Suicide Squad (DVD)

Der superlange Trailer für die superbösen Helden

Eine Filmkritik von Lars Dolkemeyer

Das DC Extended Universe bringt nach dem durchschlagenden Erfolg der Avengers beim Konkurrenten Marvel mit Suicide Squad nun auch seinen ersten Ensemble-Film der großangelegten Reihe von Superhelden-Verfilmungen in die Kinos. Und liegt damit natürlich voll auf der Höhe der Zeit. Kaum etwas war in den vergangenen Jahren an den Kinokassen so erfolgreich wie Comic-Adaptionen im größtmöglichen Blockbuster-Format. Doch das Besondere an Suicide Squad: Es sind gar keine Superhelden, die hier gegen die Zerstörung der Welt kämpfen, sondern Schwerverbrecher!

Der gebrochene Held, der sich mit seiner schwierigen Position in der Gesellschaft, seiner Verantwortung und meist auch noch seiner dunklen Vergangenheit auseinandersetzen muss, hatte schon mit Filmen wie Batman v Superman: Dawn of Justice (Zach Snyder, 2016) im DC-Universum oder The First Avenger: Civil War (Anthony und Joe Russo, 2016) bei Marvel in der letzten Zeit seinen Auftritt. Suicide Squad geht einen Schritt weiter: Es gibt in dem Film von David Ayer nicht mehr nur den gebrochenen Helden, sondern gleich eine schwer kontrollierbare Gruppe hochgefährlicher Krimineller (Margot Robbie, Will Smith, Jai Courtney, u.a.). Diese werden von der US-Regierung dazu genötigt, diejenigen Vorfälle unter Kontrolle zu bekommen, an denen das gewöhnliche Militär scheitert. In diesem Fall: Zwei uralte Wesen, die – wer hätte es geahnt? – die Menschheit ausradieren wollen.

Die Prämisse des Films ist also erstmal nur der Versuch einer Steigerung bestehender Tendenzen. Ihr wollt ambivalente Helden? Wir geben euch gewalttätige Psychopathen! Diese werden zu Beginn in einer Art Videogalerie der Reihe nach vorgestellt – mit dazugehörigen Texteinblendungen und actionreicher Bebilderung ihrer kriminellen Tätigkeiten und Fähigkeiten. Das Muster einer YouTube-Playlist hält dabei leider für den Rest der zweistündigen Laufzeit an: Suicide Squad springt von Clip zu Clip, unterlegt mit jeweils einem anderen Song aus der Geschichte populärer Musik. Mal gibt es wilde Schießereien und laute Explosionen, mal gibt es einen knackigen One-Liner-Schlagabtausch der Semi-Helden und dann wieder Explosionen und Schießereien.

Eine Dramaturgie, die von vornherein kaum noch eine Steigerung zulässt, wird in Spielfilmlänge nicht überwältigend, sie wird anstrengend. Suicide Squad bemüht sich in jeder Sequenz, möglichst viele verschiedene Zuschauer anzusprechen – und zwar am besten gleichzeitig. Das Ergebnis ist die gänzliche Überfrachtung des Films mit dem verzweifelten Versuch, jedes erdenkliche Element aufnehmen zu können.

Bedauerlich sind dann umso mehr die wenigen Momente, in denen der Film nicht in die zwangsläufig daraus resultierende Albernheit rutscht. Margot Robbie spielt gegen die unüberwindbare Trailer-Ästhetik eines Films an, der in jeder einzelnen Szene alles geben möchte, und verleiht ihrer Figur dabei noch die größte Faszinationskraft. Nur ein bisschen mehr Selbstironie, nur ein bisschen weniger Pathos und Suicide Squad hätte es vermeiden können, gerade wegen seines Ernstes so albern zu erscheinen. Die dichte Inszenierung, die wohl der Remix-Kultur des Internets die Hand reichen möchte, verhindert jeden Zugang zum möglicherweise interessanten Ansatz des Films, den glatten Genre-Konflikt von Gut gegen Böse mit einer neuen Perspektive anzureichern. Es bleibt aber bei einer schnell erschöpften und erschöpfenden Kette von Clips, die zusammengenommen noch lange keinen Film ergeben.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/suicide-squad-dvd