Das schwarze Reptil (Blu-ray)

Nächte des Reptils

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Das schwarze Reptil wurde von John Gilling back-to-back mit Nächte des Grauens gedreht. Seinerzeit galten beide Filme als geringere Werke aus dem Hause Hammer, schon alleine deswegen, weil die großen Stars fehlten. Doch das ist heutzutage eine Stärke, "lenkt" doch kein großer Name von der Klasse der Geschichte und der Umsetzung ab.
Sieht man sich beide Filme hintereinander an, merkt man, wie stark dieselben Sets, aber auch Schauspieler genutzt wurden. In den 1960er Jahren fiel das dem Publikum nicht auf, wurden beide Filme doch nicht zeitgleich im Kino gezeigt.

Erzählt wird von einem Mann, der mit seiner Frau in ein geerbtes Haus einzieht. Sein Bruder ist gestorben – unter ungewöhnlichen Umständen, die nun ans Licht gebracht werden sollen. In diesem Ort geht der Schwarze Tod um. Niemand wagt darüber zu sprechen, am wenigsten ein Doktor und seine Tochter, auf der ein Fluch liegt.

Die Maske von Roy Ashton ist gut, aber gehört nicht zu seinen besseren Arbeiten. Das hat auch John Gilling erkannt, der es elegant und wirkungsvoll schafft, die Schlangenfrau im Schatten zu belassen. Das regt die Phantasie an, aber Das schwarze Reptil kann noch weit mehr als das. Gilling hat Anthony Hinds' Drehbuch mit steigender Spannungskurve inszeniert. Er baut auf das Mysterium und zieht den Zuschauer ins Geschehen hinein. Man weiß als Rezipient etwas mehr als die Hauptfiguren, aber auch daraus bezieht der Film Spannungspotenzial, zumal nie alles offenbart wird – erst zum Ende hin kommt die Aufklärung, die Das schwarze Reptil schon fast zu einer Art Kolonialdrama macht.

Die Geschichte profitiert zudem von ihrer Tragik, da sowohl der Doktor als auch seine Tochter unverschuldet ihr Schicksal ereilt. Das hebt den Film von üblichen Monster-Geschichten aus dem Hause Hammer ab und unterstreicht seinen fast einmaligen Status innerhalb des Studio-Ausstoßes. Im Gegensatz zu anderen Hammer-Filmen erscheint Das schwarze Reptil auch zahmer, er ergeht sich weniger in Blut und Entsetzen, sondern setzt auf Stimmung und Atmosphäre.

Bemerkenswert ist zudem, dass Michael Ripper, der in Dutzenden Hammer-Produktionen dabei war, hier eine richtig große Rolle spielt. Er ist fast so etwas wie der eigentliche Star von Das schwarze Reptil.

Das knapp 30-minütige Making-of befasst sich mit den Hintergründen, wobei nicht nur die großen Ereignisse abgehandelt werden, sondern auch die musikalische Untermalung betrachtet wird. Zudem erfährt man von den Schwierigkeiten, die mit dem Auftragen des Make-ups für die Schlangenfrau einhergingen. Interessant ist auch Mark Gatiss' Gedanke, dass die Geschichte im Grunde eine Variation des Werwolf-Mythos ist. Neben TV-Spots, Trailer, Werberatschlag und Bildergalerie gibt es zudem einen Audiokommentar von Dr. Rolf Giesen und Volker Kronz, der trocken geraten ist. Einiges wiederholt sich mit den Informationen des Making-ofs, bleibt im Gegensatz dazu sogar schwammig, dafür erweist sich gerade Volker Kronz aber als Kenner der Hammer-Historie.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/das-schwarze-reptil-blu-ray