Meg (2018)

Horror für alle

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Gut Ding will Weile haben, sagt man. Aber nicht alles, was man so sagt, trifft auch immer zu. Etwa in Bezug auf die Verfilmung des Romans Meg – Die Angst aus der Tiefe von Steve Alten aus dem Jahre 1997. Während Alten seinem literarischen Debüt mehrere Fortsetzungen folgen ließ, befand sich die geplante Leinwand-Adaption über zwei Dekaden in der sogenannten „Entwicklungshölle“: Filmemacher wie Jan de Bont („Speed“) und Guillermo del Toro („Pans Labyrinth“) wurden im Laufe der Zeit mit dem Projekt in Verbindung gebracht; doch es sollte bis 2018 dauern, bis „Meg“ tatsächlich den Weg ins Kino fand.

Die chinesisch-US-amerikanische Co-Produktion, inszeniert von Jon Turteltaub, ist das, was man (im schlechtesten Sinne) einen Konsens-Film nennen könnte: Sie will alles, präsentiert deshalb von allem ein bisschen, aber von nichts wirklich genug. Die Horror-Anteile werden Genre-Fans nicht satt machen, die Gags sind zu unoriginell, um das Ganze als Trash-Vergnügen annehmen zu können – und die Action setzt so sehr darauf, den Sehgewohnheiten des Mainstream-Publikums zu entsprechen, dass kein einziges außergewöhnliches Bild entsteht, obwohl man hier doch einen Megalodon als Hauptattraktion zu bieten hat. Meg ist kein spannungsgeladener Weißer Hai, kein einfallsreicher Deep Blue Sea, ja noch nicht einmal ein quatschig-amüsanter Sharknado, sondern einfach nur komplett reizloses Formel-Kino – gedacht für alle, zur Freude von niemandem.

Im Zentrum des Plots steht der Tiefseeretter Jonas Taylor, gespielt von Jason Statham mit dem üblichen Jason-Statham-Gesichtsausdruck. Dieser ist überzeugt davon, bei einer gescheiterten Rettungsmission eine gefährliche Kreatur erblickt zu haben – aber man will ihm nicht glauben. Fünf Jahre später wird auf der Unterwasser-Forschungseinrichtung Mana One, die von dem wohlhabenden Jack Morris (Rainn Wilson) finanziert wird, das Vordringen in einen tiefen Abschnitt des Marianengrabens überwacht. Dabei kommt es zu Komplikationen. Da Taylors Ex-Frau Lori (Jessica McNamee) zu den Beteiligten zählt, wird der inzwischen in Thailand lebende Jonas herbeigeholt. Es dauert nicht lange, bis sich herausstellt, dass ein Megalodon hinter den Schwierigkeiten steckt. Und bald wird nicht nur die Forschungsstation bedroht, sondern auch der nahe Strand in Sanya.

Was auch immer einem bei dieser Beschreibung in den Sinn kommen mag – es ist aufregender als das, was Jon Turteltaub sowie dessen Drehbuch- und Effekte-Team eingefallen ist. Dass ein Film wie Meg nicht mit tiefgründigen Figuren aufwartet, ist wohl kaum überraschend; derart nichtiges Personal wie hier ist dennoch ziemlich ärgerlich. Interessante Kino-Gesichter wie Li Bingbing (Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen), Winston Chao (Das Hochzeitsbankett), Cliff Curtis (Whale Rider) oder Ólafur Darri Ólafsson (The Deep) müssen langweilige Dialogzeilen abliefern und bleiben in ihren Rollen ohne nennenswerte Eigenschaften; Rainn Wilson muss derweil die Karikatur eines skrupellosen Milliardärs mimen. Hinzu kommt, dass das Werk zwar einerseits groß gedacht ist – die für Tentpole-Pictures übliche Überbietungslogik wird durch einen Twist gar auf die Spitze getrieben; andererseits wagt Meg zu keiner Sekunde den Wahnwitz, den ein Stoff über ein hungriges Urzeitmonster hergeben würde. Das Finale setzt sämtliche Logik außer Kraft – und doch kann man nur müde gähnen, während sich Jason Statham gegen den fiesen Hai zur Wehr setzt. 130 Millionen US-Dollar soll das alles gekostet haben; das Ergebnis ist erstaunlich dürftig.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/meg-2018