Bang Bang!

(K)night and Day in Indien

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Wer Filme wie Salaam Namaste – Hochzeit, Nein Danke! (2005) oder Bachna Ae Haseeno – Liebe auf Umwegen (2008) des indischen Regisseurs Siddharth Anand kennt und schätzt, den wird sein neuster Streich Bang Bang! (2014), der nun auf DVD (und Blu-ray) bei Rapid Eye Movies inklusive romantischem Poster erscheint, sicherlich überraschen. Locker auf dem Hollywood-Streifen Knight and Day (2010) mit Tom Cruise und Cameron Diaz in den Hauptrollen unter der Regie von James Mangold basierend trumpft Bang Bang! mit rasanter Action im gnadenlosen Superhelden-Modus auf, selbstverständlich unter der Flagge Bollywoods inklusive der üblichen lebhaften Gesangseinlagen und Tanzchoreographien.
Eingebettet in einen komplizierten politischen Thriller um internationale Korruptionen mit reichlich Gaunern und Cops platziert Siddharth Anand ein ungleiches Liebespaar auf Dauerflucht, das von den beiden indischen Superstars Katrina Kaif und Hrithik Roshan verkörpert wird, deren komödiantisches Talent hier ebenso zum Einsatz kommt wie ihre erotische Ausstrahlung und Anziehungskraft. Denn bei allen Turbulenzen auf der aktionslastigen Ebene bahnt sich zwischen der zurückhaltenden Bankangestellten Harleen und dem mysteriösen, von etlichen Mächten verfolgten, vermeintlichen Diamantendieb Rajveer eine heftige Romanze an, die allerdings permanent durch halsbrecherische Verfolgungsjagden unterbrochen wird.

Das philosophische Leitmotiv dieser Action-Komödien-Romanze jedoch als bewährter Baustein derartiger indischer Filmen stellt ein Wort zwischen Harleen und Rajveer dar, das durch seine variierte Wiederholung die Bedeutsamkeit eines ernsthaften Running Gags erhält. Hierbei handelt es sich um den Gedanken, "eines Tages" bestimmte Wünsche umzusetzen, wobei Rajveer behauptet, dass dieser vage Zeitpunkt durch Verschieben aus allerlei Gründen allzu oft in ein "Niemals" mündet. Diese banale, doch existenzielle Betrachtung liefert auch das Thema des Titelsongs "Bang Bang!", der ein Plädoyer für die spontane Umsetzung selbst verrückter Impulse darstellt, um dem Dasein seine kostbare Dynamik zu verleihen.

Nahezu wie eine pneumatische Comic-Figur wirbelt Hrithik Roshan als attraktiver, muskulöser Rajveer durch die üppige Dramaturgie und überwindet Schwerkraft und Verfolger, bis ihn schließlich Katrina Kaif als die gerade auflebende Harleen retten muss, die eigentlich nur mit Hilfe einer Partnerbörse im Internet ihre große Liebe finden wollte und versehentlich an den flüchtigen Tausendsassa geraten ist. Auch wenn es immer wieder musikalisch unterlegte Bildsequenzen ihrer wachsenden Innigkeit an unterschiedlichen Orten gibt und mitunter durchaus ansprechende Flirtgefechte über die Leinwand huschen, fällt die emotionale Komponente des Films angesichts der Übermacht an Action insgesamt doch recht bescheiden aus.

Doch gerade aus diesem Grund wird Bang Bang! zweifellos auch ohne Kinopräsenz hierzulande seine Fans finden, möglicherweise auch jenseits vom typischen Stammpublikum dieses Genres, dessen Anhängerinnen ob der reduzierten Romantik nicht allzu enttäuscht sein dürften, denn sanfte, prickelnde und sogar auch kussechte Sequenzen gibt es dennoch in ansprechender Art und Menge, flankiert von Formeln klassischer Liebesschwüre. Dass sich in Bang Bang! dann am Ende doch eine familiäre Rache als Motivation entpuppt, bereichert die im Verlauf der Handlung ein wenig marginalisierte hehre Thematik des Bollywood-Terrains deutlich, und wohlweislich harmonisch-familiär schließt das indische Roadmovie dann auch.

Quelle: www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/bang-bang