The Young Pope (Miniserie, 2016)

Zynisch-präzise

Eine Filmkritik von Maria Wiesner

Man hat schon viele Päpste im Film gesehen, aber noch keinen wie Lenny Belardo (Jude Law). Durch ein geschicktes Ränkespiel hat der Amerikaner das Konklave für sich gewinnen können. Im Vatikan halten alle den mit 47 Jahren "viel zu jungen" Papst für eine Marionette seines Mentors Kardinal Spencer (James Cromwell), doch Belardo hat seinen eigenen Willen, den er gegen allen Widerspruch durchsetzt. Dabei kennt er kein Mitleid. Rodrigo Borgia alias Papst Alexander VI. aus der Borgia-Serie war schon ein Unsympath, Belardo ist, mit Verlaub, ein rechtes Arschloch.

Dass man ihm trotzdem gern bei seinem Einzug in den Vatikan zusieht, liegt an Paolo Sorrentino, den HBO und Sky als Regisseur für die Miniserie The Young Pope gewinnen konnten. Mit dem bitterbösen Humor und einem zynisch-präzisen Blick, den Sorrentino bereits auf die italienische Politik (Il Divo) und die italienische High Society (La Grande Bellezza) gerichtet hat, nimmt er sich hier den Vatikan vor. Und der bietet bekanntlich viel Angriffsfläche: die überalterte Kurie lässt er an Schildkröten vorbeiziehen, die Beichte nimmt kein Kardinal ernst und der Außenminister des Vatikans betrachtet gern lüstern die runde Venus von Willendorf. Diese Welt des Allerheiligsten ist eine Scheinwelt, in der Intrigen und Ränke herrschen. Belardo wird das gegenüber seiner Vertrauten und ehemaligen Ziehmutter Schwester Mary – brillant besetzt mit Diane Keaton – noch einmal betonen: Er vertraue niemandem hier. Sie wird ihn dafür ohrfeigen, meint sie doch, sein Stein zu sein, auf dem er seine Kirche bauen kann.

Doch Belardo vertraut nicht, er sucht. Sich selbst, seinen Glauben und Gott. Es ist das Metathema Sorrentinos, seine Figuren sind immer auf der Suche nach Identität, sei es der alternde Charmeur Gambardella in La Grande Bellezza, der der Glitzerwelt überdrüssig wird. Sei es der frühere Rockstar Cheyenne im gleichnamigen Film, der sich mit seinem Vater aussöhnen muss. Oder eben Belardo in The Young Pope, der sich zwar mit jeder Handlung und Anweisung bestätigt, dass er Papst ist, in den christlichen Tugenden jedoch fundamental scheitert und sich vor seiner ersten Ansprache an die christliche Gemeinschaft so lange wie möglich drückt, weil ihm die Worte fehlen.

Jude Law gibt seinem Papst jene kühle machiavellistische Berechnung, die der Faszination eines Francis Underwood in House of Cards nahekommt. Nur muss er dafür nicht permanent die vierte Wand durchbrechen und in die Kamera blicken.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/the-young-pope-staffel-1