Veteran - Above the Law

"Know your place!"

Eine Filmkritik von Lars Dolkemeyer

Wenn der einfache LKW-Fahrer aufsteht, seiner Unterdrückung durch die Geldmacht undurchsichtiger Konzernriesen ein Ende setzt und nur ein rechtschaffener Polizist sich gegen alle Korruption auf die Seite der Gerechtigkeit schlägt, dann sind alle Grundlagen für einen actionreichen Polizei-Thriller gelegt und die Adrenalinversorgung der Zuschauer ist sichergestellt. Aber hält die bewährte Mischung aus Kampfkunst und Humor, was sie in bester Tradition koreanischer Martial Arts-Filme verspricht?
Seo Do-cheol (Hwang Jung-min) ist erfolgreicher Ermittler im Kampf gegen das organisierte Verbrechen – gerade hat er einen Autoschieber-Ring hochgenommen, als der sadistische Milliardärs-Erbe Jo Tae-oh (Yoo Ah-In) eine seiner Gewalt-Eskapaden derart eskalieren lässt, dass mehr als nur das Image des Familien-Konzerns auf dem Spiel steht. Mit Skrupellosigkeit und der korrumpierenden Macht des Geldes versucht Jo Tae-oh, die wahren Ereignisse um den ungeklärten Selbstmord eines einfachen Firmen-Angestellten zu vertuschen. Doch Seo Do-cheol setzt alles daran und seine Karriere aufs Spiel, um dem verwöhnten Superreichen seine zahlreichen Verbrechen nachweisen zu können.
Schon mit der Eröffnungssequenz macht der Film klar, welche Richtung er in seinen zwei Stunden Laufzeit einschlagen wird: Treibende Pop-Musik unterlegt in rasantem Schnittrhythmus eine Verfolgungsjagd, die von einer überdrehten Martial Arts-Einlage abgeschlossen wird. Choreograph Jung Doo-hong, der neben zahllosen koreanischen Filmen etwa auch an R.E.D 2 und G.I. Joe: Retaliation gearbeitet hat, schafft gemeinsam mit Regisseur Ryoo Seung-wan eine feine Abstimmung von Körper und Bild, die bei enormem Tempo ihre eigene Ästhetik entfaltet, gerade ohne dabei konventionell oder unübersichtlich zu werden. So schafft Veteran es, mit der Basis ausgefeilter Action-Inszenierung eine Spannung zu erzeugen, die sich nicht lediglich in Montage-Stürmen erschöpft. Stattdessen liegt der Fokus ganz bei den Figuren.

Diese sind eben nicht die unzerstörbaren Action-Helden, die in einem Einerlei aus Kampf und Dialog-Hohlräumen dem Hollywood-Kino entstiegen sind – es ist der einfache Arbeiter, der menschliche Polizist, der hier zum Helden wird. Nicht etwa durch seine Berufung als Kämpfer, sondern durch seine Ideale. Nur durch das Feingefühl der Kampf-Inszenierungen gelingt es Veteran dabei, eine Tiefe zu erreichen, ohne dass sie den rasanten Action-Sequenzen lediglich erzwungen aufgesetzt wird. Die beiden zentralen Figuren, Polizist und Milliardärs-Erbe, als eingängige Vertreter des Konflikts von Ideal und Kapital, von Gerechtigkeit und Geldmacht, sind, vor allem auch aufgrund der beiden Darsteller, nie nur oberflächliche Stereotypen, sondern menschliche Verkörperungen der tragenden Prinzipien des Films.

So verbindet Veteran die relevante und wohl immer aktuelle Frage nach der Herrschaft finanzieller Macht, nach der Verantwortung jedes Einzelnen, mit einem trotz der Laufzeit kurzweiligen Action-Spektakel. Beides ergänzt sich dabei und gipfelt – natürlich – im entscheidenden Showdown, der zur Austragung eben jenes Kampfes wird: Lässt der Mensch sich von Strukturen der Herrschaft unterdrücken, an seinem Platz halten, oder wagt er den Widerstand, den Ausbruch gegen die sozialen Schranken? So erfindet Veteran das Genre zwar nicht neu, überzeugt aber durch diese gelungene Verknüpfung von Unterhaltungskino und politischer Relevanz.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/veteran-above-the-law