Togetherness (Staffel 2)

Bittersüße Alltagssorgen

Eine Filmkritik von Falk Straub

Jay und Mark Duplass stehen als Produzenten, Regisseure und Schauspieler für ein anderes, unaufgeregtes Erzählen. Auch in der zweiten Staffel ihrer mittlerweile eingestellten Serie Togetherness blicken sie ins Leben vierer Durchschnittstypen und liefern ganz großes Kino im Fernsehformat.

Mit neuen Fernsehserien verhält es sich manchmal so wie mit einer brillanten ersten Platte in der Musik. Egal, wie nahtlos die Künstler auch an das Debüt anknüpfen, egal, wie gut sie den Ton des Vorgängers treffen, im besten Falle weiterentwickeln, an den Zauber des ersten Sehens respektive Hörens reicht der Nachfolger meist nicht heran. Das hat natürlich mehr mit den Rezipienten als mit den Produzenten zu tun. Ganz entziehen kann man sich diesen Mechanismen trotz aller Reflexion aber nie. Auch Jay und Mark Duplass knüpfen nahtlos an das Schicksal ihrer vier Figuren aus der ersten Staffel an, und obwohl die beruflichen Krisen und die privaten Katastrophen sich in nur wenigen Wochen erzählter Zeit ereignen, ist für das Publikum mehr als ein Jahr vergangen, in dem es anderes, zum Teil Besseres gesehen hat. Sehens- und absolut empfehlenswert ist die zweite Staffel aber allemal.

Brett (Mark Duplass) und Michelle (Melanie Lynskey) driften weiter auseinander, als er von ihrem Ehebruch erfährt. Gemeinsam mit seinem besten Freund Alex (Steve Zissis) stürzt er sich Hals über Kopf in einen Roadtrip in die eigene Vergangenheit, von dem er mit einer fixen Idee aus Schulzeiten zurückkehrt: Frank Herberts Science-Fiction-Zyklus Dune als Theaterstück mit Kostümen aus Pappmaschee auf die Bühne zu bringen. Michelle wächst mit den zwei Kindern und ihrer Arbeit an einem Schulprojekt derweil alles über den Kopf, was ihre Schwester Tina (Amanda Peet) dazu nötigt, ungewollt in die Mutterrolle zu schlüpfen, an der sie wider Erwarten gefallen findet.

Auf dem Papier klingt die Handlung banal. Die Brüder Duplass jedoch machen aus diesen Banalitäten erneut Großartiges. Ein weiteres Mal vermitteln sie dem Publikum das Gefühl, echten Menschen bei deren bittersüßem Alltag zuzusehen, wo andere nur Abziehbilder liefern. Das liegt nicht nur am grandiosen Ensemble, sondern vor allem an den klug geschriebenen Figuren, die, so schematisch ihre Charaktere zunächst auch angelegt sein mögen, mit all ihren Widersprüchen und Nuancen gezeigt werden. Hier mutiert der biedere Brett in seiner Kränkung zum selbstgefälligen Heuchler, die sorglose Tina zur fürsorglichen Ersatzmutter und die wankelmütige Michelle zur durchsetzungsfreudigen Entscheiderin. Jedoch nicht unvermittelt, sondern nach und nach, weil die Figuren genügend Zeit haben.

Deren Alltag ist mal tragisch, mal albern, und es sind vor allem diese Albernheiten – wenn Brett und Alex in unmodischen Anzügen eine Bar entern, sturzbetrunken einen Vorgarten umgraben oder in großer Gruppe für Michelles Schulprojekt des Nachts Sand am Strand stehlen –, die Togetherness von vergleichbaren Produktionen abheben. Anders als all die Albernheiten in Komödien über Teenager oder Menschen in der Midlife-Crisis sind diese bei Jay und Mark Duplass keine Ausnahmen, kein Abweichen von der Norm, das es abzustellen gilt, sondern die Regel. Togetherness zeigt Figuren, die an ihren Fehlern arbeiten, aber auch zu ihnen stehen und zu deren Leben es dazugehört, sich das Kind im Manne und in der Frau zu bewahren.

Für die Macher hinter den Machern war das wohl zu wenig. Im März 2016 hat der Fernsehsender HBO die Serie nicht mehr für eine dritte Staffel verlängert. So entlassen die Brüder Duplass ihr Publikum zwar mit vielen offenen Fragen, aber auch mit dem wohligen Gefühl, dem Sound eines anderen Fernsehens und dessen würdigem Nachfolger für zwei kurze Momente gelauscht zu haben.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/togetherness-die-komplette-zweite-staffel