren und The Boss mit seiner Frau McCarthy als Hauptdarstellerin inszeniert hat. Erneut schrieben sie auch gemeinsam das Drehbuch. Aber auch dieses Mal kommt das Ergebnis bei weitem nicht an den Witz von Brautalarm heran, der McCarthys Image als subversiv trampelige Wuchtbrumme im Kino konstituierte. Im Gegenteil: die Komödie ist sehr uninspiriert und klamaukig geraten. Dabei besitzt ein Zusammentreffen der Jungen auf einem Territorium, das sie für sich reklamieren, mit Vertretern der Elterngeneration durchaus Potenzial für spannende Unterhaltung. Die deutsche Komödie Wir sind die Neuen hat das vorgemacht, indem sie einer Studenten-WG eine Senioren-WG von Alt-68ern ins gleiche Haus setzte. 

Hier aber hat Deanna nur höchst selten die Möglichkeit, ihre Mentalität mit der der jungen Generation auf spritzige Weise zu kontrastieren. Eine solche Szene entsteht auf einer Party, als der Barmann mit der Frage „Was wollen wir?“ zum kollektiven Trinkspruch animiert. Alle kennen das gewünschte Wort, aber Deanna ruft stets eine politische Parole, Umweltschutz oder gleichen Lohn für Frau und Mann. Der Barmann klärt sie dann auf, und genau darin liegt auch das Problem dieser Komödie: Deanna muss sich an der Uni verjüngen, ihre Kleidung, ihr ganzes Aussehen modernisieren, kurz, sich der Mehrheit anpassen. Selbst ein Dance-Battle gegen eine junge Gegnerin, inklusive Akrobatik-Einlage, drückt ihr die Inszenierung aufs Auge. Dass es möglich wäre, mit 40 und mehr Jahren wieder zu studieren, ohne Sex in der Bibliothek mit einem jungen Lover zu haben, ist keine Option für diesen Film.

Ein ebenso gravierendes Problem hat die Komödie, weil sie Deanna zur Alleinunterhalterin kürt. Am Beginn der Geschichte fiebert sie, die brave Hausfrau, die einst ihr Studium abbrach, damit Gatte Dan (Matt Walsh) seines fortsetzen konnte, ihrer Italienreise zu zweit entgegen. Aber er eröffnet ihr, dass er eine andere hat und sich scheiden lässt. Das Haus, das ihm gehört, will er verkaufen. Deanna tritt in hilflosem Zorn gegen das Auto, das ja auch seines ist. Das ist noch ganz lustig, aber sobald sie dann den Campus betritt, benimmt sie sich wie eine Animateurin in einem Urlaubsclub. Nicht nur ihr Redeschwall, auch die anfangs lächerliche rosarote Kleidung voller Blümchenmuster verortet Deanna auf dem Niveau einer Fernseh-Comedy.  

Die ganze Komödie ist im Grunde eine maßlose Eine-Frau-Show. Deanna handelt und redet, während ihre Tochter zuschaut und allenfalls als Stichwortgeberin fungiert. Molly Gordon wirkt sehr blass als die brave Tochter, die ihrer Mutter zugetan bleibt. Auch die anderen Studenten und Studentinnen dienen als Beiwerk, selbst die skurrileren Charaktere unter ihnen dürfen sich nicht entfalten. Maya Rudolph, die wie McCarthy in Brautalarm spielte, tritt hingegen in einer peinlich überdrehten Rolle als Deannas beste Freundin Christine auf. 

Die größte Realitätsnähe und auch emotionale Wirkung entsteht, wenn Deannas Gatte die Scheidungsabsicht damit begründet, dass er ein Upgrade in seinem Leben brauche. Deanna kehrt, so gesehen, als filmische Wiedergutmachung für die unzähligen Frauen, die ihrem Mann bei der Ausbildung und Karriere den Vortritt ließen und später dennoch verlassen wurden, an die Uni zurück. Leider aber passen die Grundideen dieser Geschichte und die plumpe Umsetzung nicht wirklich zusammen.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/life-of-the-party