Destination Wedding (2018)

Genervt und voller Macken

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Gleich vorweg: Wer mit Before Sunrise (USA 1995, Richard Linklater) filmisch groß geworden ist, wird von Destination Wedding eventuell enttäuscht sein. Dialog-Filme schaffen es ohnehin nur selten, an die Linklater-Trilogie mit Ethan Hawke und Julie Delpy heranzureichen, die stets den richtigen Ton trifft, die Generation, von der sie spricht, treffsicher beobachtet und eine gute Mischung zwischen Philosophieren und Unterhalten schafft. Destination Wedding von Victor Levin dagegen funktioniert über eine andere Schiene: Er sucht das Skurrile in der Gesprächssituation von zwei Fremden und lässt zwei Sarkasten sprechen – und zeichnet damit auch ein gutes Bild von der Gegenwart.

Frank (Keanu Reeves) und Lindsay (Winona Ryder) lernen sich am Flughafen kennen und merken schnell, wie furchtbar sie den jeweils anderen finden. Dumm nur, dass sie nicht nur in dasselbe Flugzeug einsteigen, sondern auch noch die Plätze nebeneinander bekommen haben. Natürlich unterhalten sie sich und stellen schnell fest, dass sie gar auf dieselbe Hochzeit – eine sogenannte Destination Wedding, eine Hochzeit, die nicht zu Hause stattfindet – eingeladen sind. Und die Geschichte nimmt ihren unvermeidlichen Lauf mit Kurs auf die nächste Hochzeit: Destination: Wedding.

Frank und Lindsay verbringen folglich das komplette Wochenende miteinander. Sie gehören zu den Gästen, von denen man nicht weiß, an welchen Tisch man sie setzen soll: Lindsay ist die Ex-Freundin des Bräutigams, Frank ein entfernter Verwandter desselben und wohl wegen des Familienfriedens eingeladen. Beide haben höflichkeitshalber zugesagt, hassen aber den Gedanken daran, dass sie das ganze Wochenende lang zwei Menschen beim Heiraten zuschauen, klatschen, lachen und sich amüsieren sollen.

Hinzu kommt: Beide sind recht eigenbrötlerische Zeitgenossen. Auf den ersten Blick sehen sie anständig aus: Sie sind gut gekleidet und stehen mit dem Rollkoffer wie Profi-Passagiere in der Abflughalle. Doch wer genauer hinsieht, erkennt schnell ihre Macken; wer ihnen zuhört, merkt, wie zynisch ihr Blick auf die Welt ist. Summa summarum: Auch wenn sie sich gegenseitig nicht ausstehen können, so verbindet die beiden mehr, als ihnen bewusst ist.

Der Plot des Films ist also eigentlich relativ unspannend, vor allem recht vorhersehbar. Die Umsetzung aber ist originell, weil sie weder romantisch noch im Stil einer echten Komödie ist. Die Gespräche und Gedanken der beiden Hauptdarsteller sind ironisch, sarkastisch und immer geprägt von ein wenig Übellaunigkeit. Beim Reden zieht Winona Ryder schreckliche Grimassen des Genervtseins, und auch Keanu Reeves kommt ziemlich unschön daher, was vor allem am Vollbart liegen mag, der nicht hipster ist, sondern einfach nur unrasiert wirkt. Die beiden könnten ein schönes Paar sein, aber das verwehrt ihnen der Film. Denn er will eine vor allem skurrile Geschichte erzählen.

Skurril ist auch die Grundkonstellation, denn es sprechen im Film tatsächlich nur die beiden Hauptdarsteller. Wenn man sie beim Hochzeitsfest dabei beobachtet, wie sie sich mit anderen Gästen oder dem Brautpaar unterhalten, dann hört man nichts. Wichtig sind lediglich die Gespräche, die die beiden miteinander führen. Die beiden seltsamen Figuren werden mit ihren wunderlichen Morgenritualen vorgestellt, sie zwängen sich auf die Rückbank eines Mini-Flugzeugs und treffen beim Spaziergang auf einen Berglöwen. Das alles sind Bilder und Szenen, die nicht an eine klassische romantische Komödie erinnern. Am wenigsten jedoch schafft das die Szene auf der Wiese, als es – Achtung, Spoiler! – natürlich zum Geknutsche und zum Sex kommt, der unromantischer nicht sein könnte.

Vielleicht ist es aber genau das, was den Film so realistisch macht: Er beschönigt nicht, zeigt keine romantische Filmwelt, die nach den Mustern des Storytelling funktioniert, sondern erzählt seine Geschichte authentisch und spielt durch, was passiert, wenn zwei fremde Menschen zusammen auf eine Hochzeit fahren, sich und die Welt nicht leiden können und dann aber darin vielleicht gerade das Schöne finden. 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/destination-wedding