City Heat (1984)

The heat is off

Eine Filmkritik von Martin Beck

Folgender Konzeptvorschlag: eine leichte Actionkomödie zwischen Die Marx Brothers an der Uni und Der öffentliche Feind, besetzt mit Burt Reynolds und Clint Eastwood. Liest sich lecker? Ist aber eher seltsam, unter anderem wegen der (offiziell kommunizierten) filmischen Assoziationen. Und vor allem wegen der grobporig aussickernden Durchschnittlichkeit, die City Heat zu einem zu Recht vergessenen Kind der 1980er Jahre macht.

Mancherorts wird die Schuld hierfür vor allem der holprigen Produktionsgeschichte zugeschrieben, doch tatsächlich dürften auch die beiden Hauptdarsteller beziehungsweise ihre einfallslosen Rollen einen guten Teil zur langweiligen Misere beigetragen haben. Clint Eastwood spielt hier einen wortkargen Polizeioffizier und Burt Reynolds einen windigen Privatdetektiv mit Schnodderschnauze. Eine 1:1-Entsprechung also der sattsam bekannten Image-Blaupausen, die 1984 in beiden Fällen schon reichlich angestaubt erschienen.

Was zwei Jahre später Archie & Harry alias Burt Lancaster und Kirk Douglas wesentlich schwungvoller und unterhaltsamer über die Bühne brachten, gerät bei City Heat zu einer dünnen Buddy-Routine, die jenseits der Stars ziemlich wenig Substanz vorweist. Natürlich waren die beiden Hauptfiguren einst Kollegen und Freunde, natürlich können sie sich jetzt nicht mehr riechen und natürlich schweißt sie ein neuer Fall (die Ermordnung von Reynolds Partner, gespielt von Richard Roundtree) erneut zusammen. Der Kern des Problems sind zwei verfeindete Gangsterbanden. Und 'der Bulle und der Schnüffler' wollen da endlich mal aufräumen.

Mit anderen Worten: schnarch – zumal der Film auch keine Anstalten macht, irgendwelche Brüche zu erlauben oder wenigstens besonders dick aufzutragen. City Heat bleibt jederzeit seichte Mainstream-Unterhaltung, die völlig vorhersehbar ihre Geschichte abspult und dazu immerhin ein paar charmante Kalauer auftischt. "Den Geräuschen nach zu urteilen brennst du entweder Brandy oder nimmst ein Bad." Jaaa, kann man machen. Wenn denn der berühmte verregnete Sonntagnachmittag ansteht. Und die Hemmschwelle gegenüber Gangstern, die hunderte Kugeln verballern und keinen einzigen Treffer landen, ungewöhnlich niedrig liegt.

Denn das ist City Heat auch noch: Eine irgendwie schräge Mischung aus Film noir und Caper, aus Hommage und seifiger Ironie. Da werden Kneipen verwüstet, Fäuste fliegen und ab und an stirbt auch jemand. Burt Reynolds und Clint Eastwood machen gute Miene zum betont schwungvollen Spiel und fragen sich dabei, was unter anderen Umständen hier wohl möglich gewesen wäre. Ursprünglich sollte City Heat nämlich von Blake Edwards inszeniert werden, basierend auf seinem eigenen Drehbuch. Als dann aber Reynolds sich weigerte, Julie Andrews als weibliche Hauptdarstellerin zu akzeptieren (die beiden waren bei Frauen waren sein Hobby aneinandergeraten), zog Edwards den Stecker und das ganze Projekt trudelte Richtung Mittelmäßigkeit.

Nach einem neuen Drehbuch, diesmal von Joseph Stinson, und der Übernahme der Regie durch Richard Benjamin ging es zwar vor die Kameras, aber so richtig erholt hat sich City Heat nicht mehr. Für den Film spricht vor allem die tolle Besetzung, die weiterhin noch Irene Cara, Madeline Kahn und Rip Torn umfasst, und die famose Ausstattung, die den Zeitrahmen der Handlung, die Prohibitionszeit, wunderbar einfängt. Alles andere jedoch lässt eher abraten und muss die Bemerkung erlauben, dass das Leben eigentlich zu kurz für mittelmäßige Berieselung ist. Bild und Ton der Blu-ray von Warner sind exzellent, das Artwork ist potthässlich und die Extras bestehen aus dem Trailer.
 

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/city-heat-blu-ray